Gemeinderat,
43. Sitzung vom 19.05.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 78
wenn mehrere Millionen ihn sich anschauen. Sagen Sie nicht, dass Österreich so klein ist! Wir können natürlich Filme machen, die weit über die Grenzen hinaus berühmt werden können. Denn Film ist kein Medium, für das die Sprache ein Hinderungsgrund wäre, Film ist weltumspannend, Bilder versteht jeder. Daher muss ich sagen: Der österreichische Film ist erfolglos! Das ist nicht so schwierig zu verstehen, weil ich einfach nur die Zahlen genannt habe. Das heißt, der Film findet keinen Zugang beim Publikum, das heißt, es werden Gelder für die Filmbranche, für die ewig gleiche Clique gewährt, aber das Produkt, das herauskommt, wird nicht akzeptiert.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe mir
erlaubt, mir einmal anzuschauen, wie es in den anderen Ländern ist. Ich habe
mir einen Film genommen, der ohne öffentliche Gelder, ohne Filmbranche-Gelder
oder irgendeine Unterstützung, sondern nur mit privaten Geldern gemacht wurde.
Es ist der Mel Gibson-Film "Die Passion Christi". Er hat ganz, ganz
schlechte Kritiken gehabt, gar kein Geld wurde zur Verfügung gestellt, Gibson
hat das allein vorfinanziert. Obwohl der Film privat finanziert werden musste
und obwohl er in der Öffentlichkeit am Anfang auch keine guten Kritiken hatte,
ist er innerhalb weniger Wochen zu einem unglaublichen Publikumserfolg und auch
zu einem finanziellen Erfolg geworden. Das heißt, alles was hineingesteckt
wurde, ist wieder zurückgeflossen. (GR Mag Christoph Chorherr: Aber in
Österreich hat er noch keine Million! Wissen Sie, was er in Österreich hat? Ich
weiß es! Eine Million hat er nicht gehabt!)
Nein, Herr Mag Chorherr, ich würde mich aber freuen,
wenn zum Beispiel ein österreichischer Film im Ausland Erfolge hat. Ich würde
mich ja schon freuen, wenn er irgendwo Erfolg hat. Wissen Sie, ich möchte das
ja nicht irgendwie messen, ich sehe nur den Film ganz allgemein ... (GR Mag
Christoph Chorherr: Lesen Sie Zeitungen?) Ich lese die Zeitungen. Ich
verstehe auch nicht, warum Sie sich so dagegen sträuben, das als Erfolg zu
werten. Es ist ein Film, der einen großen Erfolg hat, obwohl er von
verschiedenen Seiten her nicht gefördert wurde und von den Medien überhaupt
nicht gepusht wurde. Obwohl man gesagt hat, das sei ein ganz schlechter Film,
ein ganz brutaler und grauenhafter Film, stimmt das in Wirklichkeit überhaupt
nicht. Er zeigt eben das Leid Jesu Christi in den letzten Stunden, hat aber
nichts zu tun mit dieser Brutalität, wie man sie immer in den Medien gezeigt
hat. Das ist überhaupt scheinheilig, weil Fernsehen und auch Filme voll mit
Gewalt- und Pornoszenen sind - das dann als besonders brutal hinzustellen,
stimmt nicht.
Das heißt, man kann gute Filme machen, und Filme
können auch Welterfolge werden, wenn man den Film ganz einfach gut macht. Mir
tut es einfach leid, dass das seit vielen Jahren in Österreich nicht gemacht
wird. Der Film steckt in einer Sackgasse - ich sage das seit Jahren -, die
Besucherzahlen beweisen es. Ich habe es diesmal dargelegt, Herr Mag Chorherr,
daran kann man leider nicht rütteln. Ich bin ja selber sehr traurig.
Wir haben immer wieder gesagt, man muss eine
grundlegende Reform machen. Der jetzige Filmfonds und das Filminstitut ist so
angelegt, dass nur die ewig gleichen österreichischen Filmemacher Gelder
bekommen. Das heißt, die werden subventioniert, das Produkt - der Film - nicht.
Ohne eine grundlegende Reform werden wir natürlich wiederum dieser Subvention
keine Zustimmung erteilen können. (Beifall bei der FPÖ. - GR Mag Christoph
Chorherr: Wir werden es ertragen, dass Sie nicht zustimmen!)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Eine
zweite Wortmeldung liegt von Dr Salcher vor. Er hat noch 17 Minuten
Redezeit.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Manchmal kann man sich wirklich, auch wenn man sich festbindet,
nicht halten bei einem Redebeitrag der Frau Kollegin Unterreiner. (GR Mag
Christoph Chorherr: Ich habe mich festgebunden!) Es wird mich keine
17 Minuten kosten, aber, liebe Heidi Unterreiner, dein Redebeitrag hat
mich wirklich so animiert, dass ich mich nicht einmal festbinden konnte. Ich
muss das Folgende sagen zu dem Vergleich von Mel Gibson, den ich sehr schätze
als Schauspieler und als Regisseur von "Passion Christi" - den ich
auch gesehen habe -, mit dem österreichischen Film, so nach dem Motto: Das ist
ein Supertyp, der hat kein staatliches Geld, keine Filmsubvention, aber einen
Riesenerfolg, alles ist gelaufen - warum machen wir das nicht in Österreich? (GR
Harry Kopietz: Macht ein Privatissimum!)
Nur ein bisschen was zu den Zahlen: "Die Passion
Christi" hat 200 Millionen Dollar gekostet. Gehen wir jetzt einmal
großzügig davon aus und sagen wir, alles, was in Österreich an Filmförderung in
Wien und auf Bundesebene passiert - in den Ländern passiert ja relativ wenig -,
beträgt in etwa 20 Millionen EUR. Das heißt (GRin Mag Heidemarie
Unterreiner: Das habe ich nicht gesagt!) - das Beispiel hast ja du gebracht
-, um so etwas wie "Passion Christi" zu machen, wäre es die Strategie,
zehn Jahre lang in Österreich keinen Film zu produzieren, dann alles auf eine
Karte zu setzen und zu hoffen, dass dieser ... (GRin Mag Heidemarie
Unterreiner: Er hat es privat gemacht!)
Was heißt privat? Herr Gibson hat dieses Geld mit einer
Risikofinanzierung aufgebracht und ein Risiko selbst auf sich genommen, aber
natürlich mit einem völlig anderen Markt und mit einer völlig anderen
Dimension. Ich bin ein großer Freund des österreichischen Films, und ich bin
ein großer Freund des Hollywood-Films, aber es geht nicht, die zwei Dinge
miteinander zu vergleichen. Das hat miteinander wirklich nichts zu tun!
Es ist wahnsinnig schwer - und ich verstehe nicht,
warum ihr euch mit Händen und Füßen dagegen wehrt -, die Ebene eines
Hollywoods, wo heutzutage durchschnittliche Produktionskosten von
200 Millionen, 250 Millionen EUR gegeben sind, mit der
österreichischen Filmlandschaft zu vergleichen.
Die
Ebene eines Hollywoodfilms, wo heutzutage durchschnittliche Produktionskosten
von 200, 250 Millionen EUR gegeben sind, mit der österreichischen
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