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Gemeinderat, 42. Sitzung vom 28.04.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 69 von 76

 

Musterprozessen? Gibt es jetzt einen Mieterschutz? Sind Sie als sozialdemokratische Fraktion für den Mieterschutz, ja oder nein? Versuchen Sie dort, Praterunternehmer über Prozesse loszuwerden, ja oder nein? Phantasiere ich da wieder? Wird es solche Prozesse geben? Gilt der Mieterschutz nur in anderen Fällen, aber im Prater nicht? Schweigen? - Gut, nehme ich zur Kenntnis.

 

Dank uns auf einer halben Seite die ja nicht ganz unwichtige Umsetzung des ganzen Konzeptes. Darüber ist heute auch schon gesprochen worden. Wie soll das eigentlich gemacht werden? Das bleibt im Wesentlichen im Dunkeln. Es ist von Reinvestitionen der Stadt Wien die Rede. Da sage ich wieder, der Punkt ist bei Ihnen. Das ist ohnehin ganz klar, das muss jeder Eigentümer mit seiner Immobilie, mit seiner Anlage machen, das ist ja ganz logisch. Es ist auch in jedem Einkaufszentrum so, dass der Eigentümer investiert, damit die Mieter etwas davon haben und dass letzten Endes auch der Umsatz höher wird. Sie wollen ja auch Umsatzmieten, das ist also logisch und ebenfalls nichts Neues.

 

Externe Investoren: Ohne die wird es nicht gehen. Ich wüsste zum Beispiel nicht, wie diese Seil- oder Schwebebahn, wie diese Seilbahn ohne externe Investoren finanziert werden soll. Ja, wir sind für PPP-Modelle, natürlich! Aber es ist nur angekündigt, jedoch noch nicht einmal in irgendeinem Ansatz geklärt, mit wem das sein könnte, wie viel das kostet und wie das finanziert wird. Auch hier bleibt das Konzept alles schuldig. Im Sallaberger-Konzept übrigens - auch das nur zur Information - gab es einen ganzen eigenen Anhang, den Anhang F: Firmenprofile und Interessenten. Darin war penibel aufgelistet, wer alles sich konkret für PPP-Modelle im Prater interessiert. Da muss man also sagen, das ist schon ein bisschen mehr in die Tiefe gegangen. Aber noch einmal: Ich gehe davon aus, dass das nicht das Ganze, sondern nur ein Exzerpt war; dann ist es eben falsch präsentiert worden.

 

Mindestens so interessant wie das, was drinsteht, ist aber auch das, was nicht drinsteht. Wo sind denn, außer der Wasserrutsche, die vorgestellten neuen Attraktionen? Wo sind sie? Welche Themen sollen umgesetzt werden? Wo sind eben die Investoren? Wer könnte dafür in Frage kommen? Ist es am Schluss wieder Frank Stronach, oder gibt es auch noch andere? Und vor allem: Was passiert letzten Endes in der Ausstellungsstraße? Was passiert auf dem Gelände der ehemaligen Wiener Messe?

 

Dort soll ja ein Entertainment-Bereich neu entstehen, das reicht noch in das frühere, heute auch schon angesprochene Inselkonzept aus der Ära Görg zurück. Was passiert dort? Darüber finde ich - bitte klären Sie mich auf, Frau Vizebürgermeisterin, vielleicht habe ich es überlesen - in diesem Exzerpt nicht ein einziges Wort, was dort passieren soll. Das ist aber ein sehr wichtiger Teil des gesamten Praters. Es geht ja nicht nur um den Wurstelprater, es geht auch nicht nur um die Sportstätten. Dort soll ja etwas ganz Neues entstehen, und darüber steht kein Satz, kein Wort, kein Beistrich in diesem Konzept.

 

Mit einem Wort - ich möchte es nicht zu sehr in die Länge ziehen -, Sie sind darin alle Fragen schuldig geblieben, Herr Mongon ist alle Fragen schuldig geblieben. So wie es heute schon angeklungen ist - ich nehme jetzt das Beispiel von Frau Cordon auf: Lassen sie doch die Katze endlich aus dem Sack, was dort wirklich geschehen soll! Was wollen Sie wirklich mit der Zukunft des Praters, Frau Vizebürgermeisterin? (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Der nächste Debattenbeitrag kommt von Herrn GR Kenesei.

 

GR Günter Kenesei (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Vizebürgermeisterin!

 

Dieser Masterplan ist ein Paradebeispiel dafür, wie man mit wenig Nachdenken viel Geld zum Fenster hinausgeworfen hat: 1,54 Millionen für Herrn Mongon! Noch dazu muss man sagen, wie diese ganze Ausschreibung zustande gekommen ist, dass es eigentlich eine EU-weite hätte sein sollen und so weiter und so fort, dass eigentlich durchaus unterschiedliche Voraussetzungen für die einzelnen Bewerber bestanden haben und so weiter.

 

Was ist neu? Was ist jetzt das Neue, was ist das Besondere an diesem so genannten Konzept? Wobei schon das Wort Konzept ein sehr strapaziertes ist, um da überhaupt ein Konzept erkennen zu können. Wir haben es heute schon gehört: Die Verlegung der Liliputbahn, die Errichtung einer Seilbahn - die hatten wir schon einmal, WIG '64 sage ich dazu, damals war das eine Attraktion; ob das heute noch etwas Besonderes ist, traue ich mich nicht zu sagen -, die Attraktivierung der Eingangsbereiche, neue U-Bahn-Zugänge, Messezugang und so weiter.

 

Jetzt frage ich Sie: Wer hat Sie jahrelang daran gehindert, das zu tun und die Eingangsbereiche attraktiver zu gestalten? Verbesserung der Infrastruktur, wie zum Beispiel WC-Anlagen: Wer hat die Stadt daran gehindert, die Infrastruktur im Prater zu verbessern? Wer war der Hemmschuh, dass dort nichts weitergegangen ist?

 

Kostenfaktor: Miete in Zukunft umsatzabhängig, Werbemaßnahmen für den Prater umsatzabhängig. Ich glaube auch, dass Herr Mongon offensichtlich einen kaufmännischen Nachhilfeunterricht braucht. Denn viel an Umsatz heißt noch lange nicht großer Gewinn oder hohe Investitionsfreudigkeit, weil Betriebskosten, Personalkosten ... (GR Heinz Hufnagl: Ohne Umsatz gibt es überhaupt keinen Gewinn, das ist auch klar!) Bitte? (GR Heinz Hufnagl: Ohne Umsatz gibt es überhaupt keinen Gewinn!)

 

Das ist richtig, aber durch den Umsatz, durch den erzielbaren Umsatz - Herr Kollege Hufnagl, Sie sind ja in der Bankenbranche tätig, sie sollten zumindest ansatzweise wissen, wie es sich mit Umsatz und Gewinn verhält. (GR Heinz Hufnagl: Schon, ja!) Dort sind Investitionskosten, Personalkosten, Betriebskosten natürlich ein wesentlicher Faktor, und es kann durchaus passieren, dass in einem Jahr mit hohen Investitionskosten auch ein hoher Umsatz erzielt wird, aber der Gewinn ein sehr geringer ist oder sogar ein Verlust geschrieben werden

 

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