Gemeinderat,
45. Sitzung vom 01.07.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 93
Akut-Herzoperationen im AKH erinnern darf, wo wir seit Jahren eine Situation haben, dass wir mangels Personals - und zwar nicht mangels ärztlichen Personals, sondern mangels des zuständigen Assistenzpersonals, wofür die Stadt Wien die Verantwortung trägt - eine Situation vorfinden, dass leider Gottes im Schnitt alle eineinhalb bis zwei Wochen Menschen unnötig sterben müssen. Das muss man wissen, und ich hoffe, es wird Ihnen gelingen, Frau Mag Brauner, dies zu korrigieren.
Ich kann diese Regierungsumbildung nicht nur in den
eigenen Worten zusammenfassen, sondern ich fasse sie in den Worten des großen
Vorsitzenden der SPÖ zusammen. Der allergrößte sitzt hier, aber ich meine jetzt
den Alfred Gusenbauer. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Er hat vor wenigen
Tagen anlässlich der Regierungsumbildung an anderer Stelle Folgendes gesagt,
und ich brauche hier nur die Namen auszutauschen: In der Regierung gehören
mehrere Personen ausgetauscht - es bleibt angesichts der nicht sehr großen
Riege jetzt eurer Phantasie überlassen, wer da aller in Frage käme -, also in
der Regierung gehören mehrere ausgetauscht, man habe jedoch eine große Chance
versäumt, sagt er, und nur eine kleine Korrektur statt einer grundsätzlichen
Umbildung vorgenommen. Die bisher fehlgeschlagene Politik werde offenbar
fortgesetzt, damit werde aber kein Problem der SPÖ, der Regierung und der Stadt
gelöst. - Zitat Alfred Gusenbauer, ich glaube, am Montag dieser Woche. (Heiterkeit
bei Bgm Dr Michael Häupl.)
Dem ist eigentlich nichts Wesentliches hinzuzufügen (Bgm
Dr Michael Häupl: An das erinnere ich dich noch!), außer ein bisschen
Literatur, das tut ja diesem Haus nicht schlecht. Marie von Ebner-Eschenbach,
man wird es kaum glauben, hat einen Ausflug in die große, weite Welt der
Seefahrt gemacht - dazu habe ich eine gewisse Beziehung -, und sie hat uns mit
einem kleinen Gedicht ein schönes Sittenbild oder Bild des Politikstils der
Wiener SPÖ und ihres Fährmanns geliefert. Es ist das Gedicht vom Schiff, das da
lautet:
"Das eilende Schiff, es kommt durch die Wogen
wie Sturmwind geflogen. Voll Jubel ertönt's vom Mast und vom Kiele: Wir nahen
dem Ziele. Der Fährmann am Steuer spricht traurig und leise: Wir segeln im
Kreise." (Heiterkeit bei ÖVP und FPÖ.)
Das ist der Stil der Wiener SPÖ. - Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Nächster Redner ist Herr GR Strache. - Bitte.
GR Heinz-Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Man kann ja nur sagen: Endlich, endlich, endlich (GR
Harry Kopietz: ... wird Strache Vizevorsitzender!) hat sich doch etwas
bewegt! Endlich, endlich, endlich, nachdem ja die Ankündigung schon am
9. Jänner erfolgt ist, in der Sie, Herr Bürgermeister, damals den
Offenbarungseid öffentlich abgelegt haben und festgehalten haben mit den Worten
- ich darf in Erinnerung rufen und zitieren -: "Ich bin nicht blind, es
gibt Defizite", zugegebene Schwachstellen in der Wiener Stadtregierung,
und das wurde von Ihnen auch kritisiert.
Damals hat man sich sogar bemüßigt gesehen, diese
großen Schwachstellen der Wiener Stadtregierung auch der auflagestärksten
Tageszeitung mitzuteilen und das zu bestätigen. Dann haben wir gewartet,
gewartet und gewartet - Untätigkeit, man kann es auch als Handlungsunfähigkeit
bezeichnen. Man hat in Wirklichkeit die verantwortlichen Stadträte im Unklaren
gelassen: Wer ist denn jetzt eigentlich gemeint? (GRin Mag Sonja Wehsely: Wie mitfühlend!) Wahrscheinlich hat sich
auch jeder betroffen gefühlt. Man kann sich vorstellen, was für ein Empfinden
bei den Stadträten vorhanden war, die in Wirklichkeit seit 9. Jänner damit
gerechnet haben: Trifft's mich, oder wen trifft's?
Ständige Unklarheit, ständiger weiterer Stillstand,
der seit diesem Datum auch gelebt wurde, Lähmungsfrust, der vorhanden war, und
das spürt man ja auch: Die Akzente fehlen in dieser Stadt, die Reformen und die
Impulse in dieser Stadt werden leider Gottes immer geringer.
Ein halbes Jahr später jetzt endlich doch eine
Veränderung; man kann sie auch reine Kosmetik nennen. Man hat also bei der
StRin Pittermann offensichtlich gedacht, das ist ein billiges Opfer, da kann
man auch die eigene Verantwortung, die man eingestanden hat, auf jemand anderen
sichtbar in der Öffentlichkeit bildlich abladen, nämlich die StRin Pittermann
als Opfer verwenden und sie abzulösen, die ja vieles vom Vorgänger und
nunmehrigen Finanzstadtrat Rieder geerbt hat, der ihr in Wirklichkeit diesen
chaotischen Haufen im Gesundheitsbereich übertragen hat, mit dem sie dann
umgehen musste. Sie hat es sehr, sehr ernst gemeint, und ich möchte mich
deshalb auch bei ihr bedanken, weil sie nach den Skandalen in Lainz sehr wohl
ambitioniert an die Sache herangegangen ist und wirklich bemüht war, in diesen
Bereichen etwas zu ändern, weil das System ein falsches ist. Man muss auch als
Oppositionspartei die Größe haben, das einzugestehen, und das möchte ich hier
für Frau StRin Pittermann von unserer Seite aus tun. (Beifall bei der FPÖ.)
Aber es ist nicht schön, dass man sie quasi als Bauernopfer vorgeschoben hat.
Wenn ich mir die zweite Veränderung ansehe, jene im
Umweltbereich, so muss ich sagen, an Frau StRin Kossina ist mir nichts Gutes,
aber auch nichts Negatives aufgefallen. Sie war eigentlich unauffällig, aber die
Fehler, die großen Fehler habe ich in diesem Ressort nicht gesehen. Das waren
offensichtlich mehr oder weniger machtpolitische interne SPÖ-Überlegungen, hier
eine andere Kollegin zu positionieren.
Aber die Schwachstellen liegen in
anderen Bereichen, die man nicht in Angriff genommen hat. Gehen wir die
Schwachstellen und die anderen Bereiche einmal durch. Da gibt es schon einmal
den Bereich des Ressorts von Herrn StR Rieder, den Finanzbereich, den
Wirtschaftsbereich, den Budgetbereich. Dort liegen ja die Zahlen auf dem Tisch,
und da muss man auch sagen, die Spatzen haben eigentlich von Dächern gepfiffen,
dass Sie auch gehen werden, weil bei Ihnen leider
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