Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 87
Form der Theaterreform wurde ab und an angedacht, aber die
gab es hier genauso wenig wie die große.
Wenn man sagt, dass Menschen ins Theater gehen, bitte
ich Sie auch zur Kenntnis zu nehmen – ich betone, das ist nicht unmittelbar
meine Zuständigkeit – man kann nicht 600 000 Leute, die ins Musical
gehen, einfach wegtun und sagen, das ist eine Kategorie, die uns nichts angeht,
das ist uns egal, über die rümpfen wir die Nase, das ist sozusagen schlechte
Kunst und Kultur. Weil da würden wir schön ausschauen, wenn wir die Zahl derer
abziehen, die ins Musical gehen. Dann wäre nämlich die Zahl der Leute, die ins
Theater gehen, eine besonders niedrige. Also die 600 000 Leute, die
ins Musical gehen, soll man einfach nicht permanent schlecht machen und sagen,
das ist eine schlechtere Kategorie, wozu machen sie das und das interessiert
uns nicht.
Meine Aufgabe sehe ich schon so, dass ich die gesamte
Bandbreite der Kultur in Wien sicherstelle. Das reicht von der Avantgarde und
von den ganz kleinen avancierten Produktionen bis hin auch zum Musical. Die
große Theaterreform soll genauso wie die kleine diese Vielfalt in Wien
sicherstellen. Das ist im Grunde eine einmalige Vorgangsweise, die es bisher in
dieser Stadt und auch in anderen Städten nicht gegeben hat. Wir sichern das
Große genauso wie, wenn wir schon bei dieser komischen Einteilung bleiben, das
Kleine.
Noch einmal, die Mittel für das Ronacher sind Mittel,
die gar nicht über das Kulturbudget laufen. Das sind Mittel, die zusätzlich
kommen. Ein solches Theater wurde im Übrigen in einer anderen Stadt wie
Budapest um ein Vielfaches von dem, was wir investieren, auch renoviert, der
gleiche Bau, vom selben Architekten gemacht. Es gibt genügend andere Beispiele,
wo Städte sagen, sie haben eine historische Bausubstanz und ein interessantes
Theaterhaus, das sie erhalten, noch dazu an einem solchen Standort. Wenn das
Geld sozusagen zusätzlich kommt, dann meine ich, ist es eine gute und wichtige
zusätzliche Investition in die Kultur dieser Stadt.
Warum Menschen ins Theater gehen, zeigen sie wohl am
ehesten, indem sie ins Theater gehen. Es ist tatsächlich so und alle
Untersuchungen zeigen das, dass Menschen in Wien dieses ganz breite Angebot
nutzen, so wie Sie selbst gesagt haben. Sie gehen einen Tag ins Musical, am
nächsten Tag ins Burgtheater, am übernächsten Tag ins Jugendstiltheater und
vielleicht dazwischen auch ins Kino, in einen Klub oder sonst wohin. Genau
diese Vielfalt und dieses Kulturleben gilt es sicherzustellen. Darum hat Wien
eine gute Tradition und das werden wir auch weiter so halten.
Ich kann mir das gerne überlegen, ob eine solche
Untersuchung sinnvoll ist. Wir werden einmal schauen, ob wir eine solche haben
und ob es ein sinnvoll angelegtes Geld ist. Ich greife diese Anregung gerne
auf. Ich werde das gemeinsam mit unseren Beamten überlegen. Jedenfalls sollten
wir nicht sozusagen Geld für Studien ausgeben, was in der Sache ganz
offensichtlich ist. Aber ich werde mir das noch einmal durch den Kopf gehen
lassen.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Vierte Zusatzfrage, Frau Mag Feldmann.
GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Stadtrat!
Mich würde interessieren, warum sie gegen die
Bewerbung des Theater-Dienstags sind, wo diese Aktion das letzte Mal innerhalb
von sieben Wochen einen Zusatzverkauf von rund 10 000 Karten gebracht
hat beziehungsweise welche anderen Marketingmaßnahmen Sie setzen möchten, um
der rückläufigen Zuschauerzahl entgegenzuwirken.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Frau Gemeinderätin!
Ich sage noch einmal, die rückläufige Zuschauerzahl
ist nicht auf Grund einer mangelnden Marketingmaßnahme oder auf Grund der
Unfähigkeit der Theaterleute oder auf Grund der Unfähigkeit der großen
Produktionen, sondern weil es weniger Produktionen in dieser Stadt gibt, weil
es weniger Subventionsgeld, nicht von Seiten der Stadt, sondern von Seiten des
Bundes gibt. Das ist der Grund, warum es einen Rückgang in der Zuschauerzahl
gibt. (Aufregung bei der ÖVP. – GRin Mag
Heidemarie Unterreiner: Das ist nicht wahr!) Es ist so. Ich weiß, es gefällt
Ihnen nicht, aber es ist einfach so. Vielleicht sollten Sie diese Anfrage, die
Sie mir gestellt haben, den Kolleginnen und Kollegen im Parlament, dem
Staatssekretär Morak oder dem Bundeskanzler Schüssel stellen. (Beifall bei der SPÖ.)
Was den Theater-Dienstag anbelangt, Frau Magister,
waren Sie zu dieser Zeit noch nicht hier, aber ich kann Ihnen gerne sagen,
dieser Theater-Dienstag war nicht erfolgreich. Er hat nämlich dazu geführt,
dass Leute, die sonst an einem Samstag, Donnerstag, Freitag oder an irgendeinem
anderen Wochentag ins Theater gegangen wären, am Dienstag ins Theater gegangen
sind. Damit wurden normalpreisliche Theaterbesuche durch extrem verbilligte
Theaterbesuche substituiert. Das, was vielleicht ein paar Wochen nach Erfolg
ausgesehen hat, hat sich im Nachhinein – fragen Sie die Theaterleute – als
Misserfolg herausgestellt, weil zum Schluss weniger Geld in die Theaterkassen
gekommen ist. Das hat auch mehr Subvention bedeutet. Es gab eine Geschichte,
die letztendlich erfolgreich war, die "Aktion 7", so sich
Mittelbühnen zusammengeschlossen haben. Aber darüber hinaus halte ich diesen
Theater-Dienstag nicht für eine geeignete Maßnahme, um Publikumszuwächse zu
erzielen, sondern ich meine, die geeignetste Maßnahme wäre wohl, die
15-prozentige Subventionskürzung seitens des Bundes aufzuheben.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Dankeschön, Herr Stadtrat,
Die 2. Frage (FSP/01294/2004/0001-KFP/GM) wurde
von Herrn GR Mag Kowarik (Klub der Wiener Freiheitlichen) gestellt und
ist an den Herrn Bürgermeister gerichtet: Wann wird die Pflegemilliarde
wirksam werden?
Ich ersuche um Beantwortung.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat!
Auf Ihre Frage, wann die Pflegemilliarde wirksam
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