Gemeinderat,
42. Sitzung vom 28.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 76
(Beginn um 9.00 Uhr.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Einen
wunderschönen, sonnigen guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die 42. Sitzung des Wiener Gemeinderates ist somit
eröffnet.
Wegen Krankheit entschuldigt ist Frau StRin Dipl Ing
Dr Herlinde Rothauer.
Wir kommen zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP/01777/2004/0001-KFP/GM)
bezüglich Wiener Pflegeheimkommission wurde von Herrn GR Mag Helmut Kowarik (Klub
der Wiener Freiheitlichen) an den Bürgermeister gestellt: Um welche
Wiener Pflegeheimkommission handelt es sich in dem Rundschreiben GED-56/04/P/AL
vom 10. März 2004 und auf welcher Rechtsgrundlage wurde sie eingerichtet?
Ich bitte, die Anfrage zu beantworten.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat!
Bei dieser Pflegekommission handelt es sich um eine
kleine Gruppe von Experten aus dem Pflegebereich und aus dem ärztlichen
Bereich, die der Herr Patientenanwalt auf meine Bitte hin eingesetzt hat. Dort
geht es in allererster Linie darum, Vorschläge zu erarbeiten, die für eine
entsprechende Rechtsgrundlage, aber auch Beschlussgrundlage im Hinblick auf die
Qualitätssicherung in den Pflegeheimen dienen. Eine ausdrückliche
Rechtsgrundlage dafür besteht nicht. Es lässt sich dies zwar wahrscheinlich
rechtlich aus dem Aufgabenbereich des Patientenanwalts heraus konstruieren,
aber eine dezidierte Rechtsgrundlage besteht nicht.
Ich nehme an, dass diese Pflegekommission ihre Arbeit
vor dem Sommer abgeschlossen haben wird - das wäre jedenfalls aus meiner Sicht
wünschenswert - und entsprechende Vorschläge dazu vorgelegt haben wird.
Selbstverständlich gehört Pflegeanwalt Dr Vogt auch dieser Arbeitsgruppe an.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke
schön. - Erste Zusatzfrage: Herr Mag Kowarik.
GR Mag Helmut Kowarik (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Danke vielmals, Herr Bürgermeister!
Herr Bürgermeister, es gibt zur Zeit in Wien eine
Fülle von Kommissionen, die sich mit den Problemen im Geriatriebereich
beziehungsweise im Spitalsbereich beschäftigen. Da gibt es eine
Untersuchungskommission, da gibt es eine Geriatriekommission, da hat es - und
ich weiß nicht, ob es sie noch gibt - eine Experten-Pflegeheimkommission
gegeben, da gibt es eine Pflegeheimkommission, die angeblich von Ihnen voriges
Jahr initiiert worden ist, da gibt es nunmehr diese Pflegeheimkommission, die
jetzt vor kurzem etabliert worden ist. Außerdem wird es nach dem neuen
Pflegeheimgesetz, das hoffentlich irgendwann einmal durch den Landtag
durchkommt, auch eine Heimkommission geben.
Ich frage Sie nunmehr als
mehr oder weniger geheimen Gesundheitsstadtrat: Wissen Sie eigentlich noch,
welche Kommission wofür zuständig ist?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat!
Einige dieser Pflegekommissionen, die Sie jetzt
aufgezählt haben, sind dasselbe. So gesehen, ist der Überblick leichter zu
wahren.
Aber selbstverständlich kann ich das bejahen. Diese
Kommissionen haben ja höchst unterschiedliche Aufgaben. Eine
Untersuchungskommission hat eine andere Aufgabe als etwa eine
Expertenkommission - von der ich jetzt auch berichtet habe -, die sich
definitiv mit der Erarbeitung von Vorschlägen zur Qualitätssicherung der Pflege
beschäftigt. So gesehen kann ich Ihre Frage mit einem einfachen Ja beantworten.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zweite
Zusatzfrage: Frau GRin Dr Pilz.
GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Bürgermeister!
Sie haben im Kontrollausschuss sehr eindrücklich Ihr
Aktionsprogramm vorgestellt, und Sie haben dort - was für mich auch in dem
Prozess jetzt sehr wichtig war - deutlich gemacht, dass es nichts zu
beschönigen gibt und dass es durch Jahre, um nicht zu sagen durch Jahrzehnte,
Versäumnisse gegeben hat.
Als Sie dann weg waren, Herr Bürgermeister, hat im
Kontrollausschuss noch Frau StRin Pittermann gesprochen. Sie hält im Gegensatz
zu Ihnen an einem medizinisch dominierten Konzept der Pflege im hohen Alter
fest und hat das auch sehr deutlich gemacht. Unbeschadet des Faktums, dass in
den Großheimen auch sehr niedrige Pflegestufen untergebracht sind, Menschen,
die eigentlich nicht ständig ärztliche Betreuung brauchen, hält sie an diesem
medizinischen Konzept fest.
Ich frage Sie jetzt, Herr Bürgermeister, nachdem Sie
selbst davon gesprochen haben, in der Pflege die Medizin sozusagen nicht mehr
dominant wirken zu lassen, sondern, weil das auch das moderne Konzept ist, mehr
den Lebensraum zu unterstützen und regionale Pflegeheime einzurichten: Ist Frau
StRin Pittermann die Richtige, mit der Sie dieses Konzept umsetzen können?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Auch diese Frage,
Frau Gemeinderätin, wäre sehr einfach zu beantworten: selbstverständlich ja!
Ich verstehe schon, dass man natürlich versucht, hier
immer wieder Differenzierungen herauszuarbeiten und einzelne handelnde
Personen, insbesondere wenn sie Entscheidungsträger sind, ein bisschen
gegeneinander auszuspielen. Dagegen ist nichts zu sagen, das verstehe ich, den
Versuch ist es allemal wert. Aber betrachten Sie diesen Versuch heute einmal
mehr als misslungen.
Denn es gibt dazwischen überhaupt
keine Auffassungsdifferenzen. Ob hier eine medizinisch dominierte Pflege, wie
Sie das nennen, vorliegen soll oder die dezentrale, wird ja wohl davon
abhängen, was für ein Pflegefall das ist und welche Probleme er hat. Wir
stimmen sicherlich alle überein, dass es Pflegefälle gibt, die
bedauerlicherweise so schwer sind, dass sie in geriatrischen Krankenhäusern behandelt
werden müssen, weil sich das Problem nicht anders lösen lässt. Trotzdem halten
wir alle gemeinsam und selbstverständlich auch
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