Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 121
für die Zukunft unserer Kinder!
Ich möchte jetzt nicht noch einmal die Zahlen
bringen. Ich habe das oft gemacht, lasse es aber diesmal aus. Sie wissen alle,
wir wollen haben, dass man in den Musikschulbereich investiert. Ich hoffe, dass
man das endlich einmal tut. Also, wie gesagt, die Kultur ist als Investition in
die Zukunft zu sehen. Ich bitte Sie, dass Sie meinen Beitrag als einen Beitrag
dazu sehen.
Genauso wichtig ist es auch, dass man eine kulturelle
Identität schafft, um Kindern eine Orientierung zu geben, weil man fühlt sich
auch dort zu Hause. Es ist ganz wichtig, dass man weiß, woher man kommt.
Zukunft ist auch Herkunft. Wir sagen immer wieder, kulturelle Identität ist
notwendig, gerade jetzt, wo sich in Europa sehr viel tut. Ich finde, es ist
sehr wichtig, dass dieser Reichtum der verschiedenen Kulturlandschaften
erhalten bleibt. Damit er erhalten bleibt, muss man aber die einzelnen
Identitäten stärken und wir in Österreich, wir in Wien müssen eben unsere
stärken.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, sehr geehrter
Herr Stadtrat, nachdem gerade das, was uns so sehr am Herzen liegt, weil wir
der Meinung sind, dass das auch die Zukunft Europas ist, nicht denselben
Stellenwert hat, können wir Ihre Kultur nicht gutheißen und lehnen auch den
Rechnungsabschluss ab! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dr Vitouch.
GRin Dr Elisabeth Vitouch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Meine Damen und Herren!
Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich wollte jetzt gerade auch noch den Gesundheitsbericht
der Stadt Wien mitnehmen, weil von Kindern und Kunst als Therapie die Rede war.
Ich bin der Meinung, Kunst ist ein Grundnahrungsmittel. Auf Krankenschein habe
ich es noch nicht erlebt, aber man kann eigentlich sagen: Wenn drei sich
streiten, dann profitiert davon der Vierte. Und das ist die Wiener
Kulturpolitik, die jetzt, je nach Blickwinkel, einmal zu bürgerlich, dann
wieder zu links, vielleicht auch gut ist.
Ich denke, weil wir jetzt in dieser Debatte schon
über Gott und die Welt geredet haben, könnte man mit einem Jean-Paul
Sartre-Zitat beginnen. Er hat einmal gesagt: "Beim Fußball verkompliziert
sich alles durch die Anwesenheit des Gegners." Ich habe vorhin versucht,
Herrn Dr Salcher und Frau Mag Unterreiner in dieser Debatte irgendwie in unsere
Geschäftsgruppe einzuordnen. Denn die Musiklehranstalten gehören nicht dazu,
und auch die Bilanz der Wiener Holding, die ja vom Kontrollamt geprüft wird,
ist eigentlich nicht Gegenstand dieser Kulturdebatte. Man kann in der MA 7
jederzeit Einsicht nehmen, aber wir hier sind nicht Aktionäre der Holding,
daher ist es nicht Gegenstand dieser Debatte. (GRin Mag Marie Ringler:
Salcher hat ...!)
Aber ich komme jetzt wieder zu etwas wirklich
Wichtigem zurück, nämlich zum Fußball. Man kann sagen, dass das Schauspiel auf
dem grünen Rasen wahrscheinlich die gleichen Wurzeln hat wie das Teatrum mundi,
zum Beispiel in der Politik oder auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Der
"Kaiser" Franz Beckenbauer hat einmal die Seelenverwandtschaft der
Akteure so beschrieben: Ein Fußballer, der täglich eine Stunde Kopfball üben
muss, gleicht einem Schauspieler, der zwar nie den Hamlet spielen darf,
stattdessen aber 300°Mal seinen einzigen Satz üben muss: "Hier bin ich,
Liebste, töte mich!"
Da komme ich auch schon zum Rechnungsabschluss 2003.
Denn mein Satz, mein Credo für diese Spezialdebatte, Kultur und Wissenschaft,
lautet ganz einfach: "Wien investiert in Kultur." (Beifall bei der
SPÖ.) Der Stadt Wien ist es nicht nur ein Anliegen, in langfristig
geplante, anspruchsvolle Projekte wie beispielsweise das Schönberg-Center, den
Kunstplatz Karlsplatz oder das Wien Museum zu investieren, sondern auch
risikobehaftete Produktionen für ein hoch qualifiziertes Publikum, zum Beispiel
das Webern-Weekend als letztes Festwochen-Musikprogramm von Hans Landesmann,
oder lang gehegte Forderungen wie die Renovierung des Figaro-Hauses in Angriff
zu nehmen.
Womit wir eigentlich schon beim so genannten
Mozartjahr 2006 sind: Wer es noch immer nicht weiß, es handelt sich um die
250. Wiederkehr von Mozarts Geburtstag. Mozart war ein Gigant, und daher
auch unmäßig nur, was den Vorwurf der Anmaßung betrifft. Wir sind also beim
Mozartjahr, und hier wird Wien als Weltstadt der Musik und der Kultur
nachhaltig und auf Dauer in Erinnerung gerufen, vor allem auch durch die
Einbeziehung zeitgenössischer Kreativität. Hier wird das ganz Spezifische, das
Unverwechselbare, das nur in Wien Sinnvolle und Mögliche herausgestrichen
werden. Ich denke, dass das eine hervorragende Gelegenheit ist, sich im Jahr der
österreichischen EU-Präsidentschaft, also im ersten Halbjahr 2006, als
europäisches Zentrum lebendiger künstlerischer Auseinandersetzung zu
präsentieren. Kollege Marboe weiß, denke ich, ganz genau, wie er das zu tun
hat.
Ja, Wien investiert in Kultur! Dass damit auch neue,
junge Publikumsschichten erschlossen werden, freut nicht nur den
Wien-Tourismus, sondern auch viele junge Wienerinnen und Wiener werden hier
erstmals die Gelegenheit haben, mit dem Genie Mozart in Berührung zu kommen -
Mozart, der selbst immer nach Neuem gestrebt hat.
Apropos Neuheiten: Der
"Wiener Sommernachtstraum" von Adi Hirschal, ein neuer Anreiz im
Freizeit- und Kulturbereich dieser Stadt, wird in den Sommermonaten die
Bezirksaktivitäten bereichern, und zwar - für alle, die es genau wissen wollen
- ab 29. Juli Am Hof, im August dann ab 8. 8. im 10. Bezirk (GR
Günther Barnet: Ist das jetzt eine Fernsehansage?) und von 27. August
bis 9. September im 20. Bezirk auf dem Wallensteinplatz. (GR
Günther Barnet: Das ist eine Fernsehansage, oder?) Wir hoffen sehr, dass
dieses Sommerlustspielhaus, das nichts mit der Theaterreform, aber sehr viel
mit Charisma - und das könnten einige von uns gut brauchen - zu tun hat, eine
ebenso große Attraktion wird wie das wohl bekannte Donauinselfest, das weltweit
größte
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