Gemeinderat,
43. Sitzung vom 19.05.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 78
und dem Entwurf ist kräftig in die Hose gegangen! An
diesem jämmerlichen Schauspiel hier herinnen werden wir uns sicherlich nicht
beteiligen! (Beifall bei den GRÜNEN, der FPÖ und der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr GR Dr Tschirf.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien.): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Die Österreichische Volkspartei wird sich an so einer
jämmerlichen Farce sicherlich nicht beteiligen. Wir werden daher unsere Redner
zurückziehen und ich verlange an dieser Stelle, dass eine Präsidiale einberufen
wird, dass hier über den Stil, wie in diesem Haus umgegangen wird, diskutiert
wird. Ich finde es wirklich jämmerlich, wenn von Kammerln gesprochen wird, wenn
es sich um demokratische Gremien wie etwa um den Stadtsenat handelt.
Ich habe hier mit Stadträten aus den drei
Oppositionsfraktionen gesprochen. Keiner war beteiligt und trotzdem steht
wahrheitswidriger Weise in einem Schreiben, das vom Herrn Bürgermeister und vom
Herrn Stadtrat unterzeichnet ist, dass der Stadtsenat einbezogen gewesen wäre.
Das sieht man... (GR Godwin Schuster: Wo steht das? Wo steht das?)
Schauen Sie sich das an! (GR Christian Oxonitsch: Wo steht das? Wo?) Das
steht drinnen, 2. Passage: „Unter Einbeziehung der Stadtregierung.“ (Große
Aufregung bei der SPÖ.) Das ist einfach unwahr und da sieht man ja das
Demokratieverständnis! Offensichtlich nur dann, wenn sich die SPÖ-Wien
zusammensetzt, darf irgendetwas beschlossen werden oder Ähnliches.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich um einen
Zustellmangel handelt, sondern es handelt sich lediglich um das
Demokratieverständnis à la SPÖ-Wien! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Wir
haben nun zur Geschäftsordnung keine Wortmeldung mehr.
Ich habe auch mit Ausnahme einer Fraktion kein
Verlangen nach einer Präsidiale und werde demzufolge auch keine machen.
Ich komme nun zur vorgeschlagenen Mitteilung.
Ich darf bekannt geben, dass der Herr StR Schicker
eine maximale Redezeit von 40 Minuten hat. Wir gehen dann in den vorgesehenen
Debattenbeiträgen weiter. (Der Großteil der GemeinderätInnen der ÖVP, FPÖ
und der GRÜNEN verlassen den Sitzungssaal. Anwesend bleiben: GR Gerhard
Pfeiffer und GR Ing Gunther Wolfram. Die GRe Mag Christoph Chorherr, Günter
Kenesei und Mag Rüdiger Maresch bleiben hinter den Bankreihen anwesend. – GR
Godwin Schuster: Ihr seid an der Zukunft der Stadt nicht interessiert!)
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker:
Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Ich habe soeben vernommen, was der Grund für den
Auszug ist. Ich denke, dass das das Demokratieverständnis der
Oppositionsparteien ist, denn der Strategieplan ist in der Zeit, wo Sie
Vorsitzender des Planungsausschusses waren, Herr Pfeiffer, nie dem Gemeinderat
vorgelegt worden und ist im Stadtsenat nie zur Diskussion gestellt worden!
Was ich hier mache, ist einen Entwurf, der auf der
Arbeit des gesamten Magistrats basiert und der darauf beruht, dass sich die
geschäftsführenden, die amtsführenden Stadträte und Stadträtinnen dazu gefunden
haben, die Strategie für diese Stadt zu diskutieren und zu Papier zu bringen!
Und ich kann das Demokratieverständnis der Opposition überhaupt nicht teilen
und ich kann es auch nicht akzeptieren, dass dann das, was als Entwurf im
Rahmen einer Mitteilung des federführenden amtsführenden Stadtrats erarbeitet
wurde und dem Gemeinderat zur Diskussion vorgelegt wird, von der Opposition
dazu benutzt wird, sich mit der Stadt einfach nicht mehr auseinander zu setzen
und zu sagen: „Das interessiert uns nicht! Das ist wieder nur
sozialdemokratische Herrschaftspolitik!“
Sehr geehrte Damen und Herren! Das ist das
Demokratieverständnis von jenen, die für diese Stadt nur Schlechtes wollen, die
diese Stadt nicht verändern, die diese Stadt nicht verbessern wollen und die
nicht an die Zukunft dieser Stadt denken! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich war damals dabei, als Dr Görg, der
freundlicherweise auch den Saal verlassen hat, den Strategieplan in den
90er Jahren diskutiert hat. Ich war einer der ganz wenigen, der an jeder
Diskussion, an allen acht Diskussionsrunden, teilgenommen hat und ich kann
Ihnen sagen, der amtsf StR Dr Görg hat es damals nicht einmal der Mühe wert
gefunden, bei diesen Diskussionen dabei zu sein!
Ich habe ein anderes Demokratieverständnis und ich habe
ein anderes Demokratieverständnis bei meinen StadtsenatskollegInnen
festgestellt, nämlich an der Entwicklung der Stadt mitzuarbeiten und sich etwas
zu überlegen, wenn Veränderungen der Rahmenbedingungen eintreten. Genau das
haben wir getan. Und sie werden es und sie würden es, wenn sie herinnen wären,
die Oppositionsparteien, auch zur Kenntnis nehmen können und zur Kenntnis
gebracht bekommen, wie denn der Diskussionsweg dazu sein soll. Was soll so
undemokratisch daran sein, dass der Entwurf der Strategie für diese Stadt
öffentlich im höchsten Gremium dieser Stadt präsentiert wird? Was soll so
undemokratisch daran sein, wenn die Einladung an alle geht - nicht nur an die
Oppositionsparteimitglieder, sondern an alle -, in dieser Stadt
mitzudiskutieren und mitzugestalten?
Herr Dr Kenesei, (Aufregung bei GR Günter Kenesei,
er kommt zu seinem Platz) Sie haben auf den Bildernachweis hingewiesen. Sie
haben offensichtlich noch nie etwas publiziert, wo Bilder drinnen waren. Sie haben
offensichtlich noch nie Entwürfe publiziert, wo Bilder drinnen waren, denn
sonst wüssten Sie, dass es dafür notwendig ist, einen Bildernachweis zu führen.
(GR Günter Kenesei: Das weiß ich auch!) Die Stadt Wien möchte sich wegen
einer Publikation (Weitere Aufregung bei GR Günter Kenesei.) ohne
Bildernachweis nicht in einem Presseprozess vor einem Richter wiederfinden! (GR
Günter Kenesei: Wir werden uns dann die Endfassung anschauen!)
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