Gemeinderat,
43. Sitzung vom 19.05.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 78
ja nicht!) Wenn Sie das glaubwürdig in Ihrer
Fraktion durchsetzen, Herr Dr Serles, dann setzen wir uns hin und überlegen
gemeinsam mit Ihnen, wie man die Pflege in Wien sicherstellen kann. (StRin
Karin Landauer: Das ist ja da!) Davor ist es besser, Sie schweigen zu
diesem Thema. (GR Dr Wilfried Serles: Herr Margulies, was ist Ihr Konzept? –
Aufregung bei der FPÖ.)
Unser
Konzept war relativ klar. Wir haben gesagt, die Stadt Wien hat genug Geld. Und
wir haben im Gegensatz zu Ihnen gesagt, die Stadt Wien soll es ausgeben. (GR
Heinz-Christian Strache: Und das wächst auf den Bäumen!) Herr Strache,
hören Sie dem Kollegen Serles nicht zu? Nicht, es wächst am Baum, es liegt in
den Rücklagen! Bitte, vielleicht kann sich die freiheitliche Fraktion einmal
einig werden: Gibt es Geld oder gibt es keines? Und dann nennen Sie mir einen
Ansprechpartner, mit dem ich diskutieren kann. Herr Serles, sind Sie der
Kompetente oder ich nehme zur Kenntnis, der Herr Strache ist nicht kompetent.
Das ist das, was ich in dem Bereich immer geglaubt habe. Es stimmt und es
trifft zu. (Aufregung bei der FPÖ.)
Gut, kommen wir zurück zur Pflegemilliarde, zu dem
Punkt, wo die Sozialdemokratie mittlerweile genauso weit ist: Gibt es nicht ein
Abgehen von diesen Maastricht-Überschüssen - und selbst die
190 Millionen EUR für 2004 sind 190 Millionen zuviel
angesichts der herrschenden Situation und auch angesichts der Finanzlage in
Wien -, dann wird es diese Pflegemilliarde nicht spielen. Aber eine
Pflegemilliarde kommt natürlich immer gut an, wenn man sagt, man gibt es aus,
wenn man gleichzeitig nicht zur Kenntnis nehmen will, dass alleine im
Krankenanstaltenverbund ein strukturelles Defizit von 100 Millionen da ist.
Wie gleichen wir denn das aus? Wie gleichen wir denn aus, dass alleine im
Krankenanstaltenverbund die Abschreibungen auf bauliche Investitionen erheblich
größer sind als die Neuinvestitionen? Über das sollten wir reden und über die
Pflegemilliarde sollten wir reden! Und dann kommen wir darauf, dass die
Budgetpolitik der Stadt Wien in den vergangenen Jahren einfach in eine falsche
Richtung gegangen ist, einfach die Interessen der Wienerinnen und Wiener
ignoriert hat und auf Kosten der Pflege, auf Kosten des Gesundheitswesens und
auf Kosten des Sozialwesens gegangen ist.
Angesichts der jetzigen Situation und ich komme jetzt
langsam zum Schluss, weil ich glaube, wir werden uns in der nächsten
Gemeinderatssitzung, Rechnungsabschlussdebatte und auch im Landtag noch
ausführlich mit diesen Themen befassen, dennoch eine Bemerkung, da sich die
Pflege ja selbstverständlich auch im Bereich der ambulanten Pflege neben der
stationären Pflege bewegt. Die Entwürfe, was den Fonds Soziales Wien betrifft,
die es bislang gibt - wie dann die ambulante Pflege funktionieren soll -, mit
den Änderungen im Sozialhilfegesetz und den anderen Gesetzen, die als
Gesetzesvorlage am 1. Juli eingebracht werden sollen, die alle geändert
werden in Richtung Fonds Soziales Wien, Übertragung hoheitlicher Aufgaben,
werden das Chaos im Pflegebereich noch verstärken, weil ein
Zuständigkeitswirrwarr, ein Kompetenzwirrwarr entsteht und in Wirklichkeit die
Verwaltungskosten in Summe erheblich steigen werden und noch weniger Geld für
pflegebedürftige Wienerinnen und Wiener vorhanden sein wird. Und das lehnen wir
ab und ich würde mir wünschen, dass der kommende Monat auch seitens der
Sozialdemokratie dazu genutzt wird, um sicherzustellen, dass im Pflegebereich
nicht endgültig das Chaos ausbricht und um sicherzustellen, dass in Zukunft
budgetiert wird und zwar auf eine Art und Weise, die einer Pflegemilliarde dann
tatsächlich entspricht. Denn es nützt nichts, wenn der
Investitionskostenzuschuss der Stadt Wien an den Krankenanstaltenverbund, der
schon vor vier Jahren vereinbart worden ist und jährlich in etwa dieselbe
Größenordnung von 132 Millionen EUR hat, im Nachhinein als
Pflegemilliarde umdefiniert wird! Entschuldigung, das kann doch nicht euer
Ernst sein!
Das heißt, abgehen vom innerösterreichischen Stabilitätspakt,
härter verhandeln in den Finanzausgleichsverhandlungen und die Rücklagen der
Stadt Wien nutzen und im Interesse der Wienerinnen und Wiener für den Bereich
der Pflege bereitstellen! - Danke sehr. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist die Frau GRin Schmalenberg.
GRin Mag Heidrun Schmalenberg (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Ich habe mir eigentlich erwartet, dass die Frau GRin
Klicka uns erklären wird, woher das Geld für die Pflegemilliarde kommen soll.
Aber das hat uns dann Gott sei Dank der Herr Kollege Margulies erklärt, der
sich damit als Budgetexperte des Grünen Klubs profiliert hat. Er hat mit der
Aussage „Die Stadt Wien hat genug Geld“ genug gesagt. So ist es auch.
Aber die Frau Kollegin Klicka... ((GR Dipl Ing
Martin Margulies: Die Stadt Wien hat genug!) Naja, das ist ja genau das,
was wir sagen: Die Stadt Wien hat genug Geld und sie soll es sobald als
möglich, nämlich jetzt sofort, für die Pflege in Wien hernehmen und einsetzen
und nicht erst im Jahr 2010. (Beifall
bei der FPÖ.)
Ich hätte auch von Ihnen, Frau Kollegin Klicka,
erwartet, dass Sie uns vielleicht erläutern können, warum die SPÖ gegen die
raschere Umsetzung der Maßnahmen stimmt, die eigentlich der Bürgermeister
vorschlägt und fordert und warum die SPÖ, wenn sie schon weiß, dass die
Forderungen richtig sind, hier ihre Zustimmung verweigert und warum die SPÖ
dann nicht mitstimmen kann. Das hätte ich gerne von Ihnen gewusst, aber Sie
haben uns das leider nicht erklärt.
Aber jetzt zur Chronologie.
Nachdem die schweren Missstände in Pflegeheimen zum wiederholten Male
aufgezeigt wurden, wurde die Untersuchungskommission eingesetzt, um die
Verantwortung zu klären. In der letzten Sitzung der Kommission hat der Herr
Bürgermeister die Verantwortung zum großen Teil auf sich genommen. Er trägt sie
jetzt mit Würde. Viele wurden in dieser Zeit befragt und viele Missstände sind
bei diesen Befragungen zutage gekommen. Der Kontrollamtsbericht wurde
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