Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 121
Reihen seiner eigenen Fraktion, da ist sogar der eine
oder andere, ich will jetzt nicht sagen eingeschlafen, aber die Augen hat er
zugehabt. (GR Kurt-Bodo Blind: Haben Sie sonst noch etwas gesehen!) Aber
es ist das Recht der Opposition, meine Damen und Herren, Kritik an einem
Budget, Kritik an einem Rechnungsabschluss zu üben. Trotzdem bleibt der Wiener
... (GR Kurt-Bodo Blind: Ihr Gesicht ist ein trauriges Gesicht!) Über
das Persönliche brauchen wir nicht reden, bitte, Herr Kollege. (GR Kurt-Bodo Blind: Zunächst benehmen Sie
sich nicht und dann beklagen Sie sich!) Über das Persönliche brauchen wir
nicht reden, ich habe keine Namen genannt. Also, ich bitte Sie auch, die
Contenance zu wahren.
Aber trotzdem bleibt der Wiener Rechnungsabschluss
für 2003, der unter sehr schwierigen Konjunkturbedingungen gestanden ist,
ein sehr guter und ein ausgeglichener. Es ist heute schon gesagt worden, dass
trotz stark steigender Sozialausgaben - und der Bereich ist sehr
ausgabenintensiv - bei einem Budget von 9,8 Milliarden EUR
2 Milliarden an direkten Investitionen getätigt werden konnten, Investe,
die vielen Betrieben in unserer Stadt und rund um unsere Stadt zugute kommen
und die vielen Menschen ihre Existenz und Arbeit sichern.
Und da gestatten Sie mir wieder den Vergleich, weil
der ist ja von allen Fraktionen heute angestellt worden, wie gut die
Bundespolitik ist oder wie schlecht die Bundespolitik ist.
Bei den Investen im Bund schaut es leider nicht so
gut aus, sie sind weit unter einer Milliarde Euro. Also, wenn ich da einen
Vergleich ziehe, dann sieht Wien sehr positiv gegen die Investe des Bundes aus.
Und auch der professionelle Schuldendienst, den die Stadt Wien getätigt hat,
hat den Schuldenstand deutlich um über eine halbe Milliarde Euro reduziert, und
trotzdem ist noch - wie bereits erwähnt wurde - ein Maastrichtüberschuss
erzielt worden. Und das ist ein Ergebnis, besser gesagt, ein Beleg für eine
erfolgreiche Finanz- und Wirtschaftspolitik in unserer Stadt und insbesondere
wenn man Vergleiche mit anderen Budgets anstellt. Und der Vergleich macht
sicher, sage ich immer. Und ich habe schon erwähnt, der Vergleich mit dem Bund
ist angebracht, denn es treffen zwei unterschiedliche Systeme aufeinander, und
das hat man heute schon sehr deutlich sehen können. Und auf den Punkt gebracht
heißt es, in Wien steht der Mensch im Vordergrund und in der Bundespolitik die
Konzerne. Und das ist leicht nachweisbar gewesen, das haben auch einige
Rednerinnen und Redner von der Opposition heute so dargestellt, insbesondere
wenn es um die Steuerumverteilungsreform gegangen ist, bei welcher - das sage
ich auch gleich dazu, weil über die Arbeitnehmer dieses Landes, dieser Stadt
wird wenig gesprochen - die Arbeitnehmer mit einem Durchschnittseinkommen von
2000 EUR mit sage und schreibe 14 EUR pro Monat an Steuerentlastung
abgespeist werden.
Das Gegenbeispiel ist, wie man den Konzernen das Geld
gibt, das ist auch heute schon angedeutet worden. Der Herr Kollege Tschirf und
andere Kollegen haben die Steuerreform des Bundes ja gelobt, Wien bekommt
weniger Geld. Also, Sie sind damit einverstanden, dass Wien weniger
Finanzmittel für seine Aufgaben zur Verfügung gestellt bekommt, Wien wird Geld
weggenommen. Okay, das muss man zur Kenntnis nehmen. Wissen Sie, was die
Konzerne gewinnen durch diese Steuerreform? Knappe1,3 Milliarden EUR.
Und die Arbeitnehmer, Pensionisten und
Kleingewerbetreibenden, die zahlen die Zeche. Mit über 1,6 Milliarden
werden diese belastet. So schaut die Wahrheit aus, und da kann man nicht
vorbeigehen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist heute
auch schon angesprochen worden, aber nicht all zu oft, nämlich das Thema
Schulden. Und ich habe schon gesagt, Wien senkt seine Schulden auf
1 566 Millionen EUR, das ist ein Minus von 25 Prozent und
wir haben uns 50 Millionen EUR durch ein professionelles
Schuldenmanagement für diese Stadt erspart. Ein Kollege hat gesagt, das sei ein
Glück. Nun ja, wenn man Glück sagen kann, wenn ein Ergebnis positiv ist, kann
sein. Aber ich habe schon darauf hingewiesen, es ist professionell gemacht
worden.
Schauen wir uns aber das Schuldenmanagement des
Bundes an. Wieder, der Vergleich macht es sicher, Herr Kollege Kowarik. Da hat
es doch eine Propaganda gegeben, die Propaganda, keine neuen Schulden mehr, neu
regieren, keine neuen Schulden. Das war ein toller Gag, kann ich sagen,
Nulldefizit. Er hat viel Geld, insbesondere fürs Marketing, gekostet. Die
Wahrheit sieht leider anders aus, meine Damen und Herren.
Wir haben die höchste Steuerbelastung der 2. Republik,
das wissen Sie. Da gibt es zwar ein Ziel von 40 Prozent Steuerquote,
Abgabenquote im Jahr 2010, aber das wird sicher wieder revidiert werden,
der Gag Nulldefizit ist einmal aufgegangen. Ich will Ihnen die Belastungen
nicht noch einmal aufzählen, aber wer will, kann es haben, ich habe das noch
immer bei mir, schön taxativ aufgeführt, was es auch kostet und was es bringt
und wer dafür bezahlt. Das können Sie bei mir abholen, ich kopiere Ihnen das.
Aber einem Herrn Kollegen habe ich es ohnedies schon einmal gegeben.
Also, heute: Wenn man heute die bundespolitische
Propaganda ansieht, wird nicht mehr geredet von “Keine neuen Schulden mehr“.
Und wenn man sich die Finanzschulden anschaut - es gibt auch eine schöne
Graphik dazu, wie sie Jahr für Jahr steigen -, dann sieht man, dass wir in
Wahrheit heute, 2004, weitaus höher liegen als 1999. Also, so viel zur
Propaganda, keine neuen Schulden mehr. Es gibt zwar jetzt die
Neuverschuldungsquote wie 2000, nur ist eines dazugekommen: Die Abgaben- und Belastungsquote
ist wesentlich höher, das lässt sich auch aus einer Statistik herauslesen. Sie
ist sage und schreibe 9 Milliarden EUR höher als 2000.
Nun, meine Damen und Herren, wenn das gut ist, dann
weiß ich nicht, was gut ist. Bei diesem Vergleich im Bereich des Handlings mit
den Schulden gewinnt Wien sehr klar und deutlich. Das will ich hier nur gesagt
haben, meine Damen und Herren.
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