Gemeinderat,
39. Sitzung vom 30.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 64
weiterarbeiten kann.
Auch die
GRÜNEN haben in den letzten Monaten, wann immer es zur Sprache gekommen ist,
eindeutig und klar festgestellt: Wir unterstützen ebenfalls die Forderung nach
1 000 Polizisten mehr für Wien. Denn jeder, der sich in diesem
Bereich auskennt, weiß, dass dies de facto die personelle Mindestausstattung
ist, die wir in Wien derzeit brauchen, um die Vielfalt der polizeilichen
Aufgaben bewältigen zu können.
Allerdings,
liebe Kolleginnen und Kollegen, können wir uns mit der Begründung überhaupt
nicht anfreunden. Wiener Polizisten und Polizistinnen haben sehr viel
Wichtiges, Wertvolles und Nützliches für die Stadt zu tun, aber dazu gehört
ganz sicherlich nicht, dass sie in Bahnhöfen sozusagen herumstehen, sei es in
U-Bahnstationen oder in größeren Bahnhöfen, und dort mit ihrer Präsenz - und
Sie wissen genau, dass das Dinge sind, die in den letzten Jahren vielfach
diskutiert worden sind - eine Art abschreckende Wirkung haben. Die Frage ist
dann, auf wen sie eine abschreckende Wirkung haben. Meiner Meinung nach haben
sie dort nicht eine abschreckende Wirkung auf Personen, die unter Umständen
vorhaben, kriminelle Handlungen zu setzen, sondern hauptsächlich haben sie dort
eine beunruhigende und abschreckende Wirkung für Reisende und Touristen, die
ganz sicher nicht angenehm berührt sind, wenn sie irgendwo ankommen ... (Zwischenruf
des GR Ing Herbert RUDOLPH.)
Geh bitte
- das habe ich mir gedacht, dass das jetzt von der FPÖ kommen wird! Wissen Sie,
Sie lachen, aber ich sage Ihnen etwas, dem auch Sie nicht werden widersprechen
können. Wenn Sie in einer Stadt ankommen, Sie steigen aus dem Zug aus, und das
Erste, was Sie sehen, sind Polizisten, die auf dem Bahnsteig herumstehen, dann
glauben Sie ganz sicherlich nicht, dass das eine besonders sichere Stadt ist.
Ganz im Gegenteil - ich weiß nicht, was Sie für Schlüsse ziehen -, ich ziehe
daraus normalerweise den Schluss: Oh, da muss es aber ziemlich große Probleme
geben, wenn es schon notwendig ist, dass die Polizei hier herumsteht!
Das ist
eher ein beunruhigendes Gefühl, und das sind Debatten, die spurlos an Ihnen
vorübergehen. Es ist schon okay, aber das habe ich nicht erfunden. Da gibt es
durchaus äußerst brauchbares Material im Zusammenhang mit dem subjektiven
Sicherheitsempfinden und der objektiven Sicherheitslage, und da gibt es ganz
wertvolle Diskussionen darüber, wo Polizeipräsenz dazu beiträgt, dass man sich
sicherer fühlt, und wo Polizeipräsenz dazu beiträgt, dass man sich weniger
sicher fühlt.
Dies ist
aber nur ein Detail. Worum es mir geht, ist zu sagen, dass wir ganz konträre
Ansichten darüber haben - das ist auch bekannt -, weshalb wir mehr Polizei
brauchen, was diese Polizei vorrangig tun soll und wofür sie eingesetzt werden
soll. Die GRÜNEN unterstützen sehr wohl die Forderung nach
1 000 Polizistinnen und Polizisten mehr für Wien. Allerdings sind die
Begründungen, die sowohl gestern von Seiten der FPÖ gebracht worden sind als
auch heute seitens der SPÖ gebracht werden, für uns nicht haltbar. Mit diesen
Begründungen können wir nicht mitgehen. Wir sehen das vollkommen anders, und
somit sehen wir uns bedauerlicherweise nicht in der Lage, heute den Antrag der
SPÖ zu unterstützen.
Damit man uns aber auch glaubt, dass wir das sehr
wohl ernst meinen und dass wir 1 000 PolizistInnen mehr für Wien
möchten - denn es ist dringend notwendig, wie gesagt, und da muss man in der
Stadt etwas tun -, haben wir vor, einen eigenen Antrag einzubringen, und zwar
mit einer Begründung, von der wir der Meinung sind, dass es durchaus Ihnen
allen möglich sein wird, ihn zu unterstützen. Diesen Antrag wird meine Kollegin
Frau Dr Sigrid Pilz einbringen, und ich möchte Sie bitten, diesen Antrag mit
Ihren Stimmen zu unterstützen. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächste Rednerin ist Frau Dr Pilz gemeldet.
Ich erteile ihr das Wort.
GRin Dr Sigrid Pilz
(Grüner Klub im Rathaus): Sie ahnen,
was jetzt kommt. Ich bringe den Antrag ein, von dem Mary Vassilakou gesprochen
hat.
Verkehr ist nicht mein Thema, aber ich bin natürlich
Verkehrsteilnehmerin, und ich frequentiere mindestens zweimal am Tag - wie wohl
oft auch Herr Gerstl - den Bahnhof Hütteldorf. Auch meine Kinder frequentieren
den Bahnhof Hütteldorf. Dies ist nicht gerade ein Hauptbahnhof, aber ein
wichtiger Bahnhof für die Vororte und für die Niederösterreicher und
Niederösterreicherinnen. Ich wohne in Penzing, und es würde meinem
Sicherheitsgefühl und dem Sicherheitsgefühl meiner Kinder nicht sehr helfen,
wenn in diesem trostlosen Bahnhof noch ein paar Polizisten und Polizistinnen
mehr herumstehen. Es würde sehr viel helfen, wenn man den Bahnhof selbst zu
einem Ort des sozialen Wohlbefindens und der Kommunikation machen würde.
Dem ist nicht so. Sie kennen den Bahnhof vielleicht
nicht, aber dort gibt es ein paar sehr abgewohnte Gaststätten. (GR
Kurth-Bodo Blind: Nicht schon wieder auf die Gewerbebetriebe losgehen!) Die
sind eben leider - ich weiß nicht, ob Sie, Herr Blind, dort hingehen; ich gehe
dort eigentlich nicht so gern hin.(GR Kurth-Bodo Blind: Ich wohne ja dort!)
Ich weiß, dass Sie dort wohnen. Wenn man als Frau abends im Bahnhof Hütteldorf
ankommt, dann ist das Damenklo schon zugesperrt. Man geht auch sonst nicht sehr
gern hin, weil es ein abscheulich gepflegter Ort ist. Die Bahnsteige sind
zugig, trist und abgewohnt. - Sie fahren offensichtlich nie mit der
Schnellbahn, Herr Blind, weil Sie sich so wundern. (GR Kurth-Bodo Blind: Ich
bin gerade zum Jörg Haider nach Klagenfurt gefahren, mit der Schnellbahn und
der Bahn!)
Ich glaube, mit der Schnellbahn
von Hütteldorf - aber Sie sind kein kleiner Bub und kein junges Mädchen, die
dann dort herumstehen und hoffen, dass der Zug bald kommt. Denn die Orte sind
unwirtlich, die Warteräume sind entweder zugesperrt oder kaputt. (GR
Kurth-Bodo Blind: Es gibt keinen Warteraum dort, bitte!) Es gibt schon
einen Warteraum, o doch! (GR Kurth-Bodo Blind: Es gibt keinen!) Auf
Bahnsteig 1, wo auch der 11A ist, gibt es einen kleinen Warteraum (GR
Kurth-Bodo Blind: Dort ist der "Anker" drinnen!), aber der ist
nicht wirklich
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