Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 90 von 95
Anonymisierung konkret? - Den verantwortlichen
Mitgliedern des Kontrollausschusses wird die Möglichkeit des rechtzeitigen
Lokalaugenscheines ebenso genommen wie die Möglichkeit des Vergleiches und das
Aufzeigen von Wiederholungstätern. Der vorgeschobene Vorwand des Datenschutzes
- was wird da geschützt?, die Adresse einer Schule, die Adresse eines
Amtsgebäudes?, doch sicher nicht die Intimsphäre oder personenbezogene Daten
von irgendjemandem! (GR Kurt Wagner: Wollen Sie jetzt von Ihrem Argument
...?) - konnte bis dato nicht von einem stets zitierten, doch nie
überreichten und hergezeigten Rechtsgutachten untermauert werden und wird auch
von Rechnungshofbeamten als unhaltbarer Unfug bezeichnet. (Beifall bei der
ÖVP. - GR Godwin Schuster: ... dass Sie eine Meinung haben!)
Es bleibt für mich eigentlich unbegreifbar, dass sich
die Leitung des Kontrollamtes für so etwas einspannen lässt. Alles in allem,
meine Damen und Herren, hält die SPÖ die Kontrolle bewusst an der kurzen Leine.
Sie achtet sorgfältig darauf, dass ihre Schützlinge unbehelligt bleiben und
damit alles beim Alten bleibt. (GR Godwin Schuster: Wider besseres Wissen
sagen Sie das!) Ich werde Ihnen das jetzt auch gleich beweisen, mit einem
letzten Beispiel beweisen. (Zwischenruf des GR Kurt Wagner.)
Es liegt zwar schon eine Periode zurück, konnte aber
erst in der vergangenen ein bisschen ins Rollen gebracht werden. Vielleicht
erinnern Sie sich noch an die Verschwendungsorgie der Wasserwerke im Amtshaus
6. Bezirk, mit einem Schaden von 3 Millionen ATS. Völlig
ungehindert ob der Rüge des Kontrollamtes - es hat nur zwei, drei Jahre länger
gedauert - hat man dort noch etwas Gröberes erfunden, nämlich die weltteuerste
Portierloge mit 5 000 EUR pro Quadratmeter.
Passiert ist gar nichts - so lange, bis Kollege
Pfeiffer und ich im März des Vorjahres einen entsprechenden Brief zuerst an den
Kontrollamtsdirektor, der ihn richtigerweise an den Magistratsdirektor
weitergegeben hat, gerichtet haben. Dann hat es sieben Monate gedauert, sieben
Monate und eine parlamentarische Anfrage lang gedauert, bis uns der Herr
Bürgermeister zwei Sätze über eingeleitete Disziplinarverfahren mitgeteilt hat.
Deren Ausgang bleibt aber wieder irgendwo im weit verzweigten Gedärme des
Rathauses verborgen.
Meine Damen und Herren! Diese Art der Kontrolle ist
unzeitgemäß, sie ist unzureichend, und sie ist mir zu wenig unabhängig.
Verwechseln Sie daher unsere Zustimmung zum Kontrollamts-Tätigkeitsbericht
nicht damit, dass wir vielleicht die Wiener Kontrollrealität akzeptieren könnten.
Wir werden ganz genauso wie bei der Verfassung, ganz genauso wie bei der
Geschäftsordnung, ganz genauso wie bei den Untersuchungsausschüssen nicht
locker lassen, bis auch für die Kontrolle mitteleuropäische Zustände herrschen.
(Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Reinberger.
GRin Brigitte Reinberger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Berichterstatter! Sehr geehrter Herr Kontrollamtsdirektor! Sehr geehrte Damen
und Herren vom Kontrollamt! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Ja, so pointiert wie der Kollege Prochaska kann man
es nicht, zumindest ich kann das nicht. (GR Godwin Schuster: Sachlichkeit
ist besser als Show!) Es war auch durchaus sachlich, er kann es eben Gott
sei Dank sachlich und pointiert bringen. Das ist dann immer sehr heiter, nur
glaube ich, so heiter ist das, was im Kontrollamtsbericht, in den
Kontrollamtsberichten wiederholt auftaucht, eigentlich nicht.
Wir haben wieder einen sehr umfangreichen
Tätigkeitsbericht des Kontrollamtes, und es sind im Prinzip, wie schon gesagt
worden ist, immer wieder dieselben Mängel, die auffallen: Mangelhafte Vergaben
durch unzulängliche Leistungsverzeichnisse, weniger Positionen ausgeführt als
ausgeschrieben, Massenmehrungen an anderen Stellen, mangelhafte Bauabnahmen,
mangelhafte Bauaufsichten und so weiter und so fort. Das führt dann meistens
dazu, dass die Dinge viel mehr kosten, als ursprünglich angenommen.
Ich bin seit 1995 im Kontrollausschuss, seit 1995
lese ich diese Kritikpunkte, seit 1995 höre ich auch die Hinweise der
zuständigen Stellen, die dann Besserung geloben - ich lese es in den
Stellungnahmen dazu -, und seit 1995 merke ich in den Berichten keine Besserung.
Herr Kollege Kenesei hat gesagt, er ist ein gelernter Pessimist. Ich sage, als
praktizierende Kontrollorin ist mir das natürlich nicht ganz fremd, dass nicht
alles, was eine Kontrollbehörde aufzeigt, auch immer umgesetzt wird
beziehungsweise verbessert wird. Das kenne ich also auch aus eigener Praxis.
Aber eines muss ich schon sagen: Was ich seit neun
oder zehn Jahren hier im Kontrollausschuss erlebe, ist mir in dieser Heftigkeit
und Deutlichkeit in meinem beruflichen Leben noch nicht untergekommen. Da habe
ich den Eindruck, dass sich doch auf Bundesebene wesentlich schneller etwas
bessert, als sich das offensichtlich im Bereich der Stadt Wien tut.
Wenn man diese Vielfalt von Berichten so durchschaut,
man kann sie nicht alle zitieren, man kann nur ein paar herausgreifen; ich
finde, ein besonders plakatives Beispiel für alle diese eingangs erwähnten
Mängel waren mehrere Berichte des Kontrollamtes, die sich mit einem Zu- und
Umbau der Rettungszentrale und deren Vergabe auseinander gesetzt haben. Denn da
ist so ziemlich alles schief gelaufen. Da war die Planung schlecht, da hat es
auch Mängel in der Vergabe gegeben.
Es hat in der Umsetzung dann
noch Umplanungen gegeben. Wenn man während der Durchführungsphase noch
Umplanungen vornimmt, dann wird das Ganze derartig unübersichtlich, dass
schlussendlich keiner weiß, warum was zu Teuerungen geführt hat.
Neben diesen Bauvorhaben hat sich
das Kontrollamt aber auch, wie gesagt, im Kulturbereich mit vielen Dingen
auseinander gesetzt, und ich denke, auch da war das Beispiel Rabenhof ein
besonders pointiertes: Diese chaotischen Gebarungszustände, diese
innerbetrieblichen Probleme in Form einer Heftigkeit von zwischen
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