Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 93
Möglichkeit, obwohl es sich
um den Fonds Soziales Wien handelt, mich möglichst kurz zu fassen.
Es geht in diesem
Geschäftsstück um die Verträge, die die Stadt bislang mit den Vereinen hatte
und die jetzt vom Fonds übernommen werden müssen, übernommen werden. Mein
Kollege Margulies wird dazu wenige wesentliche Sätze sagen. Das heißt, auch diese
erspar’ ich mir jetzt. Was ich aber ... (GR
Günther Barnet: Wenige Sätze!)
Was ich aber so erstaunlich
finde, ist dass wir in eine Reform Hals über Kopf hineinstürzen, die so wenig
bis gar nicht vorbereitet ist, so absolut konzeptlos über die Bühne geht und
die einen derart nicht existenten Zeitplan hat, denn was wäre normaler gewesen
oder es wäre hier völlig selbstverständlich gewesen, diese Reform – ich sage
jetzt immer Reform dazu –, also eigentlich diese Ausgliederung so
vorzubereiten, dass mit Beginn der Tätigkeit des Fonds die allgemeinen wie die
speziellen Förderrichtlinien in abgesprochener Form, in endgültiger Form
festgeschrieben sind und man daher auch gescheite Verträge mit den Vereinen
machen kann.
Jetzt kommen wir in die
Situation, dass die meisten der alten schlechten Verträge übernommen werden
müssen, dass Druck ausgeübt werden muss und dass wir weit davon entfernt sind,
da tatsächlich sinnvoll arbeiten zu können.
Wir haben uns erkundigt.
Das kommt jetzt noch dazu und das ist eigentlich mein Hauptkritikpunkt. Wir
haben uns bei den Vereinen erkundigt, wer denn nun eigentlich dieses heutige
Geschäftsstück kennt und wer weiß, dass die Verträge in der derzeit aktuellen
Form übernommen werden. Das ist eine Minderheit. Eine kleine Minderheit der
Vereine weiß das. Die meisten wissen das nicht und einige sind auch gar nicht
damit einverstanden. Wir stürzen da in ein Chaos, in ein Kuddelmuddel hinein,
das wirklich absolut niemand verdient hat.
Und eigentlich wollte ich
noch einmal ganz grundsätzlich über alle Kritikpunkte reden, die die GRÜNEN an
den Fonds ... (GR Günther Barnet: War das jetzt eine Drohung?) Ich habe
das wirklich vorgehabt, aber irgendwie mache ich das jetzt doch nicht. (Beifall bei der ÖVP.) Danke!
Ich will in zwei Sätzen sagen,
wo die große Sorge liegt. Die ganz große Sorge ist, dass die Förderwelt, die
wunderbare, in die wir uns jetzt hineinbegeben, ja überhaupt nur ein
Zwischenschritt ist und wir ganz rasch in der Wettbewerbswelt landen werden,
dass dann der Markt regiert und der Markt ist nicht sozial. Und wer weiß, ob
der Markt überhaupt alle Leistungen erbringen wird, die die Menschen brauchen?
Wir haben Sorge, echte Sorge vor einem Sozialabbau, vor Lohndumping, davor,
dass die Arbeitsqualität der MitarbeiterInnen - und es handelt sich bitte um
15 000 Menschen! - noch schlechter wird als sie es ohnehin schon ist,
dass die Leute noch weniger verdienen und dass die demokratischen Rechte, die
diesen MitarbeiterInnen eigentlich zustehen müssten, nicht gegeben sind. Die
Mitarbeiterrechte und demokratischen Mitgestaltungsrechte sind nicht gegeben.
Das ist unsere große Sorge und die habe ich jetzt noch einmal deponiert. Ich
will, dass das ernst genommen wird. Ich will aber auch, dass der Fonds in
Hinkunft gut arbeitet.
Deswegen bringe ich jetzt
eine Beschluss- und Resolutionsantrag ein von Jerusalem, Pilz, Klicka, Korosec,
Kowarik und dieser Beschlussantrag fordert Folgendes:
„Der Beirat des Fonds
Soziales Wien soll unter Einhaltungen der Fristen umgehend einberufen werden,
damit umgehend möglich ist, dass alle wieder auf denselben Informationsstand
kommen, damit umgehend möglich ist, dass Transparenz eingeführt wird und damit
umgehend sinnvoll und konstruktiv auch gearbeitet werden kann.
In formeller Hinsicht
beantrage ich die sofortige Abstimmung dieses Antrags.“
Und das ist das Ende meiner
Rede. - Ich danke schön. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Dass man das noch erleben darf, dass die
Frau GRin Jerusalem sogar für den Fußball ihre Redezeit eingrenzt! Aber der
Parlamentarismus ist wichtiger. Die zweite Halbzeit sehen wir alle.
Frau
GRin Korosec.
GRin
Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es
wurde gestern sehr ausführlich über den Fonds Soziales Wien debattiert. An dem
Kuddelmuddel hat sich von gestern auf heute leider nichts geändert, nichts
verbessert und daher wird meine Fraktion selbstverständlich diesem
Geschäftsstück nicht die Zustimmung geben. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Herr GR Barnet. Die Redezeit ist
20 Minuten. (Allgemeine Heiterkeit.)
GR
Günther Barnet (Klub der Wiener Freiheitlichen): Das ist fast eine Halbzeit oder wie? Eine halbe Halbzeit. Nein (Weitere Heiterkeit. – GR Gerhard Pfeiffer:
Herr Kollege, wenn Sie jetzt „Nein“ sagen, haben Sie gewonnen!), Spaß
beiseite.
Der Fonds Soziales Wien,
wir wissen nicht viel über ihn. Wir sollten mehr darüber wissen, vor allem weil
er doch das eine oder andere an Kompetenzen bekommen wird. Ich habe mir das
jetzt auch in der Geschäftseinteilung angeschaut, die wir heute noch
beschließen werden. Da geht es ruckzuck in die Magistratsabteilung 15, die
die vorgesetzte öffentliche hoheitliche Dienststelle vor dem Fonds Soziales
Wien ist, über 80 Angelegenheiten, in Wahrheit alles in der Hand von zwei
mächtigen Männern, dem SR Serban in der MA 15 und von Herrn Hacker im
Fonds Soziales Wien. Das braucht Kontrolle. Das hat auch der Herr Volksanwalt
in seinem Bericht schon dargelegt, den wir gestern besprochen haben.
Und was
uns auch nicht klar ist und deswegen ist es in Ordnung, wenn der Beirat bald
einmal tagt, das ist die Frage der Wettbewerbsverzerrung. Es gibt da so ein
riesiges Gutachten mit einer Vielzahl von Seiten, die, wenn man sich Zeit
nimmt, mindestes eine Halbzeit eines Fußballspiels dauert, um sie durchzulesen.
Aber schlau ist man nachher noch nicht. Man weiß noch
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