Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 93
wieder Ruhe einkehren in Wien. Und vermutlich wird man auch versuchen, so schnell wie möglich den Pflegeombudsmann Dr Vogt einzubremsen, denn er ist unangepasst und er hat es gewagt, Missstände ehrlich anzusprechen. Nunmehr ist ihm auch die Frau StRin Pittermann abhanden gekommen, die ihn erfunden hat, und ich befürchte, dass der Pflegeombudsmann Dr Vogt in dieser Funktion nicht mehr lange für die PatientInnen, für die Angehörigen und für die Mitarbeiter seine Tätigkeit ausüben wird können. Man wird versuchen, wieder alle mundtot zu machen, die es wagen, Missstände aufzuzeigen, denn es soll ja offensichtlich kein Wölkchen die Feiern des Bürgermeisters im Herbst trüben.
Sehr geehrte Damen und Herren von der
Regierungsfraktion! Sie mögen feiern, wir Freiheitliche, wir werden nicht
feiern. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ. – GR Mag Thomas Reindl: Siehe Sonderparteitag in Linz!) Darf ich sprechen? – Wir werden
für die Wienerinnen und Wiener da sein. Wir werden vor allem für die alten und
pflegebedürftigen Menschen da sein, die durch Ihre bisherige unmenschliche
Politik unter die Räder gekommen sind.
Ich wünsche mir für die Menschen in dieser Stadt,
dass die Vorhaben, die die Frau StRin Brauner angekündigt hat, dass die
Reformen auch umgesetzt werden. Und an unserer konstruktiven Mitarbeit wird es
auch in Zukunft nicht mangeln.
Aber diesem Bericht, der gravierende Missstände
verniedlicht, der schwerwiegende Probleme im Bereich der Pflege und Betreuung
alter Menschen verharmlost, diesem Bericht, in dem Sie die Verantwortung von
sich schieben wollen, dem werden wir auf keinen Fall unsere Zustimmung geben. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Zu
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter
hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Christian Deutsch:
Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich kann es relativ kurz machen, möchte aber dennoch
festhalten, dass ich bei der Berichterstattung natürlich nur auf die
Schwerpunkte des Berichtes eingegangen bin, da ein 46-seitiger Gesamtbericht
vorliegt, der die intensive und umfassende Tätigkeit der
Untersuchungskommission sehr eindrucksvoll dokumentiert.
Ich möchte aber schon festhalten, ohne jetzt auf die
einzelnen Wortmeldungen einzugehen, dass die Untersuchungskommission
selbstverständlich entsprechend der Wiener Stadtverfassung durchgeführt wurde
und dass eine Befangenheit für kein Mitglied der Untersuchungskommission
festgestellt wurde. Es war das Recht jeder Fraktion, ihre Mitglieder für die
Untersuchungskommission zu nominieren.
Es ist aber selbstverständlich gewesen, dass der
Bericht, der heute zur Kenntnisnahme vorliegt, in der Untersuchungskommission
natürlich erst nach der Befragung der letzten Zeugen beschlossen wurde. Es ist
hier der Eindruck erweckt worden, als wäre eine Beschlussfassung bereits vorher
erfolgt. Das ist natürlich gänzlich falsch. Die Vorlage dieses Berichtes als
Entwurf erfolgte am 22. Juni mit dem Hinweis, dass allfällige neue Erkenntnisse
bei der Befragung des letzten Zeugen natürlich noch ergänzt werden können.
Darüber hinaus ist der Inhalt jeder Aussage in den Zusammenfassungen des
Vorsitzenden im Beschlussprotokoll erfasst, die in der Beilage auch Bestandteil
dieses Berichtes sind.
Und zur Kollegin Schmalenberg möchte ich nur sagen:
Es findet hier überhaupt keine Verharmlosung statt. Ich habe auch vorhin
mehrfach festgehalten, dass Pflegemängel nicht zu beschönigen sind und jeder
Pflegemangel ein Mangel zuviel ist. Und die Feststellung, dass Pflegemängel,
jedoch kein Pflegeskandal festgestellt wurde, sind Erkenntnisse aus den
Kontrollamtsberichten, die in den Bericht übernommen wurden, übrigens jene
Kontrollamtsberichte, die am 26. März einstimmig in diesem Hause auch zur
Kenntnis genommen wurden.
Diese Kontrollamtsberichte sind auch Basis des hier
vorliegenden Berichts, wie auch die Ergebnisse der Untersuchung der internen
Revision der Magistratsdirektion, wie die Beschlussprotokolle und auch die
schriftlichen Zusammenfassungen des Vorsitzenden, sodass ich der Meinung bin,
dass eigentlich alle Mitglieder der Untersuchungskommission diesen Bericht zur
Kenntnis nehmen können.
Bezüglich des Verlaufs der Untersuchungskommission,
nachdem auch hier einige Redner darauf eingegangen sind, möchte ich nochmals
festhalten, dass die Befragung einvernehmlich mit Mitte Mai abgeschlossen
wurde, dass gemeinsam alle Fraktionen der Auffassung waren, dass die Aufgabe
der Untersuchungskommission erfüllt ist, und ich meine, dass sechs Wochen
wirklich ausreichend sind, um einen Bericht vorzubereiten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es hat auch nie
einen kontrollfreien Raum gegeben. Das ist ein ganz wesentlicher Bereich, der
hier auch erwähnt werden soll. Sie sprechen immer nur von der behördlichen
Kontrolle. Die Kontrollen, die im Bereich der Geriatriezentren stattfinden,
sind vielfältige. Diese beginnen nämlich bereits bei der täglichen Pflege und
den ärztlichen Visiten und gehen über in die Qualitätssicherung beim
Krankenanstaltenverbund. Die politische Kontrolle liegt natürlich auch im
Bereich der Geriatriekommission. Und zur Wahrung der Patientenrechte gibt es
seit 1. Juli 1992 eine Patientenanwaltschaft. Dass als zusätzliche
lösungsorientierte Drehscheibe für Patienten der Pflegeombudsmann eingerichtet
wurde, ist eine weitere Möglichkeit dieser Kontrolle.
Wovon Sie aber alle miteinander nicht gesprochen
haben, was mindestens genauso wichtig ist wie diese unterschiedlichen Formen
der Kontrolle, ist die Mitarbeitermotivation, die auch entsprechend unterstützt
werden soll.
In diesem Sinne ersuche ich nochmals um Kenntnisnahme
dieses Berichtes. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Wir
kommen nun zur Abstimmung, wobei ich bemerke, dass gemäß § 59e Z 4
der Wiener Stadtverfassung nur über die Kenntnisnahme des Berichts der
Untersuchungskommission abzustimmen ist.
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