Gemeinderat,
40. Sitzung vom 03.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 78
eingehen mit erfahrenen Büros, und genau diese Auswahlfrage
stand bei der Auswahl der fünf Büros, die jetzt an der zweiten Stufe des
Verfahrens teilnehmen, Pate.
Ich darf Sie auch darüber informieren, dass es
vollkommen abseits der Tatsachen ist, dass da nur fünf Beamte oder fünf
Mitarbeiter von WIENGAS die Entscheidung treffen. In der zweiten Stufe, die
jetzt durchgeführt wird, wo es sehr wohl auch um Architektur geht, wird diese
Auswahl genauso wie die Juryentscheidungen auch nach unserem Leitfaden zu
treffen sein, von fünf Bediensteten der WIENGAS beziehungsweise fünf Experten
der Architektur. Das ist genau die paritätische Besetzung mit Sach- und
Fachpreisrichtern, wie wir sie immer vorsehen.
Also ich denke, dem ist Genüge getan. Und dass sich
ein Unternehmen auf einer ausgewiesenen Altlast ein Gebäude zu errichten traut,
bedeutet auch, dass man entsprechende Expertisen benötigt, was man denn dort
alles wegzuräumen hätte.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. – Die zweite Zusatzfrage: Herr GR Prochaska.
GR Johannes Prochaska (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Stadtrat!
Diese Problematik ist kein Einzelfall. Geprüfte
Mitglieder des Kontrollausschusses sind immer wieder konfrontiert mit der
Verletzung der Ausschreibungskultur und von Vergaberichtlinien.
Meine Frage geht daher an Sie: Sind Sie bereit, für
Ihr Ressort einen etwa Jahresbericht über die Verbesserungsvorschläge, die vom
Kontrollamt in dieser Hinsicht geäußert wurden, zu geben, was wurde
durchgeführt, was wurde nicht durchgeführt und warum, so wie das in anderen
Bundesländern Österreichs längst üblich ist.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker:
Herr Gemeinderat! Nachdem ich Sie bei der letzten Kontrollausschusssitzung
getroffen habe, darf ich Sie verweisen auf den Kontrollamtsbericht
KA-V-19-2/04. In diesem Bericht haben wir sehr ausführlich seitens der
MA 19 dargestellt, wie zurzeit die Handhabung von Wettbewerben stattfindet
und dass diese deutlich abweicht von Zeiten der neunziger Jahre, Ende der
neunziger Jahre. Ich denke, damit ist Ihren Wünschen schon Genüge getan. (GR
Gerhard Pfeiffer: Das ist keine Beantwortung!)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die
dritte Zusatzfrage: Herr Dr GÜNTHER.
GR Dr Helmut GÜNTHER (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Stadtrat! Sie haben in Ihrer
Anfragebeantwortung an den Kollegen Chorherr gesagt, dass auch auf europäischer
Ebene ausgeschrieben wurde, dann aber durchaus schludrig umgegangen wurde mit
dieser Ausschreibung, und es ist Ihnen bekannt, dass die Stadt Wien,
unterstützt auch von anderen Großstädten in Europa, für das Zurückführen der
Daseinsvorsorge auf die Städte und auf die kommunalen Bereiche eintritt. Jetzt
glaube ich, dass da auch schon einiges passiert ist, wenn man sich den
Konvent-Entwurf, die Rahmenrichtlinie und die Parlamentsbestimmungen in Brüssel
anschaut. Aber glauben Sie nicht, dass gerade derartiges schludriges Umgehen
mit Vergabeverfahren, einem der Grundsäulen des Wettbewerbs in der Europäischen
Union, genau unser Ziel, das zurückzuführen vom Wettbewerb wieder mehr auf die
Städte und auf die kommunalen Versorger, eher konterkariert?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker:
Also, Herr Gemeinderat, ich denke, dass wir hier zwei verschiedene Formen von
Wettbewerb haben. Der eine Wettbewerb ist jener, der zwischen Ziviltechnikern,
Architekten und Zivilingenieuren abgewickelt wird zur Durchführung eines
Bauobjektes. Hiebei kommt es auch darauf an, die Kreativität, die
architektonische Qualität hervorzuheben. Aber es kommt auch darauf an, und das
war die erste Phase, und die wurde nicht schludrig durchgeführt bei diesem
Wettbewerb, nämlich herauszuarbeiten, wer ist überhaupt in der Lage, dieses
Projekt effizient und in der Zeit ordentlich durchzuführen, und ein Team
vorzuzeigen, das umgehen kann mit der Architektur, mit der Bauführung selbst,
mit der Entsorgung des dort fraglos kontaminierten Erdreiches und das auch noch
in einem vertretbaren Kostenrahmen und Zeitrahmen abzuwickeln. Genau diese
Auswahl erfolgte in der ersten Stufe, bevor es um die konkrete Gestaltung des
Objektes gegangen ist. Diese konkrete Gestaltung des Objektes erfolgt jetzt in
der zweiten Stufe, und in dieser zweiten Stufe wird es sehr wohl sehr
ordentlich bearbeitet, genauso, wie Architektur- und Objektwettbewerbe auch
durchzuführen sind.
Zum Wettbewerb, den Sie meinen, wo es um die im
Bereich der Daseinsvorsorge zu leistenden Dinge geht, die in Wien Bürgermeister
eingeführt haben, die nicht Sozialdemokraten waren, wie Lueger zum Beispiel,
muss man sagen, dass diese Leistungen ja in der Stadt, in der wir leben,
besonders anerkannt sind von den Menschen, und wenn daher der Wettbewerb, zum
Beispiel bei den WIENER LINIEN, oder der Verkauf des Wiener Wassers, was ja in
Wien gar nicht mehr möglich ist durch den Verfassungsschutz seitens der Stadt, und
ähnliches verlangt werden sollte von der Europäischen Union, dann wird es
massiven Widerstand seitens der Stadt geben, und wir haben ja dabei auch große
Erfolge bisher schon gehabt. Die DV-Verordnung ist ja glücklicherweise durch
das massive Lobbying auch der Stadt Wien im Konzert mit Eurocitys, mit dem ADR,
mit den anderen Städteorganisationen zunächst einmal zurückgestellt. Das
Europäische Parlament, wir haben ja vor kurzem eine Tagung in diesem Haus
gehabt dazu, der Berichterstatter Herzog aus Frankreich hat hier ja
hervorragende Arbeit geleistet. Das konnte verhindert werden. Bis jetzt. Aber
wir müssen weiterhin wachsam sein, und es wäre viel besser, wenn entgegen der
derzeitigen Lage des Textes "Inventur der europäischen Verfassung" es
noch deutlicher verankert würde. Da wären wir sehr dafür, dass das noch
gelänge.
Trotzdem muss man aber sagen: Es ist viel wichtiger, dass es
diese europäische Verfassung überhaupt einmal gibt, und deswegen müssen wir
damit rechnen, dass die eher nur am Rande erwähnte Frage der Durchführung der
Daseinsvorsorge in der Obhut und in der
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