Gemeinderat,
38. Sitzung vom 16.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 35
Deshalb wundert es mich umso mehr, wenn heute die Grünen herauskommen und sagen, die
Missstände stimmen und sachlich haben die Freiheitlichen ja Recht. Die
Missstände gibt es, sachlich ist auch der Misstrauensantrag vollkommen richtig,
aber weil ihn die bösen Freiheitlichen stellen, stimmen wir dem Antrag nicht
zu. Sie machen sich ja zum grünen Feigenblatt für eine absolute Misswirtschaft
in dieser Stadt, wenn Sie so argumentieren und handeln, wie Sie das heute getan
haben. (Beifall bei der FPÖ.)
Und eines möchte ich auch festhalten, weil das gerade
vorher auch von der GRin Ludwig
genannt wurde. Also unserer Erstrednerin zum Vorwurf zu machen, dass sie über
Einzelbeispiele, die klare Missverhältnisse und Missstände aufgezeigt haben,
heute quasi nicht hinausgekommen sein soll, ihr den Vorwurf zu machen, wo ganz
klar und deutlich in der Geschäftsordnung - und das wird noch zu debattieren
sein in der kommenden Präsidiale - verankert ist, dass der Erstredner
40 Minuten zum Reden hat, aber in einer roten Stadtregierung ist es
offenbar so, dass man sich nicht an die Geschäftsordnung halten will und nach
20 Minuten das Mikrofon abdreht, sodass sie gar nicht die Möglichkeit
hatte, ihre Rede hier zu halten. Das ist ein Umstand, der mich sehr betroffen
macht. Das dann aber auch noch hier zu verwenden und ihr zum Vorwurf zu machen,
ist wirklich ein kühnes Stück, das man nur zurückweisen kann.
Wir haben heute auch erlebt, dass der Bereich der
Unterbudgetierung angesprochen worden ist. Die Unterbudgetierung ist auch beim
Voranschlag 2004 wieder festgemacht worden. Es ist leider Gottes so, dass man
das festmachen kann, und es ist so, dass wir wissen, dass im Sozialhilfebereich
die Zahlen steigen. Das wird sich auch im Jahr 2004 nicht ändern. Zumindest
sagen die Wirtschaftsforscher, dass trotz anspringender Konjunktur keine
Entspannung am Arbeitsmarkt vorhanden sein wird, dass die Zahl der
Sozialhilfeempfänger weiter ansteigen wird. Und da wird gespart. Wir wissen,
wir haben das Problem, aber die Stadt Wien wirkt nicht dagegen, stellt nicht
die Mittel zur Verfügung, die notwendig wären, die man vorprognostizieren kann.
All diese Prognosen, die auch in der MA 12
erstellt worden sind, führen dazu, dass das Sozialhilfebudget um
2 Millionen EUR weniger Mittel erhalten hat. Und man wundert sich
eigentlich nur. Die Hilfe zur Sicherung des Lebensunterhaltes beträgt im
nächsten Jahr überhaupt nur 8 Millionen EUR, und beim Stabilitätspakt
wissen wir ja auch, dass hier immer wieder gewisse Fehlleistungen von Seiten
der Stadtregierung passieren.
Zum Chaos bei den Lehrerdienstposten wird Kollege Rudolph heute noch einiges sagen und
das auch noch näher ausführen. Aber eines ist klar - und diese Diskussion haben
wir in den letzten Wochen auch hier geführt -: Da gibt es einen geltenden
Finanzausgleich, den der Herr Bürgermeister ausverhandelt und unterschrieben
hat. Er selbst hat die Schwerpunkte der Einsparungsmaßnahmen gesetzt, aber er
hat sich nicht an diese gehalten und hat weiterhin dem Bund 700
Lehrerdienstposten in Rechnung gestellt, obwohl für deren finanzielle Bedeckung
eigentlich das Land Wien aufkommen hätte müssen. Es ist also entgegen dem
Finanzausgleich anders gemacht worden, er hat gehandelt.
Er hätte die Möglichkeit gehabt und hätte das auch
machen müssen nach seinen eigenen Verhandlungen, diese finanzielle Bedeckung
sicherzustellen. Aber das hat er nicht getan.
Und man hat dann darüber hinaus, nachdem der Bund
draufgekommen ist, dass es hier widersprüchliche und nicht korrekte
Verrechnungsmodalitäten gibt von Seiten des Landes Wien, den Datentransfer auch
noch eingestellt. Und das ist einfach ein widerrechtliches Vorgehen, das da
vorgenommen wurde, das muss man festhalten.
Dieses Chaos bei den Lehrern ist ein hausgemachtes
Chaos Ihrer absoluten Stadtregierung, von niemandem anderen. Und Sie hätten die
Möglichkeit gehabt, regulierend einzugreifen. Ich habe schon einmal
festgehalten: Die Stadtschulratspräsidentin hätte die 700 Frühpensionierungen
nicht vornehmen müssen. Man hätte mit einer Mittelbedeckung von Wien ausgehend
hier Abfederungen treffen können und hätte den heutigen Chaoszustand an unseren
Schulen auffangen können. (Beifall bei der FPÖ.)
Und es gibt ja noch eine weitere Latte an Verfehlungen:
Die Behindertenbetreuung, die angesprochen worden ist, die Geschützten
Werkstätten, Vergabe von Subventionen, der Problemfall Podkowicz im
Sportbereich, wo ich permanente Willkür erleben muss, wo uns die Dachverbände
und die Mitarbeiter, die ehrenamtlichen, immer wieder informieren, was sich da
für Unglaublichkeiten abspielen, die Verteuerung bei den Musikschulen, das
Mobbing, das heute angesprochen worden ist. All das ist evident in dieser
Stadt. Und das Fass ist voll, es ist eben übergelaufen, und es ist jetzt Zeit
festzumachen, dass hier Verfehlungen am laufenden Band passieren. Und ich sage
das ganz trocken: Es ist festzustellen, dass es sich heute um die schwächste
Stadtregierung aller Zeiten in dieser Stadt handelt, und die Verfehlungen in den
unterschiedlichen Ressorts sind einfach gegeben.
Und jetzt gibt es Verfehlungen im Sozialressort, und man
geht her, nimmt einfach einen ganz, ganz wesentlichen Bereich heraus, lagert
ihn aus. Es gibt dann noch ein paar Restposten, die übrig bleiben. Da gibt es
die Bäderverwaltung, da gibt es den Bereich Sport, da gibt es den Bereich PID,
da gibt es, wie gesagt, den Bereich Jugend. Das ist das Rumpfressort, das übrig
bleibt. Ja, da sage ich bitte: Warum sparen wir uns nicht das Restrumpfressort
überhaupt ein? Sparen wir es uns doch ein! (Beifall bei der FPÖ.) Der
Steuerzahler würde sich freuen, und er würde merken, dass man sehr, sehr
vernünftig mit seinem Geld umgeht. Man würde sich viele Steuermillionen
ersparen können. Man könnte den Bäderbereich wieder in das Umweltressort
führen, man könnte den Sportbereich und den Presse- und Informationsdienst
gleich wieder in die Zuständigkeit des Bgm Häupl übergeben. Weil in
Wirklichkeit ist eh er derjenige, der entscheidet, wahrscheinlich im
Hintergrund, was passiert. Und den Jugendbereich könnte man auch dem
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