Gemeinderat,
42. Sitzung vom 28.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 76
Stadtentwicklung manchmal für jene, die früher in eine Gegend gezogen sind, nicht ganz so angenehm ist. Aber ich denke, wenn wir die Chance haben, am Flugfeld Aspern und im Bereich Kagran weitere große Entwicklungen in der Donaustadt zu induzieren, dann ist das zunächst wichtiger, als in einen Bereich zu gehen, in dem zum Beispiel der öffentliche Verkehr noch nicht vorhanden ist und die Entwicklung auch teurer werden würde.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke schön, Herr Stadtrat. - Die 3. Anfrage (FSP/01778/2004/0002-KGR/
GM) wurde von Frau GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus) gestellt
und ist an den Herrn Bürgermeister gerichtet: Am 2. Dezember 2003 soll
die Leiterin des Jugendamts, Fr Mag Balic-Benzing, in dessen Kompetenzzentrum
rassistische Aussagen getätigt haben, dies bestätigen sowohl alle
Untersuchungsprotokolle der Internen Revision als auch eine eidesstattliche
Erklärung von drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Welche Konsequenzen
werden Sie aus der Tatsache ziehen, dass der Rassismusvorwurf nunmehr bestätigt
wurde, nachdem Ihnen bereits vor zwei Wochen alle diesbezüglichen Unterlagen
von der Personalvertretung der Bediensteten der Gemeinde Wien übermittelt
wurden?
Ich ersuche um Beantwortung.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte Frau
Gemeinderätin!
Die diesbezüglichen Unterlagen - ich nehme an, das
Schreiben, das mir Kollege Pienitz geschickt hat, sind die
"diesbezüglichen Unterlagen", die Sie meinen - habe ich
selbstverständlich auch an die Interne Revision zu einer entsprechenden
Prüfungen weitergegeben. Die Unterlagen waren für die Interne Revision nicht
besonders neu, weil ja ein erheblicher Teil davon aus Protokollen besteht, die
die Interne Revision gemacht hat, zuzüglich allerdings einer
Sachverhaltsdarstellung, die Sie als "eidesstattliche Erklärung"
bezeichnen und die auch in dem beiliegenden Brief als "eidesstattliche
Erklärung" bezeichnet wird.
Dazu möchte ich nur darauf verweisen, dass
eidesstattliche Erklärungen etwas anderes sind. Zumindest sind sie datiert, und
es ist an den Unterschriften erkennbar, wer das letztendlich unterschrieben
hat. Im Übrigen ist es lediglich einer nicht näher definierten, aber
offensichtlich juristischen Person übermittelt worden. Eidesstattliche
Erklärungen funktionieren, mit Verlaub gesagt, anders. Sei dem, wie dem auch
sei, die Sachverhaltsdarstellung enthält im Prinzip keinen neuen Sachverhalt im
Vergleich zu dem, was ohnehin schon diskutiert wurde und was nicht zuletzt auch
wir beide hier in einer Fragestunde besprochen haben.
Ich kann daher hier, ohne
mich von damals her zu wiederholen, lediglich neuerlich festhalten, dass ich
mit ganz großer Sicherheit - und davon können Sie ausgehen! - jegliche
rassistische oder diskriminierende Äußerungen nicht billige, wo immer sie getan
werden. Im gegenständlichen Fall sind sowohl aus den Gesprächsprotokollen, die
hier gemacht wurden, als auch aus dem Bericht der Internen Revision - und die
neueste Sachverhaltsdarstellung gibt sicherlich keinen Anlass dazu, dies zu
ändern - jedenfalls Widersprüchliches zu entnehmen, sodass das für mich
entgegen Ihren Behauptungen, die Sie in der Fragestellung aufstellen, nicht
erwiesen ist.
Ich versuche daher anzuregen - man kann ja niemanden
zu Gesprächen zwingen -, dass man sich endlich einmal hinsetzt, diese Sache in
den Gesprächen ausräumt und dann darüber spricht, wie sich die Zukunft
gestaltet. Denn immerhin gibt es in wenigen Tagen, muss man sagen, eine
entsprechende Änderung der Rechtsgrundlage durch die 15a-Vereinbarung, die wir
auch im Wiener Landtag gebilligt haben, und daher eine sachliche Änderung der
Voraussetzungen dafür, eine rechtliche Veränderung der Voraussetzungen dafür. Man
sollte sich daher hinsetzen und über das Problem nachdenken. Denn unbegleitete
jugendliche Flüchtlinge wird es nach wie vor geben, daher halte ich es für
wichtig, dass hier entsprechend keine Lücke in der Betreuung eintritt.
Ich glaube, dass wir genug Sachprobleme zu lösen und
zu besprechen haben. Eine Voraussetzung dafür wird sein, dass man dieses
Problem, das hier vorhanden ist, in Gesprächen ausräumt. Dies scheint mir die
einzig vernünftige Sache zu sein, aber nicht, mich hier permanent als Pseudorichter
anzurufen.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Erste Zusatzfrage: Frau GRin Jerusalem.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Als oberster Chef des Magistrats und der Politik in Wien
sind Sie zuständig und verantwortlich dafür, dass Rassismusvorfälle - und
dieser ist jetzt bewiesen, in allen Dokumenten bewiesen - in der geeigneten
Form geahndet werden. Das kann nicht geduldet werden, und ich verstehe ehrlich
gesagt nicht, wie Sie als sozialdemokratischer Bürgermeister von Wien einen
derartigen Fall nicht nur dulden können, sondern offensichtlich jetzt auch noch
Hand in Hand mit dem Magistrat einen Vertuschungsversuch unternehmen. Dafür
habe ich überhaupt kein Verständnis.
Das heißt, wenn ich Sie
jetzt richtig verstanden habe, dann muss ich davon ausgehen, dass Sie diesen
Vorwurf und den Rassismusvorfall ad acta gelegt haben. Stimmt das, haben Sie
das ad acta gelegt?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte Frau
Gemeinderätin!
Ich halte das für ungeheuerlich, was Sie hier tun, so
wie wahrscheinlich Sie es vice versa für ungeheuerlich halten, was ich mache.
Damit werden wir beide wohl leben müssen.
Was Sie hier machen, ist natürlich
nicht, einem Vorwurf, dass hier ein rassistisches Vorgehen vorhanden war und
existiert hat, entsprechend nachzugehen und das entsprechend zu missbilligen.
Ich habe mich völlig unmissverständlich darüber ausgedrückt, was ich von
Rassismus und von rassistischen Bemerkungen halte und was ich dabei auch zu tun
gedenke. Aber ich habe es Ihnen das letzte Mal schon gesagt: Was ich ganz
sicher nicht mache, ist, Ihre Menschenhatz, die Sie hier
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