Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 121
gestellt. Wir haben wirtschaftspolitisch reagiert auf
diesen 1. Mai, auf die Erweiterung der Europäischen Union,
wirtschaftspolitisch reagiert durch eine große Steuerreform. Vor allem die
Reform der Körperschaftssteuer hat Österreich als Wirtschaftsstandort wieder
attraktiv gemacht, durch diesen 25-prozentigen Satz, der nach allen
Abschreibungen sogar nur 22 Prozent beträgt, (GR Christian Oxonitsch: Wer glaubt diese Propaganda!) durch eine
Gruppenbesteuerung, durch eine Konzernbesteuerung, die vor allem Wien
begünstigt, und das sollte ja wenigstens unser gemeinsames Interesse sein, eine
Konzernbesteuerung, die man nicht als Subventionierung für die Wallstreet
bezeichnen sollte, wie das Ihr Finanzsprecher Matznetter im Parlament gemacht
hat, sondern wir sollten uns gemeinsam darüber freuen, dass diese
Konzernbesteuerung Wien als Wirtschaftsstandort wieder interessant und konkurrenzfähig
in ganz Europa macht.
Meine Damen und Herren, es ist bedauernswert, dass
sich die Stadt eigentlich diesen Herausforderungen viel zu wenig stellt und es
gibt ja hier Untersuchungen, die zeigen, dass wir, was die Innovationsdynamik
anbelangt, einen sehr, sehr großen Nachholbedarf haben, dass wir etwa gegenüber
den westdeutschen Großstädten einen großen Nachholbedarf haben, aber sogar in
der Innovationsdynamik hinter anderen Landeshauptstädten, hinter Salzburg,
Graz, Klagenfurt etwa, aber auch Innsbruck, nachhinken und es sagen daher auch
diese Studien, die den Innovationsgrad der Städte vergleichen, dass wir hier
standortbedingt einen großen Nachholbedarf in dieser Stadt haben.
Herr Vizebürgermeister, Sie haben ja heute Morgen ein
bisschen als Vision, als Strategie, als Ziel formuliert, dass Wien ein
europäisches Forschungszentrum werden muss und dass wir hier gut unterwegs
sind. Und ich meine, diese Strategie ist richtig, dass wir als europäisches
Forschungszentrum in Hinkunft immer mehr an Ansehen gewinnen, aber es genügt
das alleine ja nicht und das zeigen ja auch alle Untersuchungen, dass unser
Defizit in der Schnittstelle von Universität und Wirtschaft liegt. Unsere
Schwachstelle ist der Technologietransfer. Wir brauchen einen besseren
Technologietransfer von den Universitäten in die Wirtschaft. Und es ist daher
bedauerlich, dass gerade in diesem Bereich, in der Technologiepolitik der
Stadt, eigentlich sehr, sehr wenig weiter geht und die Ankündigungen hier
überhaupt nicht umgesetzt werden.
Und, Herr
Klubobmann Oxonitsch, Sie beispielsweise haben ja in der Technologiepolitik
sehr große Ankündigungen gemacht. Sie haben im Vorjahr angekündigt, eine
internationale Technologiekonferenz in Wien durchzuführen und Sie haben im
Vorjahr auch versprochen, diese Konferenz in Wien über den Technologiesektor
sehr rasch umzusetzen. Sie haben versprochen, Herr Klubobmann, im ersten
Halbjahr 2004 eine solche Enquete, eine Technologieenquete durchzuführen.
Weitergegangen ist bisher überhaupt nichts und ich frage Sie daher, warum haben
Sie diese Ankündigungen eigentlich nicht umgesetzt.
Meine Damen und
Herren, ich meine, wir können uns ein Verschieben dieser Dinge wirklich nicht
mehr leisten. Die Standortkonkurrenz mit den neuen Mitgliedern nach der
Erweiterung zwingt uns ja zu sofortigem Handeln, weil wir ja genau an dieser
wirtschaftlichen Bruchlinie in Europa liegen, wo die Lohnkosten östlich von uns
nur maximal ein Drittel der unsrigen betragen. Und wir können daher bei solchen
Industrien gar nicht mehr konkurrenzfähig sein, wir haben unsere Chance in Zukunft
nur mehr als Technologiestandort. Herr Vizebürgermeister, Sie haben darauf
hingewiesen, auch heute Morgen, dass Opel seine Produktion nach Polen auslagern
will. Sie haben auf diese Entwicklungen hingewiesen, aber ich glaube, wir
brauchen gar nicht so weit blicken, wir brauchen gar nicht bis nach Polen
schauen, wir brauchen ja nur in die dynamische Region um Preßburg schauen. Wir
brauchen nur hinüber zu blicken nach Preßburg, wie sich dort deutsche und
französische Industriekonzerne, Automobilkonzerne, ansiedeln und es zeigen
diese Beispiele der Region Preßburg, wie stark diese Konkurrenz eigentlich
bereits geworden ist.
Herr Stadtrat, auch Sie haben hier, wie Herr
Klubobmann Oxonitsch, eine solche Technologiekonferenz angekündigt. Sie haben
diese Konferenz in Wien sogar für Anfang 2004 angekündigt. Jetzt haben wir
schon Ende Juni und geschehen ist seit Ihren Ankündigungen überhaupt noch
nichts. Und ich frage auch Sie daher, warum haben Sie diese Konferenz, diese
Technologieenquete eigentlich noch nicht durchgeführt. Und Sie haben damals
auch eine Technologie- und Innovationsagentur angekündigt, die auch eine neue
Risikokapitalförderung in der Stadt auf die Beine stellen sollte, denn selbst
der Bürgermeister hat ja kritisiert, dass unser derzeitiger Risikokapitalfonds
nicht funktioniert und er hat zugegeben, dass dieser Fonds eigentlich überhaupt
nicht zufriedenstellend funktioniert.
Herr Stadtrat, ich darf Sie erinnern, Sie haben daher
gemeinsam mit dem Bürgermeister - und das ist schon über ein halbes Jahr her -
in einer Pressekonferenz eine neue Innovationsagentur versprochen. Das war vor
acht Monaten, da haben Sie damals diese Technologiekonferenz versprochen,
Sie haben eine neue Innovationsagentur angekündigt, und was ist seither
eigentlich geschehen? Es ist nichts geschehen!
Herr Vizebürgermeister, Sie haben in der
Technologiepolitik bisher überhaupt nichts weitergebracht und ich fordere Sie
daher auf, stehen Sie doch wenigstens zu Ihren eigenen Ankündigungen, lenken
Sie nicht nur von Ihren Versäumnissen ab, so wie Ihre gesamte Fraktion,
schimpfen Sie nicht nur auf die Regierung, sondern setzen Sie wenigstens Ihre
eigenen Ankündigungen in der Technologiepolitik jetzt um. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Ekkamp. Ich erteile es ihm.
GR Franz Ekkamp (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Herr
Stadtrat! Geschätzte Damen und Herren!
Das war jetzt so spannend von
Herrn Stadtrat Schock. Ich habe da in die Runden geschaut, in die
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