Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 95
Maresch. Ich erteile es ihm.
GR Mag Rüdiger Maresch
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Zunächst einmal: Bei so einem Rechnungsabschluss muss
man sich eigentlich einmal überlegen, wie viel Arbeit es für die Beamten und
für die Beamtinnen in den magistratischen Dienststellen bedeutet, so etwas zu
machen und unterm Jahr sehr, sehr viel Arbeit zu leisten und auch die Fragen
der Opposition zu beantworten. Da zunächst einmal vielen herzlichen Dank für
diese wirklich ausgezeichnete Arbeit einerseits, andererseits aber auch für
viel Engagement, das sie zum Teil oder zu einem sehr, sehr beträchtlichen Teil
in ihren Dienststellen geleistet haben.
Ich habe bei der Budgeterstellung oder bei der
Budgetdiskussion im Herbst schon einmal dazu gesprochen, dass die Ablösung der
Frau Stadträtin in der Luft liegt. Jetzt passiert diese Ablösung. Ich wünsche
ihr viel Glück im neuen Job und viel mehr Glück, als sie in ihrem politischen
Amt gefunden hat.
Zunächst einmal ist aber in Wirklichkeit eigentlich
dafür nicht die Frau Stadträtin irgendwie jetzt zu kritisieren, sondern im
Grunde genommen möchte ich mich mit der Umweltpolitik der SPÖ, der absoluten
SPÖ-Mehrheit hier in Wien einmal genauer auseinander setzen.
Bezeichnend für die Umweltpolitik war schon einmal
dieses lange Hin und Her, gibt es eine Ablöse im Ressort oder nicht. Die Medien
haben es immer wieder mit einem gewissen Gespür herbeigeschrieben, vielleicht
aber auch darüber geschrieben, wann jetzt eine große Ablöse kommen soll und
wann nicht. Ich glaube, dass es zum Beispiel im Grunde genommen schwierig ist
zu arbeiten, wenn man permanent im Gespräch ist. Das kann ich mir schon gut
vorstellen. Aber im Grunde genommen hätte es durchaus eines Machtworts der
politischen Führung der SPÖ bedeutet, da etwas zu tun, aber man wollte nicht
oder frau wollte nicht. Ich glaube eher, man wollte in dem Fall nicht.
Aber wenn man sich die Umweltpolitik der Stadt einmal
anschaut, so gibt es grundsätzlich drei wichtige Dinge, die da im Vordergrund
stehen.
Wien ist super, Wien ist superer, Wien ist am
supersten. Das sind die drei Sätze, die wir ganz oft hören, die ganz vielen
Leuten außerhalb des Rathauses eigentlich schon ein bisschen auf den Nerv
gehen. Dass die Stadt immer Stadtmarketing betreibt, das kann schon gut sein,
aber übertreiben sollte man es vielleicht nicht.
Und ich glaube, in diesem Bereich hat man es einfach
übertrieben. Immer davon zu reden, Wien ist Umweltmusterstadt, Wien ist super,
Wien hat die beste Luft, Wien hat das beste Wasser, Wien hat die beste Natur, Wien
hat den besten Boden, Wien hat alles am Besten – das geht eigentlich wirklich
zu weit und fällt wirklich in das Feld des Umweltpopulismus, dass immer alles
super ist.
In Wien ist nicht alles super, sondern Wien hat
einige sehr, sehr gute Dinge, die soll man auch in den Vordergrund stellen,
aber dass alles super ist, halte ich für eine ziemliche Übertreibung.
Wenn man es sich überlegt: In der Naturschutzpolitik
ist einiges passiert. Es ist auch einiges sehr Positives passiert bei der
Renaturierung. Zum Beispiel, dass der Unterlauf der Liesing renaturiert wird,
ist eine sehr, sehr wichtige Sache. Dass man eigentlich nicht den Mittellauf
angegangen ist, ist ein bisschen seltsam, aber immerhin besser als nichts.
Dass die Alte Donau heute eine Wasserqualität hat,
die man sich anschauen kann im Vergleich zu der früheren, wo man überhaupt
nichts gesehen hat, so trüb war das Wasser, finde ich ganz toll. Aber nur, das
Problem ist, dass alle Wiener und Wienerinnen glauben, dass dort die Algen
wachsen. In Wirklichkeit sind es Makrophyten, die eigentlich ein Zeichen für
die gute Wasserqualität sind.
Ich möchte weiters auch den letzten
Naturschutzbericht hervorheben und den Umweltbericht, die beide Ausdruck sind
von wirklich guten Initiativen und guter Arbeit. Aber wenn ich mir gleichzeitig
anschaue, wie oft in der "Kronen Zeitung" Homestorys vorgekommen sind
über die Umweltstadträtin beziehungsweise wie super die SPÖ die Umweltpolitik
in Wien macht, dann denke ich mir, das ist mir wirklich schon beim Hals und
beim Ohr herausgehangen. Und da bin ich sicher nicht der einzige Wiener oder
viele Wienerinnen detto, das war so. Bis zum Unerträglichen war das.
So. Jetzt haben wir viele, viele tolle Leistungen in
allen Dienststellen. Aber da muss man sich schon überlegen, ob nicht
gleichzeitig auch einige meiner Meinung nach Schnitzer gegenüber der so
genannten Demut passiert sind.
Ein schönes Beispiel: Der so genannte Rat der
Sachverständigen. Da ist mir erklärt worden, da darf ich nicht mehr hin, weil
das dem Umweltgesetz entspricht, da dürfen die GRÜNEN keine Vertretung
hinschicken, sondern es muss die vom Umweltgesetz vorgeschriebene
nichtamtsführende Stadträtin sein. Das ist halt so. Ich war zwar schon vorher
sechsmal dort, aber einmal ist Schluss und damit fertig. Also das heißt: Von
Demut kann da keine Rede sein.
Zweite Geschichte, die mir auch noch wichtig ist: Der
Tanz um das Kompostwerk. Na, was passiert jetzt mit den beiden Kompostwerken in
Wien? Werden die jetzt zugesperrt, werden sie eingehaust, oder wohin kommen sie
in Zukunft? Immer wieder hin und her. Ein Machtwort des Herrn Bürgermeisters
wäre notwendig gewesen, dann hätte hier Klarheit geherrscht. Wir werden in
Zukunft sehen, was da passiert.
Nächster Punkt: Wien ist beim
Messen der Luftqualität, Wien ist beim Messen des Wassers, Wien ist beim Messen
des Bodens super. Nur, das Problem ist: Treten Probleme auf, na dann passiert
nichts. Man sagt in Wien, der Verkehr ist schuld, man kann eigentlich nichts
machen. Das Bodengesetz dauert noch ein bisschen, man muss es genau machen. Und
beim Blei im Trinkwasser sind eigentlich die Hausherren schuld. Aber dass man
vielleicht eine andere Förderung machen könnte, auf die Idee ist man nicht
gekommen oder hat sie abgelehnt,
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