Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 95
Fragen, die ich anders sehe oder die in meinen Augen vielleicht ein wenig zu wenig beleuchtet wurden, genauso sachlich zu behandeln. Ich werde mich bemühen, dass die Emotionen nicht mit mir durchgehen, obwohl das manchmal vorkommt, weil jeder weiß, dass dieses Ressort mein Herzensanliegen ist. Ich werde mich bemühen, genauso sachlich und differenziert darauf einzugehen.
Ich darf gleich mit einem
beginnen, wo ich der Kollegin Vana zustimmen möchte. Sie hat nämlich gesagt,
neben der Analyse, wo sie gemeint hat, wo ist etwas weitergegangen, wo wäre
noch was zu tun, man kann die MA 57 nicht alleine für die Frauenpolitik in
dieser Stadt verantwortlich machen. 100 Prozent d’accord. Ganz, ganz
richtig. Genau deswegen finde ich aber - und da jetzt mein Widerspruch - den
Vergleich oder die alljährlich angebrachte Kritik der GRÜNEN, wieso ist denn
das Budget so klein, da müsse doch sehr viel mehr passiert sein; gerade
deswegen ist diese Kritik unangebracht, denn die MA 57 ist Lobbystelle für
die Frauen in dieser Stadt. Sie ist Koordinatorin, sie ist Aufmerksammacherin,
sie ist innovatives Element, sie ist Anstoß für neue Projekte, aber sie ist
nicht dafür zuständig, dass in der gesamten Stadt auf die speziellen Interessen
von Frauen Rücksicht genommen wird, sondern das ist Aufgabe der jeweiligen
Bereiche und muss sich dementsprechend auch natürlich budgetär in den
jeweiligen Bereichen niederschlagen. In dieser Logik wird natürlich die
Errichtung von Frauenhäusern aus dem Wohnungsressort bezahlt. In dieser Logik
werden Frauenförderungsmaßnahmen aus dem Personalbudget und der
Verwaltungsakademie bezahlt. In dieser Logik werden
Frauengesundheitsaktivitäten vom Gesundheitsressort bezahlt. In dieser Logik
werden Gender-spezifische Planungsfragen vom Planungsressort bezahlt und
geschlechtersensible Maßnahmen in den Kindergärten aus dem Bildungsbudget und
ich könnte noch viele, viele, viele andere Maßnahmen nennen. Aber das ist eben
genau dieser Zugang, dass wir sagen, Frauenpolitik steht natürlich nicht im
Eckchen, sondern Politik für Frauen, geschlechtergerechte Politik ist
Grundprinzip der Politik dieser Stadt und dass wir das gemeinsam tragen und
gemeinsam umsetzen, darauf bin ich schon auch ein bisschen stolz. (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich stimme zu, es gibt zur
Umsetzung der Gleichbehandlungsgesetze noch viel zu tun. Und ich betrachte den
Bericht der Gleichbehandlungsbeauftragten überhaupt als kein Schlechtmachen,
sondern ich bin froh, dass wir miteinander erreicht haben, dass es
Gleichbehandlungsbeauftragte gibt und dass sie genau die Möglichkeit haben mit
diesen Berichten; wiewohl ich der Ansicht bin, dass man das Berichtswesen
einmal insgesamt überarbeiten müsste, aber das ist eine andere Frage,
grundsätzlich aber der Ansicht bin, dass es sehr, sehr positiv ist, dass es
dieses Aufmerksammachen und dieses kritische Hinterfragen gibt.
Ja natürlich ist es
mühsam, Frauenförderung umzusetzen. Wer glaubt denn, wir machen ein Gesetz, heben
die Hand und alles ist erledigt? Natürlich ist es nicht so. Natürlich ist es
ein langsamer, widersprüchlicher, mühseliger Prozess und er geht uns vielen -
und glauben Sie mir, nicht zuletzt mir - viel zu langsam, aber - und das ist
das große Aber - er zeigt auch Erfolge. Denn wenn vorher darüber gesprochen
wurde, dass mein Ressort dann an meine Nachfolgerin übergeben wird, dann darf
ich vielleicht die liebenswürdige und freundliche Aufzählung ergänzen durch
etwas, auf was ich wirklich sehr stolz bin: Der Anteil der Frauen in
Leitungspositionen, die Besetzung von Abteilungsleitungen in meinem Ressort
beträgt 50 Prozent! Und das war nicht so, wie ich das Ressort angetreten
habe, das heißt, es geht was weiter. Man kann was verändern und miteinander
können wir hier auch etwas erreichen. Ich glaube, dieser 50-prozentige Anteil
von Frauen, die in meinem Ressort Abteilungsleiterinnen sind, ist ein sehr
deutlicher und eindeutiger Beweis dafür! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich glaube nicht, aber
wahrscheinlich war es auch nicht so gemeint, aber ich denke, das wird ein ganz
wichtiger Punkt in der zukünftigen Arbeit sein und vielleicht auch einmal eine
spannende Debatte in der Frauenarbeitsgruppe, dass Verwaltungsmodernisierung
und Frauenförderung einander gegenüberstehen, sondern ich denke gerade, dass es
wichtig ist, in modernen Führungsmöglichkeiten, in modernen Führungsmethoden
Frauenförderung als ein Prinzip zu verankern. Wahrscheinlich war es auch so
gemeint. Aber ich glaube, da müsste man noch genauer drüber diskutieren. Ich
glaube zum Beispiel, und das ist auch in meinem Ressort der Fall, dass
Frauenförderung, Gender Mainstreaming genauso wie Diversitätspolitik in den
Kontrakten der Stadträte mit den Abteilungen auch verankert ist. Ich denke,
dass das in Wirklichkeit, aber da werden wir noch viel darüber diskutieren, das
zentrale Steuerungsinstrument ist, das gleichberechtigt und in manchen
Bereichen auch übergeordnet mit anderen Zielen verankert werden muss und dass
wir moderne Verwaltungsmethoden und moderne Managementmethoden benützen müssen,
um hier Frauenfördermaßnahmen unterzubringen.
Eine letzte Antwort noch
auf die Frage der Besorgnis, dass nicht alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
des Wiener Integrationsfonds seitens der Stadt übernommen werden. Das war auch
nie die Behauptung und das war auch nie das Versprechen. Das Versprechen war,
dass wir jeden einzelnen Mitarbeiter, jede einzelne Mitarbeiterin des Wiener
Integrationsfonds nicht im Stich lasen und mit ihnen gemeinsam einen Platz in
dem neuen Gesamtkonzept der Integrationsarbeit der Stadt Wien finden.
Diese neue
Integrationsarbeit hat drei Grundsätze:
Die
neue Abteilung, die Verankerung von Diversität in den anderen Strukturen der
Stadt und die verstärkte Kooperation und verstärkte Unterstützung der NGOs.
Genau in diesen drei Bereichen landen auch - und das kann ich hier mit gutem
Gewissen sagen, weil ich erst vor zwei Tagen einen Bericht der Projektgruppe
bekommen haben - alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Fonds, zum Teil in
den neuen Abteilungen, zum Teil in anderen Abteilungen der Stadt, Stichwort
Schuldnerberatung, Wohnen, Ressorts in vielen Bereichen, wo sie ganz
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular