Gemeinderat,
40. Sitzung vom 03.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 78
(Beginn um 9.00 Uhr.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Einen wunderschönen guten Morgen zur heutigen Sitzung des Wiener Gemeinderates!
Ich darf die Sitzung
somit für eröffnet erklären und darf bekannt geben, dass entschuldigt ist als
einzige die Frau GRin Trammer. Wir wünschen ihr beste Gesundheit.
Wir kommen nun zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP/00903/2004/0001-KGR/GM)
wurde gerichtet von Herrn GR Mag Chorherr (Grüner Klub im Rathaus) an
den amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr: Welche
Relevanz hat für Sie der einstimmige Beschluss des Gemeinderats betreffend Bau-
und Vergabekultur in Wien, wenn eine 100% Tochter der Stadt, Wiengas, bei einem
Neubau für ein Verwaltungsgebäude jegliche Ausschreibungskultur vermissen
lässt?
Ich ersuche um Beantwortung. Bitte schön.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker:
Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Zu dieser Frage kann
ich natürlich nur klar und deutlich sagen, dass jeder Beschluss des
Gemeinderates, unabhängig vom Quorum, für mich wichtig ist und wir daher auch
sofort mit der Umsetzung dieses Antrages begonnen haben. Die Herren der
Baudirektion, der Bereichsdirektor für Stadtplanung Klotz und der Leiter der
Gruppe Hochbau OSR Wimmer, sind mit dieser Aufgabe betraut worden. Klotz hat am
28. Jänner die erste Runde zur Durchführung des Beschlusses des
Gemeinderates geleitet. Eine Arbeitsgruppe unter OSR Wimmer hat sich im Detail
mit der Frage der Ausschreibungen und der Vergaben von Projekten im Bereich
Hochbau, Tiefbau und Umwelttechnik beschäftigt. Die Arbeiten sind noch nicht
abgeschlossen, aber wir werden selbstverständlich genau dem Wortlaut des
Antrages entsprechend vorgehen.
Also ich denke, dass wir damit, unabhängig davon, was
unter Umständen woanders passiert, dem Antrag des Gemeinderates voll Rechnung
tragen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die
erste Zusatzfrage: Herr Mag Chorherr.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner
Klub im Rathaus): Meine Damen und Herren!
Fragen der Architektur und der Architekturqualität
spielen ja nicht immer eine prominente Rolle, aber ich möchte diese Anfrage in
diese Richtung jetzt nutzen.
Es ist lobenswert und ehrenwert, ich glaube Ihnen das
auch, dass das jetzt umgesetzt wird, immerhin ein einstimmiger Beschluss des
Gemeinderates für die Qualität von Architektenleistungen; und Ihr Nebensatz hat
mich jetzt ängstlich gestimmt: Unbeschadet, was sonst wo passiert.
Na ja, der Anlass meiner Frage ist ja das "Sonst
wo", wo in dem Fall eine Hundertprozent-Tochter der Gemeinde Wien, die
WIENGAS, eine Ausschreibung für immerhin ein
4 000-Quadratmeter-Bürogebäude macht, bei der alle Kriterien eines ordnungsgemäßen
Architektenwettbewerbs missachtet werden. Ich darf nur einige Dinge daraus
zitieren und mich fragen, ob das in irgendeiner Weise auch mit Ihnen
abgesprochen ist oder in Zukunft sich hier etwas ändert.
Die Bewertungskriterien machen fünf Bedienstete der
WIENGAS, kein Architekt der Jury. Wer in der nächsten Stufe dabei ist, weiß man
nicht. Eine vollkommene Intransparenz, so nach dem Motto: Alles, was man falsch
machen kann in Bezug auf einen ordnungsgemäßen Architekturwettbewerb, wurde
hier falsch gemacht.
Darum meine Frage: Bezieht sich, weil man weiß, dass
WIENSTROM, WIENGAS, WIENER LINIEN sehr viel beauftragen Richtung
Architekturqualität und Sie, sehr geehrter Herr Stadtrat, mit der Umsetzung
dieses einstimmigen Gemeinderatsbeschlusses befasst sind, Ihre Zuständigkeit in
irgendeiner Weise auch auf das, was Hundertprozent-Töchter der Gemeinde Wien
architekturmäßig veranstalten?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker:
Herr Gemeinderat! Ich wollte mich nicht beziehen auf den Nebensatz, den Sie in
der Anfrage angehängt haben, weil er sehr subjektiv war und eigentlich mit dem
Antrag nicht sehr viel zu tun hatte, der im Dezember einstimmig beschlossen
wurde.
Das "Sonst wo" bezieht sich auf das gesamte
Stadtgebiet der Stadt Wien und darüber hinaus. Wenn Sie den großen Konzern der
Stadt Wien und eine Hundertprozent-Tochter der Stadt Wien – nicht unmittelbar,
aber sozusagen eher Enkelin oder Urenkelin im Konkreten – meinen und die
Errichtung eines Verwaltungsgebäudes in Simmering, dann geht es dort darum, auf
einer ausgewiesenen Altlast, also in einer nicht unbedingt einfachen Situation,
eine Generalplanerleistung zu vergeben. Diese Generalplanerausschreibung ist
erfolgt im Amtsblatt der Europäischen Union, und zwar zu einem Zeitpunkt, wo
der Gemeinderatsbeschluss noch gar nicht vorlag. Um es konkret zu sagen: Ich
würde nicht einmal von meinen Dienststellen verlangen, dass sie noch nicht
vorliegende Gemeinderatsbeschlüsse befolgen, es wird schwer sein, bei Urenkeln
der Stadt Wien, der WIENGAS, darauf schon Bezug zu nehmen, was der Gemeinderat
erst beschließen wird. Und Sie wissen als Klubobmann genau, wann der Text
dieses Antrages vorlag, nämlich nicht davor, sondern in den Diskussionen erst
in der Letztausfertigung dann bearbeitet wurde.
Es ist diese Ausschreibung international sehr
vorbildlich erfolgt. Sie hat ein sehr ausführliches Bewertungsverfahren
vorgesehen in dem Bereich, wo es um die Auswahl der dann in der zweiten
Verfahrensstufe zu Beteiligenden gegangen ist, und das ist etwas, was durchaus
Sinn macht und auch durchaus in Akkordanz steht mit den Grundlagen für die
Durchführung von Wettbewerben auf dem Gebiet der Architektur und des
Städtebaus.
Auch hier drinnen gibt es zum Beispiel bei der Frage der
Eignungskriterien, bei der Frage der Teilnahme und der Förderung von jungen
Büros und von Frauenbüros jeweils den Hinweis, dass es Sinn macht, wenn diese
Büros Arbeitsgemeinschaften, Bietergemeinschaften
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