Gemeinderat,
39. Sitzung vom 30.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 64
super beieinander. (GR Kurth-Bodo Blind: Also U-Bahn
...!) Glauben Sie mir, ich fahre dort seit 14 Jahren.
Aber mehr Polizei würde dort nicht helfen, dort hilft
nur bessere soziale und infrastrukturelle Qualität. Das ist auch der Grund für
unseren Antrag. Wir meinen, dass die Polizei in Wien wichtige Aufgaben hat und
dass es auch einen Sinn hat, dort durch zusätzliches Personal dafür zu sorgen,
dass gerade in Nachbarschaften für Gruppen, die besonders belastet sind,
Unterstützung und Sicherheit geboten wird.
Ich kann Ihnen zum Schluss, wieder aus meiner
Wohnumgebung, ein kleines Beispiel dafür schildern, was ich damit meine. In der
Gegend, in der ich wohne, gibt es Tiefgaragen zu Einfamilienhäusern, die
unterhalb des Straßenniveaus liegen. Die Leute, die dort wohnen, fahren mit
entschlossenem Tritt aufs Gaspedal, schießen manchmal aus der Garage heraus,
fahren ohne weiteren Blick auf die Fußgänger über den Gehsteig, um dann kühn in
die Straße einzubiegen. Auf diese Weise hätte eines meiner Kinder beinahe
einmal unliebsame Bekanntschaft mit den Hinterrädern eines Mercedes gemacht.
Ich habe
mich an die zuständige Polizeidienststelle gewendet, nachdem es nichts genützt
hatte, der Dame zu erklären, dass sie schauen muss, wenn sie herausfährt. Sie
hat das nicht zur Kenntnis genommen und hat gemeint: Wenn ich mich ärgere, dann
soll ich eben immer dafür sorgen, dass meine Kinder an der Hand geführt werden;
sie kann, wenn sie rückwärts aus der Garage herausfährt, nicht schauen, ob dort
Kinder auf dem Gehsteig sind. - Diese etwas lustige Auffassung von
Verkehrsregeln konnte ihr nur abgewöhnt werden, indem ein Polizist aus der
zuständigen Polizeidienststelle gekommen ist und der Dame mit Freundlichkeit
und Nachdruck erklärt hat, dass sie aufpassen muss, wenn sie über den Gehsteig
fährt.
Das ist eine Art von kommunikativer Aufgabe, die die
Polizei wahrnehmen kann. Niemand wurde bestraft, Sicherheit wurde geschaffen,
die Dame passt jetzt auf, wenn sie rückwärts fährt. Das ist eine Aufgabe, die
die Polizei wahrnehmen kann. Für solche und ähnliche Aufgaben stellen wir uns
vor, dass es auch verstärkte Präsenz geben soll.
Ich lese Ihnen nun den Antrag vor:
"Der Wiener Gemeinderat fordert die
Bundesregierung auf, ehebaldigst zusätzlich 1 000 MitarbeiterInnen in
der Wiener Polizei einzusetzen sowie deren Arbeitsbedingungen zu verbessern und
die technische Ausstattung der Sicherheitskräfte vor allem im Bereich der
elektronischen Kommunikationswege auf den letzten Stand zu bringen.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung dieses Antrags."
Ich danke Ihnen. (Beifall
bei den GRÜNEN. - GR Günther Barnet: Mit der Tagesordnung hat das nichts zu
tun!)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr StR Rieder
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist vor wenigen
Tagen eine Studie des IFES-Instituts öffentlich vorgestellt worden, die sich
ganz allgemein - so wie die vorangegangene des Jahres 1995 - aufgrund einer
aktuellen Befragung der Wienerinnen und Wiener mit dem Thema beschäftigt: Wie
ist es um die Lebensqualität und um das Leben in Wien bestellt? Diese Studie
enthält auch ein interessantes Kapitel über die Verkehrssituation und die
Einschätzung der Wienerinnen und Wiener zur Situation.
Das Ergebnis, das ich jetzt einmal voranstellen
möchte, um das heutige Thema ein bisschen einzuordnen, ist, dass die
Wienerinnen und Wiener in dieser Studie dem öffentlichen Personennahverkehr ein
exzellentes Zeugnis ausstellen. 87 Prozent der Befragten stellen dem
öffentlichen Verkehr in Wien die Note 1 oder 2 aus, und 87 Prozent
der Wienerinnen und Wiener sind auch davon überzeugt, dass sich die Situation
in den letzten Jahren deutlich verbessert hat.
Diese Benotung gewinnt umso mehr an Gewicht, wenn man
aus dieser Studie ebenfalls entnimmt, dass praktisch alle Wienerinnen und
Wiener in irgendeiner Form die öffentlichen Verkehrsmittel benützen -
87 Prozent. In dicht verbauten Stadtteilen ist es mehr als die Hälfte der
Wohnbevölkerung, die täglich die öffentlichen Verkehrsmittel benützt, und knapp
6 von 10 Befragten fahren mit Öffis täglich oder jedenfalls mehrmals in
der Woche. Gegenüber 1995 hat sich der Anteil sowohl der Gesamtgruppe - also
aller Teilnehmer, die öffentliche Verkehrsmittel benützen - als auch jener
speziellen Gruppe, die täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, um
5 Prozentpunkte erhöht.
Das heißt, die Tatsache, die hier vom Kollegen Gerstl
behauptet worden ist - dass die Stadtregierung aus parteipolitischen Gründen
alles unternimmt, so war es fast wörtlich zitiert, um den öffentlichen Verkehr
auszudünnen -, spiegelt sich in der Meinung der Wienerinnen und Wiener nicht
wider. Die sehen das anders, die sind der Meinung, dass der öffentliche Verkehr
ausgebaut worden ist, und die schätzen ihn sehr, sehr gut ein. Das gilt insbesondere
für die Aussage, dass bei der Verwendung der öffentlichen Verkehrsmittel im
Wege zum Arbeitsplatz oder zur Ausbildungsstelle - da spielt es eine ganz
besondere Rolle, und daher ist das bemerkenswert - im Vergleich zu 1995 die
Verwendung des Autos zurückgegangen ist. Wir können daher aktuell feststellen,
dass die öffentlichen Verkehrsmittel in Wien an Bedeutung gewonnen haben und
das Auto als Instrument zur Erreichung des Arbeitsplatzes an Bedeutung verloren
hat.
Ich möchte noch einmal betonen,
was hier ein Vorredner meiner Fraktion gemeint hat, nämlich: Auch
internationale Vergleiche machen uns in dieser Frage sicher. Nicht nur die
Einschätzung der Wienerinnen und Wiener, die immerhin sehr wichtig ist, da sie
ja auch die Kunden der Verkehrsmittel - nicht die ausschließlichen Kunden, aber
doch ein wesentlicher Teil der Kunden - sind, sondern auch internationale
Vergleiche bestätigen die Spitzenposition Wiens beim öffentlichen
Personennahverkehr. Es gibt eine Untersuchung unter Einbeziehung von
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