Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 93
Wohnbauförderungsmittel und die Lockerung der
restriktiven gesetzlichen ... (Zwischenruf der GRin Heike Trammer.)
Frau Kollegin, Sie brauchen mich nicht zu
unterbrechen! Sie waren das nämlich, die widerrechtlich einen Namen genannt
hat, obwohl wir ausgemacht hatten, dass wir das nicht tun. Sie können sich
selber bei der Nase nehmen, wie Sie in einer Untersuchungskommission sitzen und
wie Sie mit Rechten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgehen. (GRin
Heike Trammer: ... sagen die Unwahrheit! - StRin Karin Landauer: Bleiben Sie
bei der Wahrheit!)
Meine Damen und Herren! Die sozialdemokratische
Fraktion wird sich von Ihnen nicht beirren lassen. Wir werden unseren Weg zum
Wohle der Wienerinnen und Wiener auch im Bereich der Geriatrie weitergehen. Wir
in der Sozialdemokratie werden einen erfolgreichen Weg einschlagen, StRin
Brauner wird diesen Weg federführend mit uns mitzeichnen, und Sie werden in ein
paar Jahren schauen, was aus den Bereichen, die Sie jetzt so vehement
kritisiert haben, geworden ist. Ich wünsche uns dazu alles Gute.
Und Ihnen wünsche ich auch eines: Lernen Sie, und
lernen Sie aus der Geschichte, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.
- GR Günther Barnet: Bravo, Wagner! Bravo!)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Dr Pilz. Ich erteile es ihr.
GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Kollege Wagner, das ist wirklich eine gefährliche Drohung,
dass Sie sich nicht beirren lassen. Das ist mein Eindruck (GR Gerhard
Pfeiffer: Unbelehrbar!), und das ist auch mein Eindruck in der
Untersuchungskommission. Die Haltung der SPÖ durch all die neun Monate war: Wo
könnte ein Anwurf kommen, wo könnte ein Angriff kommen, und wie wehren wir uns
dagegen? Ihr Erkenntnisinteresse in der Untersuchungskommission war minus null!
Sie wollten nichts lernen, Sie wollten nichts sehen, Sie wollten nichts
verstehen. Sie wollten mauern und beschimpfen.
Wenn dann ein Zeuge, eine Zeugin dummerweise
offensichtlich etwas berichtet hat, was Ihnen nicht gefällt, wie zum Beispiel
... (GR Kurt Wagner: Wer hat wen beschimpft?) Herr Wagner, unterbrechen
Sie mich nicht, ich habe Sie auch nicht ... (GR Kurt Wagner: Jetzt sagen Sie
mir, wer beschimpft hat? Wer hat wen beschimpft?) Mich zum Beispiel haben
Sie in der Untersuchungskommission beschimpft - Schwamm drüber. (GR Günther
Barnet: Ja, das habe ich gehört!)
Sie haben nicht einmal Ihren eigenen Zeugen erwähnt,
den Herrn Bürgermeister, der sehr klar und sehr offen gesagt hat: Hier sind
Versäumnisse, hier sind Dinge schief gegangen, hier wurde ein Bereich
unterbewertet, hier hat die Stadt etwas nachzuholen, hier wurden Beschlüsse
nicht umgesetzt, es gibt nichts zu beschönigen.
Wo steht denn das alles in Ihrem Bericht? Herr
Deutsch hat auf enervierende Weise vorgelesen, was wir alle wissen - den
Persilschein der SPÖ für die Untersuchungskommission! Ich finde das provokant.
Aber ich finde es ziemlich nobel von Frau Kollegin Korosec, dass sie sich nicht
hinstellt und den Minderheitenbericht vorliest.
Ich hätte es gemacht, wenn ich Berichterstatterin
bin, denn diese Zumutung, dass man dieses Papier der Beschönigung und der
Verharmlosung auch noch hier vorliest, ist ein Skandal. (Beifall bei den
GRÜNEN, bei der FPÖ und bei der ÖVP.)
Und, Herr Kollege Wagner, Ihre ergänzenden Worte zeigen,
wie schlimm es um die SPÖ bestellt ist.
Vor einem knappen Jahr kam mir der Bericht der
MA 47 auf den Tisch, und ich kann Ihnen sagen, ich war nicht erstaunt über
das, was ich darin gelesen habe. Wir wussten, dass es so zugeht in den
Pflegeheimen, dass um 15 Uhr die Nachtruhe ausbricht, dass den Menschen
zugemutet wird die Hölle der Ereignislosigkeit, dass man sie warm hält, sauber
aufhebt und nichts mit ihnen macht, dass sie in freudlosen 8-Bett-Zimmern
untergebracht sind. Ich war nicht erstaunt über diesen Bericht, aber ich hätte
nicht vermutet und nicht gedacht, dass es die Stadt Wien endlich einmal selber
feststellt, dass es so ist. Die neue Qualität dieses Berichtes war: Die Behörde
selbst sieht ein Problem.
Der Punkt der SPÖ ist nur: Nur weil die Behörde ein
Problem sieht, unsere eigene Magistratsabteilung, deswegen lassen wir uns lange
nicht sagen, dass wir gefehlt haben, dass wir versäumt haben, dass wir versagt
haben.
Und Sie haben versagt, und Sie haben in der
Untersuchungskommission versagt. Und wissen Sie, warum Sie versagt haben? Weil
Sie keinen Schritt zurückmachen können. Sie hätten in der
Untersuchungskommission einen Schritt zurückmachen und sagen müssen: Schauen
wir uns die Verhältnisse an, die wir geschaffen und verantwortet haben. Schauen
wir uns an, in welchen Strukturen die Menschen leben müssen, was wir ihnen
zumuten, wenn wir sie in Großheimen aufbewahren, was wir ihnen zumuten, wenn
wir dort Menschen hineinstecken, die dort gar nicht hingehören. Sie haben
diesen Schritt zur Reflexion und zum Erkennen von Fehlern nicht gemacht. Sie
wollten ihn nicht machen. Sie haben alle die, die versucht haben, Sie dazu zu
veranlassen, entweder nicht zur Kenntnis genommen oder abgewiegelt und
verharmlost.
Bei manchen Ihrer Berichte und Interpretationen von
dem, was passiert ist in der Untersuchungskommission hatte ich den Eindruck,
ich war auf einer anderen Veranstaltung. Ihre Zusammenfassung dessen, was der
Herr Dr Vogt sagt, das spottet doch jeder Beschreibung. Der Herr Dr Vogt hat klar
und deutlich gesagt, dass es zumindest eine Zwei-Klassen-Unterbringung in der
Gemeinde Wien gibt. Er hat von St°Rochus gesprochen, St°Rochus, das ein
beschämender Ort der Vernachlässigung und der Missachtung alter Menschen ist.
Nichts davon steht in Ihrem Bericht.
Es haben Mitarbeiter und
Mitarbeiterinnen davon berichtet, unter welch unerträglichem Druck sie arbeiten
– nichts davon steht im Bericht. Und es haben Zeugen,
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