Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 87
nachdenken, wenn niemand mehr da ist, der das Klumpert kauft, mit Verlaub gesagt, das produziert wird, dann wird die Wirtschaft auch Schwierigkeiten haben.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. Herr Dr Tschirf, bitte.
GR Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Bürgermeister!
Sie haben dankenswerterweise die Situation auf Bundesebene angesprochen
und vorgestern ist im Nationalrat das so genannte EU-Erweiterungsanpassungsgesetz
beschlossen worden, und dieses EU-Erweiterungsanpassungsgesetz sieht eine
siebenjährige Übergangsfrist für den Arbeitsmarkt vor. Das ist gerade für den
Wiener Arbeitsmarkt wichtig. Aus unverständlichen Gründen haben die
sozialdemokratischen Nationalratsabgeordneten dagegen gestimmt. Meine Frage
daher an Sie, werden Sie den Wiener SPÖ-Bundesräten die Empfehlung geben, im
Bundesrat dafür zu stimmen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Bgm Dr Michael Häupl:
Also einmal abgesehen davon, dass ich keinen Bundesräten Empfehlungen zu geben
habe, wenn ich bitten dürfte, da würden sich die ... (Heiterkeit bei der SPÖ. - GR Dr Matthias Tschirf: Würden Sie!)
Darf ich das bei euren auch, pro futuro sozusagen? Na, das schaue ich mir an.
Na bitte, das wird ein wirklicher Spaß, genau, ja, selbstverständlich.
Ja, also, wir bleiben dabei, ich habe denen keine
Empfehlungen zu geben, ich habe auch den Nationalratsabgeordneten keine
Empfehlungen zu geben, die werden schon wissen, was sie tun. Es wird, so nehme
ich einmal an, ohne mich da im Detail informiert zu haben, andere Gründe
gegeben haben, für diese 7-jährige Anpassung an den Arbeitsmarkt. Das ist
etwas, was auch eine langjährige Forderung sozialdemokratischer
Arbeitnehmervertretungen darstellt und daher sehe ich nicht den geringsten Grund,
dass es dies gewesen ist, warum man da dagegen stimmt. Aber so geht es euch ja
auch. Ihr wisst ganz genau, dass viele Dinge, die die Sozialdemokraten im Haus
vorschlagen, sehr gut sind, ihr müsst aber auf Grund der Rollenverteilung, die
es hier im Haus gibt, dann dagegen stimmen. Beiden wird es, nehme ich einmal
an, Leid tun, aber so ist eben einmal das parlamentarische Leben.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Somit ist die Fragestunde abgeschlossen.
Bevor wir zur Aktuellen Stunde kommen, hat sich Herr
Klubobmann Mag Chorherr zur Geschäftsordnung zum Wort gemeldet. Die maximale
Redezeit beträgt 5 Minuten.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner
Klub im Rathaus): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich habe mich schon lange nicht zur Geschäftsordnung
zu Wort gemeldet, aber dieser Vorfall, der ein mehr als bezeichnendes Licht auf
die Politik der SPÖ in Wien lenkt, zwingt mich dazu, hier schärfsten zu
protestieren. Was ist’s, worum geht’s?
Wir diskutieren heute später, ich glaube durchaus konstruktiv,
über eine Flächenwidmung, die unmittelbar den 6. Bezirk betrifft, wo es um
die Zukunft der Mariahilfer Straße geht, und es ging darum, und die Argumente
von uns betreffen insbesondere die Mariahilfer Straße, und wir haben, nicht
zuletzt weil von der SPÖ – unter anderem vom Kollegen Schuster und anderen –
immer wieder argumentiert wird: Nun ja, wie hat denn da der 7. Bezirk, wie
hat denn da die Mariahilfer Straße betreffend, der Grüne Bezirksvorsteher
agiert, haben wir durchaus nachgemeldet, nicht hauptgemeldet, den Grünen
Bezirksvorsteher, um in der Debatte über die Zukunft der Mariahilfer Straße zu
diskutieren. Aber Wien ist Wien, die Sozialdemokratie hat bis heute nicht
verkraftet, dass es auch einen Grünen Bezirksvorsteher gibt (GR Godwin Schuster: Aber bitte!) und
blitzschnell wird der Terminus in der Geschäftsordnung hervorgeholt, wo es
heißt, sprechen darf ein Bezirksvorsteher, wenn es die Angelegenheiten seines
Bezirks unmittelbar berührt, unmittelbar berührt.
Fragt man: Berührt die Mariahilfer Straße, die
Zukunft der Mariahilfer Straße den 7. Bezirk, sagt die Sozialdemokratie
nein. (GR Godwin Schuster: Nur der
Mariahilfer Gürtel!)
So, und jetzt sage ich Ihnen ein Beispiel, um zu
zeigen, was dieses selbstgerechte “Diese Stadt gehört uns, mir machen was mir
wolln, wir interpretieren, wie wir wolln.“, ist. Ein Beispiel, wie die SPÖ in
einem anderen Fall vorgeht, wo es ihr passt und interpretiert, was unmittelbar
dazu gehört. Da ist einmal der Grenzfall, ja Grenzfall Mariahilfer Straße, und andererseits
der Fall, wo es dann der SPÖ passt.
Ich bringe das Beispiel: Wir haben hier einst den
Verkehrsdienstevertrag diskutiert, der regelt, wie viele Milliarden Euro
die Stadt den WIENER LINIEN gewährt, und die SPÖ bringt einen Antrag ein. Wir
sind großzügig, wir sagen, ja, im Zweifelsfall soll man die Geschäftsordnung
etwas breiter, offener auslegen. Das bewirkte, dass im unmittelbaren
Zusammenhang - nach Sicht der SPÖ, wenn es ihr passt - mit dem
Verkehrsdienstevertrag, ein Antrag eingebracht wurde, der feststellt, der
Wiener Gemeinderat fordert die Bundesregierung auf, 1 000
PolizeimitabeiterInnen zusätzlich einzustellen. Sehen Sie, das ist ein
unmittelbarer Zusammenhang, wenn die SPÖ sagt, ja, das passt dazu, das kann man
einbringen und sogar abstimmen lassen.
Wenn es aber darum geht, die Mariahilfer Straße, die bekannter Weise
zwischen dem 6. und dem 7. Bezirk liegt, und es darum geht, die Zukunft der
Mariahilfer Straße zu diskutieren und der Bezirksvorsteher, der nicht der SPÖ
angehört, sich hier zu Wort melden und seine Argumente einbringen möchte, da
sagen wir, nix da, mir sagn, wer da reden darf, wir sind die SPÖ und wir
interpretieren so, wie es uns passt. Zusätzliche Polizei gehört zum
ÖBB-Dienstevertrag, aber der 7. Bezirk nicht zur Mariahilfer Straße.
Deswegen appelliere ich im Sinne
einer überfraktionellen Vorsitzführung, an den Herrn Vorsitzenden, dass hier
heute am Nachmittag irgendwann zwischen 15 00 und 15 30 Uhr -
eine wirklich spannende, kontroverse Zeit - Herrn Bezirksvorsteher Blimlinger
vom 7. Bezirk, auch wenn er der Grünen Fraktion angehört, so wie es
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