Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 87
im Gegensatz zur Summe beim AMS, sondern wir haben um siebeneinhalb Millionen EUR die Mittel für den Wiener Arbeitnehmerförderungsfonds aufgestockt, so dass hier einfach auch zusätzliche Programme, insbesondere im Bereich Jugend, aber insbesondere auch im Bereich Frauenrückkehr nach der Karenz, entsprechend finanziert und umgesetzt werden können. Wir haben spezielle Programme auch zur Zurückholaktion von Menschen in der Sozialhilfe in den Arbeitsmarkt gestaltet, sodass ich denke, dass man wirklich guten Gewissens hier auch hergehen und sagen kann, jawohl wir sind bereit, auch über alle Schatten zu springen, wir machen hier keine Ideologie, sondern Wirtschaftspolitik mit allen jenen Partnern, die uns hier zur Verfügung stehen. Wenn der Herr Wirtschaftsminister neuerdings dazugehört, so freue ich mich.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
danke dir. Die erste Zusatzfrage, Herr Dr Tschirf.
GR Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Bürgermeister, es ist
unbestritten, dass wenn Sie die Zahlen der Arbeitslosigkeit des
Februar 2004 mit dem Februar 2003 vergleichen, einfach die
Arbeitslosigkeit in Wien um 10 Prozent angestiegen ist, im übrigen
Österreich aber nur um 2,5 Prozent. Und es ist unbestritten, dass es eines der
großen Probleme ist, dass in der Industrieansiedlung Wien in der gegenteiligen
Situation ist, dass also immer mehr Arbeitsplätze weggehen, Sie können die
verschiedenen Unternehmungen anschauen.
In anderen Bundesländern, etwa im benachbarten
Niederösterreich, ist es umgekehrt der Fall. Werden Sie daher mit dem Landeshauptmann
von Niederösterreich einmal ein Gespräch führen, wie er das macht und seine
Vorschläge übernehmen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Klubobmann!
Der Herr Landeshauptmann von Niederösterreich hat
sicherlich eine ganze Menge zu tun, um jene fehlenden
370 000 Arbeitsplätze aufzuholen, die Wien Vorsprung hat in dem
Bereich. Also, Gott sei Dank, führen Herr Landeshauptmann Dr Pröll und ich
unsere Diskussionen nicht auf dieser Ebene. Die Zusammenarbeit hingegen
zwischen dem Wiener Wirtschaftsförderungsfonds und dem Betriebsansiedlungsfonds
von Niederösterreich hat sich gerade in den letzten beiden Jahren sehr positiv
entwickelt. Aber nicht zuletzt auch deswegen, weil hier einfach auch zur Kenntnis
zu nehmen ist, dass in Wien in allererster Linie Forschungs- und
Entwicklungseinrichtungen situiert werden und Produktionsbereiche dann in
Niederösterreich, und dies auch nicht mehr im so genannten Speckgürtel der
Stadt, sondern weiter weg. Das hängt ursächlich damit zusammen, dass es einfach
unterschiedliche Grundpreise gibt. Wenn man sich anschaut, was der Grundpreis
hier in Wien ist, oder was der Grundpreis für Textra in dem produktiven Bereich
- der übrigens ohnedies lange genug gedauert hat - in Krems auch ausmacht, dann
kann man daran sehr leicht auch den Unterschied erkennen, und das spielt
heutzutage ja fast eine größere Rolle in diesen industriellen Bereichen als die
unmittelbare Lohntangente. Stichwort etwa Opel-Aspern, wo die Lohntangente heute
etwa 15 Prozent des Ausgabenrahmens des Betriebes ausmacht, hingegen die
Energiekosten 23 Prozent, und sich daher natürlich das Interesse der
Unternehmensführung bei Kostensenkungen in erster Linie auch dorthin entwickelt
und die Lohntangente keine so große Rolle mehr spielt.
Völlig unbestritten ist hingegen, dass heute die Produktivität, die
Pro-Kopf-Produktivität, der ausschlaggebende Punkt ist, und dies ist ja wohl
auch die Ursache dafür, dass über 60 Prozent aller Auslandsinvestitionen
in Österreich hier in Wien getätigt werden und dass Wien bei den
Betriebsgründungen eine ausgesprochen positive Bilanz entwickelt hat, nämlich
rund 5 000 Unternehmen pro Jahr mehr. Da ist zweifelsohne auch eine
gewisse Veränderung von Arbeitnehmern zu Selbstständigen hin dabei, die sich
natürlich in einer Agglomeration, in einer Stadt, entsprechend forcierter
vollzieht, als das wo anders der Fall ist.
Also, Herr Klubobmann, keine Sorge um die
Zusammenarbeit zwischen Wien und Niederösterreich, sie ist besser als mancher
will und lernfähig bin ich auch.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. Herr Gemeinderat Römer, bitte.
GR Johann Römer
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Bürgermeister!
Es ist unbestritten, dass Arbeitsmarktpolitik in
erster Linie Bundessache ist. Trotzdem ist uns auch bewusst, dass auch die
Länder und Gemeinden hier etwas machen müssen, und auch die Gemeinde Wien ist
ja hier aktiv und wäre es so, dass wir es einfach abschieben würden, dann
würden wir keinen Markt et cetera haben. Aber trotzdem ist ja festzustellen,
dass diese Maßnahmen, die auch Wien zur Unterstützung des Arbeitsmarktes
tätigt, nicht ausreichen und ich zitiere jetzt, aus keinem feindlichen Papier,
sondern aus einem Papier der Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter, aus
einem Antrag, wo darauf hingewiesen wird, dass auch für 2004 ein weiterer
Beschäftigungsrückgang um bis zu 5 500 Arbeitsplätze vorhergesagt
wird. Also, das geht weiter. Wir haben keine Freude, es wurden schon
verschiedene Argumente gebracht, und meine Frage geht daher in diese Richtung:
Ich glaube, es ist ja wichtig, dass man Unternehmen gründet und es ist auch
wichtig, dass man Unternehmen, die vielleicht erst in einigen Jahren dann
größer werden, schon in der Anfangsphase unterstützt. Und gerade Wien ist
meines Erachtens in diesem Sektor säumig. Daher die Frage: Werden Sie sich
dafür einsetzen, dass in Zukunft auch in Wien Gründerzentren geschaffen und von
der Gemeinde Wien unterstützt werden?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Also, wenn man sich nicht
an den Namen, sehr geehrter Herr Gemeinderat, festklammert, sondern an den
Inhalten, dann gibt es ja so etwas heute. Anders wäre ja der Erfolg in diesen
Bereichen gar nicht zu erklären, denn selbstverständlich wird über den
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