Gemeinderat,
40. Sitzung vom 03.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 78
wenig passiert auf diesem Gebiet. Nehmen Sie zur Kenntnis: Für die Mehrheit der Künstler ist das ein deutlicher Fortschritt gewesen, weil es ein langfristiges Investment für ihre Zukunftssicherung ist. Und wir kommen von der schamhaften Situation jetzt weg, dass wir dann unter dem Titel "Künstlerpensionen" Sozialpensionen den Künstlern auszahlen müssen, weil sie selber am Ende ihres künstlerischen Schaffens nicht in der Lage sind, ein menschenwürdiges Leben zu führen.
Da finde ich es gescheiter, und da mag es durchaus
den einen oder anderen Widerstand geben, da stehe ich dazu, was auch der
Bundesregierung passiert ist, nämlich ein faires System, wo die Künstler, aber
wo auch die Kulturindustrie ihren Beitrag leistet, und langfristig wird dieses
System das bessere sein. Ich sage, es ist ein erster Schritt, aber wir haben
diesen ersten Schritt gemacht, und es werden weitere folgen. (Beifall bei der ÖVP.)
Zu Coop Himmelb(l)au, weil mir das wirklich ein
Anliegen ist. Sie reden das hier schön und sagen, ja, das war ein tolles,
beeindruckendes Modell. Das werden wir sicher einmal bei irgendeiner der
Ausstellungen der Stadt Wien der nicht verwirklichten tollen architektonischen
Leistungen zeigen. Es hat ja, glaube ich, einmal so eine Ausstellung gegeben
der nicht realisierten Bauvorhaben in Wien. Das war beeindruckend. Und mit dem
Coop Himmelb(l)au-Modell können wir dort ein weiteres Modell einbringen. Das
unterscheidet Sie halt auch von einer Kulturpolitik, wie wir sie uns
vorstellen. Von der Chance, die wir damals gehabt haben, können Sie nicht
sagen, das war der Marboe oder der Görg, sondern das waren damals Pasterk und
Zilk. Damals wäre das eine riesige Chance gewesen, hier ein Landmark und ein
architektonisches Symbol für diese Stadt zu schaffen und multifunktional in
einen Bereich zu investieren, der mehr Möglichkeiten bietet als das, was Sie
hier tun.
Warum Sie und der GR Woller ständig den
Staatsoperndirektor Holender persönlich diffamieren, das ist, ehrlich gesagt,
ein neuer Stil, den ich hier in diesem Haus nicht für sehr positiv empfinde.
Wir sind uns alle einig, dass die Art und Weise, wie wir Politiker mit
Künstlern umgehen sollen und wie sie mit uns umgehen, etwas unterschiedlich
ist, dass wir eine andere Verantwortung haben. Aber dieses Eindreschen auf den
Staatsoperndirektor, das möchte ich auch in aller Schärfe zurückweisen. Und wir
werden ihn darüber informieren. (Beifall bei der ÖVP und bei Gemeinderäten
der FPÖ.)
Und dann,
Sie haben heute die Frage nicht beantwortet. Ich verspreche Ihnen, wir werden
es mit einer schriftlichen Anfrage machen. Wir werden es noch weiter fordern.
Sie haben
gesagt, dieser Verlustabdeckungsvertrag sei weiter aufrecht mit den in der
Zwischenzeit passierten Adaptierungen. Mir sind solche nicht bekannt. Unseren
Mitgliedern im Finanzausschuss sind sie auch nicht bekannt. Ich möchte jetzt
einmal wirklich technisch genau wissen, wie dieser Verlustabdeckungsvertrag
stattfindet. Das ist diese intransparente Struktur, die es in der Stadt gibt.
Das werden nicht alle im Detail wissen. Es ist so. Egal, wie viel Defizit die
Vereinigten Bühnen in dieser Stadt produzieren, und das könnte ja auch einmal
mehr sein. Sie können Recht haben, vielleicht ist Musical der große
Zukunftsmarkt, es wird boomen, es wird alles ausgelastet sein. Dann habe ich
eine Fehleinschätzung gemacht. Wenn Sie aber eine Fehleinschätzung gemacht
haben, dann, was wird passieren? Na, Sie werden es natürlich nicht zusperren
können, weil Sie diese Niederlage in der Öffentlichkeit nicht verkraften
können, sondern Sie werden die Subventionen erhöhen. Die werden einfach ein
höheres Defizit produzieren. Wenn Sie sich die Ära Pasterk als Vorbild bei den
Musicals genommen haben, dann werden Sie sehr schnell wieder bei den Beträgen
sein, die wir damals diskutiert haben bei den jährlichen Nachtragssubventionen
und so weiter. Wir haben das ja alles erlebt.
Als ein Beispiel dafür, was man mit diesem Geld
sinnvoller machen könnte, möchte ich hier einen Beschluss- und
Resolutionsantrag gemeinsam mit meinem Kollegen Dr Matthias Tschirf einbringen,
der das Künstlerhaus betrifft, wo, glaube ich, die Stadt eine große
Verantwortung hat, und es kann nicht so sein, dass eine so traditionsreiche
Einrichtung wie das Künstlerhaus nur deshalb nicht unterstützt wird, weil Sie
immer sozusagen wie im Mikadospiel vorgehen: Solange sich der Bund nicht
bewegt, bewegen wir uns nicht. Das kann es nicht sein. Das Künstlerhaus ist
eine wertvolle Einrichtung, die unterstützt werden sollte.
Herr Stadtrat, wir sind hier im Wiener Gemeinderat,
und da frage ich Sie: Was ist Ihr Beitrag fürs Künstlerhaus?
Ich mache Ihnen einen konkreten Vorschlag, was Sie
tun können, und stelle daher diesen Antrag:
"Der zuständige Stadtrat für Kultur und
Wissenschaft wird aufgefordert, umgehend ausreichende Budgetmittel zur
Sanierung und zum Betrieb des Wiener Künstlerhauses zur Verfügung zu
stellen."
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den
Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft verlangt. (Beifall bei der
ÖVP.)
Zum Abschluss, damit wir wissen, was alles auf uns zukommen
wird, erlaube ich mir noch etwas auszuführen. Da habe ich eine Produktion
gefunden mit einem Text, eine der ganz großen Produktionen der Eigenproduktion,
das war, glaube ich, die erste Eigenproduktion der Stadt Wien, das war die
berühmte "Freudiana".
Und ich lese Ihnen jetzt hier zum
Abschluss noch einen Ohrwurm vor, damit wir sehen, Lloyd Webber wird erzittern
und London und New York wird erzittern. Sie werden sich alle noch erinnern an
"Memory", live gesungen von der Barbra Streisand. Es ist doch noch
ein bisschen mehr in Erinnerung geblieben als dieses Werk zum Schluss. Aber ich
möchte es Ihnen als Einstimmung für die Zukunft der Musicalstadt Wien geben. Es
war der Beatles-Song: Ich bin dein Spiegel, ich bin dein Spiegel, in meinen
Augen siehst du dich, ich bin dein Spiegel, ich bin dein Spiegel, zeig mir dein
ungeliebtes Ich. Schau mich nur an, der Clown bist du. Der Clown sieht dir beim
Tanzen zu. Wenn ich in den Tränen bin, wer weint? Merk
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