Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 95
menschlichen Problemen, die fast bis hin zu Handgreiflichkeiten gegangen sind. In dieser Deutlichkeit, glaube ich, kommt das, was wir da zu lesen bekommen, selten vor. Das Kontrollamt spricht von "Reibungsverlusten in der täglichen Arbeit". Das war an sich sehr - wie soll ich sagen? - elegant ausgedrückt.
Das Rabenhof Theater hatte sich, wie gesagt, zum Ende
der Prüfung bereits in Liquidation befunden. Man sieht, wie da auch zum Teil
sorglos mit Subventionen im Kulturbereich umgegangen wird.
Die Prüfungstätigkeit des
Kontrollamts setzt sich auch damit auseinander, wie es mit der Zielerreichung
von Projekten aussieht, und in diesem Zusammenhang ist sicher auf das schon
genannte Projekt der Wiener Geschützten Werkstätten zu verweisen. Es war sehr
interessant, im Bericht zu sehen, wie sehr sich ein Projekt doch vom
ursprünglichen Auftrag wegentwickeln kann, und es ist gut, dass das Kontrollamt
dann auch aufzeigt, dass man da nachjustieren muss, dass man da etwas
überdenken muss. Es hat auch angeregt zu überdenken, ob das Projekt eigentlich
noch sein Ziel erreicht, ob das, was man ursprünglich wollte, auch tatsächlich
geschieht, nämlich behinderten Menschen eine Zukunftsperspektive zu zeigen, sie
einzubinden, ihnen eine Aufgabe zu geben, ihnen (GR Kurt Wagner: Psychisch
Kranke!) - ja, aber auch ... (GR Kurt Wagner: Das ist nicht gleich
Behinderte!)-– ja,
psychisch kranken Menschen (GR Johann Römer in Richtung des GR Kurt Wagner:
Herr Doktor Wagner!) - ein Ziel zu geben, ihnen zu zeigen, dass sie im
Arbeitsprozess eine wichtige Position haben können, dass sie daran teilhaben
können. Wenn letztendlich das, was das Kontrollamt dann aufzeigt, erkennen
lässt, dass die psychisch kranken Menschen immer weniger in die Projekte
eingebunden sind und die hauptberuflichen Mitarbeiter dort dann die Arbeit
vollbringen, dann geht das eindeutig am Ziel vorbei.
Es gab einen Bericht zum Erlebnisbad Penzing, in dem
auch deutlich eine Reihe von technischen Mängeln aufgezeigt wurde und aus dem
auch hervorgeht, dass ein ehrgeiziges Projekt, nämlich der Versuch, ein
städtisches Bad so quasi halb in die Privatwirtschaft oder Privatsphäre zu
überführen und es nach ein paar Jahren der Subventionierung dann sozusagen
alleine wirtschaften zu lassen, auf Grund der mangelhaften Vereinbarungen, die
getroffen wurden, so wie es aussieht, dann doch scheitert und dieses Projekt
letztendlich kein positives Ende findet.
Der Bericht zum Biosphärenpark Wienerwald hat
aufgezeigt, dass es offensichtlich der Stadt Wien als einem Part in dem Verein
Wien-Niederösterreich nicht gelungen ist, selbst zu kontrollieren. Es ist
nämlich der andere Partner, das Land Niederösterreich, doch deutlich mit seinen
Zahlungen im Rückstand; das ist heute im Rahmen der Debatte zur Geschäftsgruppe
Umwelt schon gesagt worden.
Was auch aufgezeigt wurde und was ich auch nicht für
sehr optimal halte, war zum Beispiel, dass sich der mit diesem Projekt
Beauftragte in einer Abhängigkeit, in einer Weisungsbindung gegenüber den
beiden Umweltlandesräten befindet. Wir haben das im Ausschuss auch sehr
intensiv diskutiert.
Das Kontrollamt hat weiters die Mängel der
Reinigungsverträge beziehungsweise die Probleme mit der Reinigung im
Zusammenhang mit den Fiakern aufgezeigt. Es hat mangelhafte Verträge im Bereich
der Reinigung der Wiener Märkte aufgezeigt. Das war für mich auch ein sehr
interessanter Bericht, denn da ist es wirklich vorgekommen, dass in
311 Fällen keine ordnungsgemäße Leistungserbringung festgestellt wurde,
und dennoch ist es in einer Vielzahl von Fällen zu Vertragsverlängerungen
gekommen - was ja nicht Sinn der Sache ist. Das Kontrollamt hat vorgeschlagen,
eventuell die MA 48 einzuschalten. Ich frage mich auch, ob es nicht
möglich ist, Verträge genauer zu gestalten beziehungsweise dort, wo das Problem
liegt, diese Verträge, wenn sie genauer gestaltet sind, dann auch durchzusetzen
beziehungsweise einfach Aufträge zu stornieren oder Verträge zu kündigen, wenn
die Leistungserbringung eine so schlechte ist wie in diesem Fall. Man hat ja
mit der MA 48 einen guten Reinigungsbetrieb zur Hand, der sicherlich
jederzeit einspringen kann, wenn so ein Vertrag gekündigt wird.
Es gab einen Bericht zur Vergabe der Meierei im
Stadtpark. Auch hier hat das Kontrollamt mangelhafte Vorgangsweise konstatiert,
etwa nicht sehr transparente Bewertung der Angebote. Viele Bieter wurden nur
mangelhaft informiert. Es hat geheißen, eine Vergabe könne nur an einen hoch
stehenden Gastronomiebetrieb erfolgen. Wie hoch stehend die Gastronomie ist,
wurde aber eigentlich nie geprüft. Auch der Vertrag war in weiterer Folge sehr
mangelhaft im Zusammenhang mit dem Denkmalschutz.
Das Kontrollamt hat Missverhältnisse beim UVS
festgestellt, und zwar Missverhältnisse zwischen der tatsächlichen Aktenzahl
und dem, was dem Gemeinderat gemeldet wird. Es hat darauf hingewiesen, dass es
hohe Rückstände und sehr viele Verjährungen gibt.
Das Kontrollamt hat sich mit dem geschäftlichen Flop
des Wien°Kanal-Abwassertechnologie-Geschäfts in Amerika auseinander gesetzt.
Trotz der hohen und guten Technologie - ich habe zu einem anderen Zeitpunkt
auch schon über dieses Faktum gesprochen -, die wir in diesem Bereich haben,
ist es der US-Tochter unter der Leitung der Nettig-Tochter nicht gelungen, auf
dem US-Markt längerfristig zu bestehen.
Wie gesagt, das waren Berichte, die sich im Großen
und Ganzen im üblichen Bereich abgespielt haben. Wir haben einen großen Teil
von Berichten gehabt, die sich mit dem Gesundheits- und dem Geriatriewesen
beschäftigt haben, aber ich denke, diese Berichte sind Gegenstand der morgigen
oder übermorgigen Diskussionen, auf die möchte ich nicht näher eingehen.
Eine Reihe weiterer Berichte hat
sich mit Um- und Neubauten in diversen Gebäuden, zum Beispiel auch in Schulen,
befasst. Auch da war, wie gesagt, die Kritik des Kontrollamts nichts Neues:
Mangelhafte Planung, mangelhafte Ausschreibung, mangelhafte Durchführung,
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