Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 87
(Beginn um 9.01 Uhr.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Trotz Frühling wünsche ich Ihnen einen wunderschönen
winterlichen Morgen.
Die 41. Sitzung des Wiener Gemeinderates, heute,
am 26. März 2004, ist somit eröffnet.
Entschuldigt sind Frau GRin Frauenberger, die krank ist, ebenfalls Frau
GRin Korosec, Herr GR Dr Salcher bis mittags, Frau GRin Schöfnagel, die im
Ausland ist, Frau GRin Stubenvoll, die den Herrn Bürgermeister vertritt, Frau
StRin Vassilakou bis mittags und Herr GR Kurt Wagner, der leider auch krank
ist.
Wir kommen zur Fragestunde.
Die 1. Frage (FSP/01295/2004/0001-KVP/GM)
wurde von Frau GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien) gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der
Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft gerichtet: Werden Sie künftig die
seinerzeit überaus erfolgreiche Aktion "Theaterdienstag" wieder
öffentlich bewerben?
Ich bitte um Beantwortung.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Sie fragen mich, ob ich den Theater-Dienstag in
Zukunft wieder öffentlich bewerben werde. Meine Antwort darauf ist: Nein.
Vorsitzender GR Günther Reiter (unterbrechend):
Entschuldigen Sie, Herr Stadtrat.
Meine Damen und Herren, am Wort ist der amtsführende
Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny (fortsetzend):
Danke. – Meine Antwort darauf ist: Nein.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die
erste Zusatzfrage.
GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Stadtrat!
In den Umbau des Ronacher werden bis zu 40 Millionen EUR
investiert.
Warum setzen Sie nicht einen Bruchteil des Geldes
dafür ein, die Theaterschaffenden in Wien zu unterstützen?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Wie Sie
wissen – wir diskutieren das immer ausführlich im Ausschuss – haben wir sehr
viele und, wie ich meine, auch international vergleichbar sehr hohe Mittel für
die Unterstützung der Theaterschaffenden in Wien eingesetzt. Das kostet, wenn
man die großen Bühnen, obwohl das auch Theaterschaffende sind, einmal
exkludiert, 20 Millionen EUR. Wie die Studie, die wir gemeinsam in
Auftrag gegeben haben, beweist, sind auch die Mittel für die freien Gruppen,
international gesehen, durchaus hoch. Also ich glaube nicht, dass wir, wiederum
im internationalen Vergleich gesehen, darunter leiden, dass wir zu geringe
Mittel haben. Natürlich wäre es immer schön, wenn man noch mehr hätte, aber ich
glaube, das war nie das Thema der Diskussion. Das ist das eine.
Das andere
ist eine völlig andere Frage, die mit der überhaupt nichts zu tun hat, nämlich
die Frage nach dem Umbau des Ronacher. Aber dazu hatte ich schon Gelegenheit,
ausführlich Stellung zu nehmen und es wird sicher auch noch Gelegenheit dazu
sein.
Ich halte
jedenfalls fest, dass die eine Sache, nämlich Mittel für die Betriebe und die
Subventionen für die laufende Finanzierung von Gruppen und von kleinen und
mittleren Theatern nichts mit dem Ausbau des Ronacher zu tun hat, der aus einem
ganz anderen Topf finanziert wird.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die
zweite Zusatzfrage? Haben Sie die erste Zusatzfrage, Frau GRin Mag Feldmann,
schon vorher gestellt? (GRin Mag Barbara Feldmann: Ja, eine. Noch eine zweite?)
Die zweite Zusatzfrage wird von Frau Mag Unterreiner
gestellt.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Herr Stadtrat!
Ich bin in der Hinsicht Ihrer Meinung. Ich denke, auch
wenn man 100 Jahre lang den Theater-Dienstag bewerben würde, würde das
nicht eintreten, was wir uns alle erhoffen, und zwar mehr Publikum ins Theater
zu bringen. Denn das Einzige, was notwendig ist, um Publikum ins Theater zu
bringen, ist Theater für das Publikum zu machen, also gute Komödien, wo man
sich nicht schämen muss, wenn man lacht, und Tragödien, wo man das Stück
wiedererkennt, wenn man hineingeht.
Barbara Petsch hat vor ein paar Tagen einen ganz
guten Artikel dazu geschrieben. Ich möchte einen Satz herausholen und zitiere
sie: "Die Klassiker sind so etwas wie Rohstoff geworden, mit dem man nach
Belieben verfahren kann." – Ich sehe das genau so.
Viele Menschen gehen deswegen nicht mehr ins Theater,
weil sie nicht mehr vorfinden, was sie suchen, und zwar authentische Stücke.
Sie suchen auch unverfälschte, also ungekürzte Texte. Sie suchen auch eine
gepflegte Sprache, wo man noch in der letzten Reihe hört, was eigentlich vorne
gesagt wird. All das wird seit vielen Jahren nicht mehr immer geboten. Ich
denke mir, wenn ich im Theater nicht mehr das Lachen vorfinden kann, nicht mehr
weinen kann und wenn man auch nicht mehr die Sprache findet, dann geht man halt
nicht mehr so gerne ins Theater.
Wir haben uns aus der Theaterreform zurückgezogen.
Einer unserer Schwerpunkte war, wie Sie wissen, die Pflege der Sprache, weil
wir empfinden, dass das unsere Tradition und unsere Identität ist, aber auch
wir haben schon gesagt, das verlorene Publikum ist wieder zurückzuholen. Ich
habe eher den Eindruck, dass einer der Schwerpunkte war, ein neues Publikum zu
gewinnen. Das ist auch in Ordnung, aber ich habe nie so sehr herausgehört, wie
man das verloren gegangene Publikum zurückholen will.
Meine Frage ist: Was werden Sie tun, um dieses
Publikum, das ich vorhin beschrieben habe, wiederzugewinnen?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Stadtrat.
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