Gemeinderat,
38. Sitzung vom 16.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 35
Umweltbereich geben. Das wäre eine tolle Aufwertung. Wir
würden uns ein Ressort ersparen, auch viel Geld dem Steuerzahler ersparen. Das
wäre eine Möglichkeit, die ich sehe.
Aber eines ist klar, und darauf komme ich noch einmal
zurück. Der Bürgermeister hat das offensichtlich erkannt, und er hat erkannt,
dass es Defizite gibt. Und er hat gesagt und angekündigt, es werden Änderungen
folgen. Aber wenn jemand erkennt, dass es Defizite gibt und wenn er
gleichzeitig in einem Interview festhält, dass es Defizite gibt, aber er wird
vielleicht erst Ende 2004 darauf reagieren und erst Ende 2004 Auswechslungen
vornehmen, die heute schon notwendig wären, dann ist es auch nicht
verantwortlich, weil heute Handlungsbedarf besteht und weil die Sozialpolitik
gerade Ihnen so wichtig und zu wichtig sein müsste, als dass man zuwarten
könnte. Und die Lähmung, die heute in dem Bereich in der Stadt vorhanden ist,
weiterzuführen auf den Sankt-Nimmerleins-Tag bis Jahresende, das kann es nicht
sein.
Und ich denke, dieses Handeln zeigt schon auch
irgendwo, dass Ihre soziale Kernkompetenz leider Gottes von Ihnen verworfen
wurde. Die beginne ich Ihnen wirklich abzusprechen, weil einfach die soziale
Kälte in dieser Stadt auch eine hausgemachte ist. Und Sie werden nicht daran
vorbeikommen, es ist eine hausgemachte. Es gibt die Schwachstellen in dieser
Stadt. Es gibt die Situation, dass von einem Chaosressort Bereiche ausgelagert
werden in das nächste Chaosressort. Und natürlich kristallisiert sich da
heraus, dass es zu einem Personalkarussell kommen soll, aber halt erst viel,
viel später. Und da gibt es natürlich Gerüchte, die da auch an uns
herangetragen werden, wo - und ich sage es noch einmal - viele Sozialdemokraten
hinter vorgehaltener Hand sagen: Es stimmt, da ist eigentlich ein Handlungsbedarf
gegeben. Und da wird halt diskutiert offensichtlich, dass der Finanzstadtrat
Rieder aufhören soll und für ihn der StR Faymann kommen könnte, und da wird
halt diskutiert, dass die StRin Pittermann aufhören könnte und für sie der Dr
Marhold kommen könnte, und da wird halt diskutiert, dass der Klubobmann
Oxonitsch aufhören könnte und dafür als neue Klubobfrau die GRin LUDWIG
nachrücken könnte, und da wird diskutiert, dass die Frau Umweltstadträtin
Kossina aufhören könnte und dafür vielleicht die Frau Sima kommt, und da wird
diskutiert, dass die Frau StRin Laska aufhören könnte und nach Florida gehen
könnte und für sie vielleicht die Frau GRin Wehsely kommen soll. Also all diese
Diskussionen gibt es offensichtlich in Ihren Reihen, und das zeigt ja auch,
dass Sie selbst den Handlungsbedarf erkannt haben.
Und wir wollen Ihnen heute auch die Chance geben, schnell
zu reagieren, nicht zu warten, bis Rust kommt und in Rust wieder einmal ein
bisschen innerparteilich zu diskutieren und dann wieder zuzuwarten und dann
Entscheidungen bekannt zu geben, bis wieder Monate vergangen sind und auf
Kosten der Wienerinnen und Wiener monatelang eine falsche Sozialpolitik in
dieser Stadt gemacht wird.
Und deshalb, glaube ich, wäre es notwendig,
Veränderungen heute schon zu treffen. Und die Chance, die will ich Ihnen ja
geben, ich will Ihnen die Chance geben. Und ich denke, dass der Herr Bgm Häupl
in Wirklichkeit ja auch das so empfindet. (GR Harry Kopietz: Ist das die
Rede vom 6. März?)
Aber es ist Zeit zu gehen, Frau Stadträtin. Und Sie
haben selbst gesagt, der Lebensmittelpunkt von Ihnen soll in Zukunft in Florida
liegen. Ich vergönne Ihnen das. Ich habe das gehört. Das ist ein Gerücht, das
herumgeht. Ich habe gehört, dass Sie so ein Naheverhältnis zu Florida haben. Es
wurde ja heute auch angesprochen von der ÖVP-Kollegin.
Aber ich denke, eines steht fest: Amtsmüdigkeit haben
Sie lange genug an den Tag gelegt, auch fehlendes Engagement im Sozialbereich.
Fehlleistungen im Sozialressort sind evident, das wissen Sie auch selbst. (GR
Harry Kopietz: Sie haben ja nur mehr den 6. März im Auge, Herr Kollege!)
Ich denke, Sie sollten heute zurücktreten und Wien
und den Wienern die Chance geben, dass ein engagierter Sozialpolitiker in Ihre
Fußstapfen tritt. Und dieser Misstrauensantrag soll Ihnen helfen.
Die Wiener Sozialpolitik braucht wieder soziale
Wärme, sie braucht engagierte Menschen, die wirklich ihre Probleme ernst nehmen
und nicht mit einer Arroganz und Ignoranz darauf reagieren. Und wir brauchen
keine soziale Kälte, die von der SPÖ absolut in dieser Stadt hausgemacht ist. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Vettermann gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Ich möchte kurz zu meinen Vorrednern Stellung nehmen,
vielleicht beginnend beim Kollegen Strache, der sich da in dem von ihm zitierten
Traumland, glaube ich, schon ziemlich verirrt hat. Denn das einzige Faktum von
den vielen Dingen, die er da aufgezählt hat, ist das, dass er FPÖ-Führer werden
möchte. Daher ist auch die Wortmeldung erklärbar. Seine gesamten Anwürfe sind
in dem Sinn untergeordnet, dass er nämlich einmal über die 50 Prozent
kommt und sein persönliches Ziel erreicht. Was das alles mit Wien zu tun hat,
weiß ich allerdings nicht. (Beifall bei der SPÖ.)
Zum Schlusslicht, weil Kärnten so oft bei Ihnen
vorgekommen ist. Kärnten ist Schlusslicht in der Einkommenssituation. Unter der
SPÖ-Leitung dieses Bundeslandes werden wir einen Aufholprozess beobachten
können. (GR Heinz-Christian Strache: Was hat das mit Wien zu tun?) Ich
komme schon zu Wien, keine Angst. Nur, weil Sie Kärnten so als Modellbundesland
gebracht haben, wollte ich zwei, drei Fakten schon dazu auch sagen. Also auf
alle Fälle, die Kärntnerinnen und Kärntner verlieren einkommensmäßig. Das ist
ihnen eigentlich nicht zumutbar, und ich nehme an, sie werden das im März ja
auch korrigieren.
Dass hier der Finanzminister Grasser sozusagen schwarz/blau
wechselt chamäleonhaft, zwar eingeladen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular