Gemeinderat,
43. Sitzung vom 19.05.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 78
Umsetzung
definieren soll.
Insgesamt
wird die Wirksamkeit des Strategieplans als Kompass für die Gesamtentwicklung
Wiens auch im konkreten Umsetzungsprozess weiter erhöht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich
nun die neuen Schwerpunkte im „Strategieplan Wien“ herausstreichen.
Einer dieser Schwerpunkte ist die nachhaltige
Entwicklung als Grundsatz in allen Politikfeldern. Nachhaltige Entwicklung
zielt auf Lebensqualität, auf Gerechtigkeit und auf gemeinsame Verantwortung
für die Menschen, die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Umwelt ab. Dieses
Ziel erfordert eine weit vorausschauende Strategie, die auf einer Querschnittsorientierung
aufbauen muss. Das heißt, die ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte
zukunftsfähiger Entwicklung werden gleichzeitig und gleichwertig
berücksichtigt. Die Säulen dieser Strategie sind die soziale Gerechtigkeit, die
zukunftsbeständigen Wirtschaftssysteme und eine nachhaltige Nutzung der
natürlichen Umwelt. Sie müssen als Grundsätze der Zukunftsbeständigkeit in alle
Politikfelder einbezogen werden. Zur Umsetzung wurde eine Reihe von Programmen
und Projekten erarbeitet. Das reicht vom Grüngürtel Wien und den Biosphärenpark
Wienerwald über das Klimaschutzprogramm und die Ressourcenschonung in allen
wichtigen Bereichen bis zu den Prozessen der lokalen Agenda 21 in den
Bezirken.
Weitere Eckpunkte des Strategieplans sind die Rolle Wiens
als Wirtschaftszentrum in einer starken Region. Die wirtschaftspolitische
Strategie ist darauf ausgerichtet, Wien im 21. Jahrhundert als die
Wirtschaftsmetropole im südöstlichen Zentraleuropa zu positionieren und damit
einen Platz unter den Top 10-Regionen der EU bezüglich des ökonomischen
Entwicklungsniveaus zu halten und auszubauen. Die Wiener Wirtschaftsstrategie
muss sowohl auf eine erhöhte Qualität bei Produkten und Dienstleistungen als
auch im Forschungs- und Entwicklungsbereich auf gut ausgebildete Arbeitskräfte
und auf den Ausbau der Exporte ausgerichtet sein.
Eine der großen Chancen für Wien ist die neue
geopolitische Lage der Stadt im Herzen einer erweiterten Europäischen Union in
unmittelbarer Nähe zur slowakischen Hauptstadt Bratislava. Die Erweiterung
bietet ein einzigartiges minder of opportunity, das es verstärkt zu nutzen
gilt. Gleichzeitig muss die Kooperation innerhalb der schon jetzt bestehenden
gemeinsamen Märkte der Vienna Region verbessert werden. Durch den Ausbau von
grenzüberschreitenden Clusterinitiativen schafft Wien Brückenköpfe und
konkretisiert erfolgreich eine regionale Wiener Wirtschaftspolitik, die die
Entwicklung von leistungsstarken Wirtschaftsstrukturen unterstützt.
Im Zentrum der Wirtschaftspolitik steht für uns eine
vorausschauende Arbeitsmarktpolitik, die nicht den ungezügelten Kapitalismus,
sondern den Menschen in ihren Mittelpunkt stellt.
Für uns ist der Strategieplan auch Ausdruck einer
Stadtpolitik, die sich im Gegensatz zur eiskalten Politik des Neoliberalismus
für die Menschen einsetzt. Wir sind damit hoffentlich auch ein Vorbild für jene
neuen Länder und Städte in der Union, die den gefährlichen Versuchungen des
außer Rand und Band geratenen Kapitalismus zu erliegen drohen. Wiens Politik
ist keinesfalls die einer wirtschaftsfeindlichen Stadt. Ganz im Gegenteil. Wien
will ein Zentrum der hochwertigen und menschenwürdigen Arbeit sowie der
Qualifizierung und Weiterbildung von ArbeitnehmerInnen und Angestellten sein.
Das Grundziel ist die Schaffung und Sicherstellung von
Beschäftigungsmöglichkeiten und die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit. (Beifall
bei der SPÖ.)
Die vorausschauende Arbeitsmarktpolitik muss
insbesondere bei der Entwicklung der Wissensgesellschaft abgestimmt werden und
Weiterbildung und Qualifikation forcieren. Hier sind auch auf Bundesebene
arbeitsmarktpolitische Strategien gefordert, die den ständigen wachsenden
Qualifikationsanforderungen an die Beschäftigten mit zielgruppengerechten Aus-
und Weiterbildungsangeboten begegnen, so wie dies der Wiener
ArbeitnehmerInnenförderungsfonds mit seinen Aktivitäten auf dem Arbeitsmarkt
unternimmt.
Eine weitere Voraussetzung für eine erfolgreiche
Wirtschaftsentwicklung ist die Qualität der Infrastruktur. Infrastruktur und
Verkehrspolitik müssen den internationalen Anschluss der Stadt sichern, die
regionale Entwicklung unterstützen und die Vienna Region auch in diesem Bereich
mit einer zukunftsfähigen Entwicklung beispielhaft machen. Deshalb engagiert
sich Wien für den raschen Ausbau der Magistrale für Europa von Paris über
Straßburg, München, Wien und Budapest sowie für den Bau des Bahnhofs Wien
Europa Mitte. Wir müssen es zudem einerseits schaffen, dass der Verkehr, der
nicht nach Wien will, durch den Regionalring für Wien, durch den Ausbau der
Bahn und durch die stärkere Nutzung der Wasserwege um Wien herumgeführt wird
und wir wollen andererseits, dass der innerstädtische Verkehr möglichst
intelligent und umweltschonend erfolgt. Wir wollen eine weitere Attraktivierung
des öffentlichen Verkehrs, die Verdoppelung des Radverkehrs, Verbesserungen für
die FußgängerInnen sowie die Steigerung der Verkehrssicherheit.
Ein wesentlicher Eckpunkt des Strategieplans ist auch
die nachhaltige soziale Sicherheit. Die Sicherung sozialer Ausgewogenheit ist
eine Grundbedingung für nachhaltige Entwicklung und ein wichtiger Faktor für
Lebensqualität und Sicherheit in Wien. Die auch im internationalen Vergleich
herausragende Stärke Wiens als soziale Stadt muss für die Zukunft erhalten und
weiterentwickelt werden. Dazu gehört eine vielfältige Palette sozialer
Leistungen. Zugänglichkeit für alle Bürgerinnen und Bürger zu angemessenen,
sozial verträglichen Preisen, die Garantie der Kontinuität und
Versorgungssicherheit, die Einhaltung von Gesundheits- und Qualitätskriterien,
der schonende Umgang mit Ressourcen sowie demokratische Kontrolle sind wichtige
Parameter für die öffentlichen Dienstleistungen.
Ziel einer Vielzahl weiterer
Maßnahmenprogramme der aktiven sozialen Präventionspolitik sind die
Verhinderung des sozialen Abstiegs der breiten Mittelschicht, die soziale
Absicherung und Unterstützung benachteiligter
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