Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 95
haben wir heute schon ein paar Mal in der Donaustadt
behandelt, ist und bleibt der Verkehr. Ich würde das einmal so sagen, Sie alle
wissen, welche Themen laufen, wir wissen aus wissenschaftlichen Untersuchungen,
dass sehr viel von den CO2-Einsparungen der letzten Zeit durch die
Zunahme des CO2-Ausstoßes kompensiert wurden. Das heißt mit anderen
Worten, die Erfolge in der Luftreinhaltung, die es da und dort gegeben hat,
werden durch die Verkehrszunahme leider zunichte gemacht. Wir allen kennen die
Shellstudie, die für die nächsten Jahre eine Zunahme der Motorisierung um
35 Prozent prognostiziert hat, wobei ein Großteil des zusätzlichen
Verkehrsaufkommens auf die Bezirke jenseits der Donau entfallen wird, da dort
auch das Bevölkerungswachstum am höchsten ist. Ein Großteil der CO2-Emissionen
geht auf das Konto von Stauzeiten und Parkplatzsuche im Verkehr.
Meine Damen und Herren, somit ist in unseren Augen
die Verkehrspolitik in dieser Stadt als ein wichtiger Bestandteil der Umwelt zu
sehen. Aber aus dieser Richtung haben wir vom Umweltressort sehr wenig gehört.
Ich habe heute auch schon gesagt, es nützt mir nichts, wenn ich gegen eine
Untertunnelung oder gegen eine Brücke bin, der stehende Verkehr in der
Donaustadt, der tagtäglich stattfindet, bringt so viel CO2-Ausstoß,
dass ich wirklich sagen muss, ich frage mich, wo die vernünftige Lösung ist.
Ein Gruß an die GRÜNEN. Da muss ich schon dem Rüdiger Maresch sagen: Stelle
dich einmal in der Früh und am Abend dort hin, dann wirst du sehen, was für ein
Ausstoß an Abgasen kommt. Es kann dann wirklich weniger sein, als der auf uns
vielleicht zukommende Mehrverkehr durch die Durchfahrung. Ich glaube fest
daran, dass wir in der Donaustadt im Ortsverkehr dadurch wesentlich verschont
werden würden.
Für mich als Mandatar in der Donaustadt ist
jedenfalls der Sinn des Umweltschutzes und der Lebensqualität der Bürger des
Bezirks äußerst wichtig, dass rasch, aber wirklich rasch, Verkehrslösungen
gefunden werden, die verhindern helfen, dass immer mehr Menschen im Bezirk, in
dieser Stadt und in diesen Bezirksgrätzeln im Stau stehen und damit sinnlose CO2-Emissionen
produzieren. Wie mein Kollege Rudi Klucsarits schon ausgeführt hat, stehen wir
in der Umweltpolitik dieser Stadt vor einer Wende. Meiner Meinung nach nicht
nur aus persönlicher Sicht.
Bei dieser Gelegenheit, weil wir alle heute schon von
angenehmen und guten Worten gesprochen haben, wünsche ich der Stadträtin, die
heute das letzte Mal hier im Umweltausschuss sitzt, alles Gute für die Zukunft,
einen guten Sprung in ihre neue Tätigkeit. Ich wünsche mir, dass die neue
Stadträtin zumindest auch ein halbwegs angenehmer Partner sein wird.
Ich freue mich auch, dass ich die ganzen
Bereichsleiter der Umwelt hier habe und ich danke Ihnen für Ihre Arbeit im vergangenen
Jahr. Es war immer angenehm mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Ich wünsche Ihnen
noch einen schönen Abend und hoffe, dass es nicht mehr so lange dauert. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr GR Wutzlhofer, bitte.
GR Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Liebe Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Ich möchte den Beginn meiner Rede ein bisschen
umbauen und etwas Wissenschaftstheoretisches sagen. Diese Umweltdebatte könnte
ein Lehrbeispiel für konstruktivistische Kognitionstheorie sein. Die sagt, dass
Erkenntnis nicht objektiv ist, sondern immer subjektabhängig, dass die
Beobachtung immer vom Beobachter abhängt und dass Person A ein Phänomen ganz
anders wahrnehmen kann als Person B. Wenn zum Beispiel der Rüdiger Maresch
diese Wiener Umweltpolitik anschaut, sieht er etwas ganz anderes, als wenn sich
die Sonja Ramskogler das anschaut. Wenn sich die GRÜNEN Umweltpolitik
anschauen, ist alles schlecht, überall Autos, Abfallvermeidung Stiefkind, Smog,
Verkehrslawine, ein umweltpolitisches Sodom und Gomorrha. Wenn wir uns das
anschauen, finden wir das super. Ich auch. Wir sind auch stolz darauf. (GR
Mag Rüdiger Maresch: Das ist das Problem! Alles ist super!) Wenn Sie sich
zum Beispiel, die Sonja hat das zitiert, Mercer anschauen, eine international
renommierte Unternehmungsberatungsagentur, findet die das auch super. Sie
findet, Wien hat die höchste Lebensqualität von allen Städten in der EU. Wenn
sich die FPÖ das anschaut, findet sie das wieder grauslich, das ist überhaupt
nicht Abfallvermeidung und alles ist echt unterm Hund.
Das ist an sich kein Problem, aber die
konstruktivistische Wissenschaftstheorie ist eigentlich hegemonial in der
Philosophie. Es ist total okay, dass ihr etwas ganz anders seht als wir.
Interessant wird es dann, wenn man sich anschaut, was alle anderen sehen. Zum
Beispiel, was sehen die Wienerinnen und Wiener? Die sehen das zu großer
Mehrheit ziemlich ähnlich wie wir. Die sagen zum Beispiel in der "Leben in
Wien"-Studie mit einem Sample von 8 000 und mehr, ich glaube,
8 300, jedenfalls zu mehr als zwei Drittel: "Umweltqualität
gut". Das ist eigentlich okay, kann man sagen. (GR Mag Rüdiger Maresch: Ein bisschen laut ist es allerdings!) Die
sehen das ziemlich so wie wir. Der Rüdiger geht durch den Prater und sieht
überall Autos und Stau. Die Leute sehen zu zwei Drittel gute Umweltqualität.
Das ist, um jetzt wieder ernst zu werden, ein absoluter Spitzenwert für eine
Metropole. Das ist ein ausgesprochen gutes Zeugnis für sozialdemokratische
Umweltpolitik und darauf sind wir stolz. (Beifall bei der SPÖ.)
Dass nämlich die Lebensqualität in
Wien so hoch ist, hat etwas damit zu tun, dass Wien Umweltmusterstadt ist, hat
etwas damit zu tun, dass es in Wien, obwohl Wien eine Metropole ist, einen
Nationalpark gibt, dass es in Wien Hochquellwasserleitungen und perfektes
Trinkwasser für alle gibt, worum uns die ganze Welt beneidet, hat etwas damit
zu tun, dass Wien eine saubere Stadt ist, hat aber auch mit einer sehr
engagierten und konsequenten Umweltpolitik zu tun, deren Kernpunkt Klimaschutz,
Umweltschutz und Ressourcenschonung sind. (GR Mag Rüdiger Maresch: Was
funktioniert eigentlich
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular