Gemeinderat,
38. Sitzung vom 16.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 35
1. Jänner bekommen, endlich aus! Das haben Sie bis
heute nicht getan! Valorisieren Sie den Warenkorb! Stocken Sie das Schulbudget
für die Generalsanierung auf! Senken Sie die Klassenschülerzahlen, damit
wirklich auch die Rahmenbedingungen vor Ort, der Arbeitsplatz Schule passt!
Erarbeiten Sie einen Schulentwicklungsplan und beginnen Sie mit dem sofortigen
Ausbau der ganztägigen Schulen!
Meine Damen und Herren, es herrscht Götterdämmerung
über Häupls Stadtregierung! Stadträte sind in Turbulenzen! Handeln Sie rasch,
lieber Herr Bürgermeister, auch wenn Sie gerade nicht da sind! (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist die Frau GRin Mag Wehsely. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Sonja Wehsely (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Ganz besonders möchte ich die vielen
jungen Wienerinnen und Wiener begrüßen, die heute bei uns auf der Galerie sind.
Herzlich willkommen hier im Wiener Rathaus! (Beifall bei der SPÖ, der ÖVP
und den GRÜNEN.)
Der Grund
für die heutige Sondersitzung, die von der FPÖ verlangt wurde, ist leicht zu
durchschauen und auch leicht zu beschreiben. Es ist der Versuch, vom
sozialpolitischen Desaster dieser Bundesregierung abzulenken. Ich möchte Ihnen
da zu Beginn ein Zitat vorlesen, das nicht aus einer Zeitung der SPÖ stammt.
Das Zitat lautet: „Innenpolitisch haben Schüssel und Co, Grasser und die
Paperboys, Strasser und die Bartensteinblocks in Permanenz produziert:
Skandalöse Flüchtlingsbehandlung, rekordverdächtige Arbeitslosenzahlen, kuriose
ÖIAG-Aktivitäten, dazu Streiks, Beschädigungen des Wirtschaftsstandortes, aberwitzige
Schulpolitik, über jede Vernunft erhabene Frühpensionierungen. Außenpolitisch
war ein Laienteam unterwegs. In der EU sind wir total isoliert.“ Nicht aus
einer SPÖ-Zeitung ist das, sondern von einem früheren Gemeinderat der ÖVP, vom
Alfred Worm! (Beifall bei der SPÖ.)
Das
Desaster dieser Bundesregierung ist facettenreich. Seit Mitte 2000 erleben
wir den Einbruch im Wirtschaftswachstum und was kam, wissen wir alle: Das
Nulldefizit, das gerade ein Jahr geschafft wurde. Seit langem ist davon nicht
mehr die Rede und es wurde jedenfalls versäumt, gegenzusteuern. Dabei wissen
wir alle, und das wissen alle Wirtschaftsforscherinnen und Wirtschaftsforscher,
dass das beste Mittel für soziale Sicherheit eine aktive Wirtschafts- und
Arbeitsmarktpolitik ist. Nur, die Situation ist eine andere, nämlich dass wir
derzeit (GR Dr Matthias Tschirf: Die Arbeitsmarktdaten in Wien!) über
330 000 Arbeitslose in Österreich haben. Da sollte man sich eine Zahl
schon auch genau anschauen, nämlich in der Zeit
von 1996 bis 1999, wo die SPÖ ja federführend in der
Bundesregierung war und daran beteiligt war, haben wir die Arbeitslosenzahlen
um 9 000 abgebaut. Von 99 bis zum Jahr 2003 unter
der Regierung der ÖVP und der FPÖ gab es ein Plus von 66 000 Arbeitslosen
in diesem Land! Wie gesagt, Name und Adresse ist die Bundesregierung der FPÖ
und der ÖVP.
Ich habe
mir selbstverständlich die Zahlen in Wien angeschaut und (GR Dr Matthias
Tschirf: Das ist sinnlos!) die Zahlen in Wien (GR Dr Matthias Tschirf:
Das ist sinnlos!) sind auch mannigfaltig und jeder, der es verstehen will,
sagt – und die GRÜNEN auf Bundesebene haben es bereits verstanden, denn sie
haben nämlich in der Sondersitzung Wien ganz massiv verteidigt und
richtigerweise gesagt: „Arbeitsmarktpolitik (GR Dr Matthias Tschirf: Ja,
ja!) ist eine Frage des Bundes“ und der Bund versagt hier von A bis Z. (Beifall
bei der SPÖ. – Aufregung bei der ÖVP und der FPÖ.)
Was tut die Bundesregierung gegen die hohe
Arbeitslosigkeit? Das ist auch schnell erklärt - nämlich nichts, nämlich
nichts! Hingegen hat Wien zum Beispiel mit dem ArbeitnehmerInnenförderungsfonds
eine Maßnahme, die kein anderes Bundesland hat, um Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer fortzubilden und zu unterstützen. Es ist auch nach wie vor so,
dass das Land Wien mehr in die Öffentlichkeit investiert als der Bund in ganz
Österreich und das ist ein Versäumnis dieser Bundesregierung und von sonst
überhaupt niemand anderem! (Große Aufregung bei der ÖVP und FPÖ. – Beifall bei
der SPÖ.)
Der Bund
ist aber auf der anderen Seite ausgesprochen aktiv und kürzt in wichtigen
Bereichen. Er kürzt im Bereich der Bildung (GR Dr Matthias Tschirf: Das
stimmt ja nicht!), der Schulen, der Universitäten, der
Erwachsenenbildung... Herr Kollege Tschirf! Ich hoffe, Sie kennen sich im
Bundesbudget nicht so schlecht aus wie im Ausländerbeschäftigungsrecht! (GR
Dr Matthias Tschirf: Ja offensichtlich bei dem was Sie sagen!) Ich möchte,
um Ihnen die Peinlichkeit zu ersparen, nicht auf Ihre Presseaussendung von vor
wenigen Tagen eingehen, in der Sie behauptet haben, man könnte die
Krankenschwestern aus dem Ausland ja einfach anstellen wenn man nur wollte.
Lesen Sie einmal das Ausländerbeschäftigungsgesetz! (StRin Karin Landauer:
Aber das stimmt ja nicht!) Der Bund kürzt und tut hier sonst nichts
anderes! (GR Dr Matthias Tschirf: Sie reden völligen Unsinn! - Weitere
Aufregung bei der ÖVP und der FPÖ.)
Es gibt
kein Geld für die Kinderbetreuung. Unter der sozialdemokratischen Regierung gab
es zur Errichtung neuer Kindertagesheime eine Kindergartenmilliarde in
Schilling. Die Lehrlingsstiftungen wurden abgeschafft und die Zahl der
Lehrlinge in den Bundesministerien - und da, glaube ich, fällt Ihnen auch nichts
mehr ein, wer denn da sonst zuständig sein könnte - wurde gegen Null gedreht,
während die Stadt Wien über 1 000 Lehrlinge ausbildet! Und das ist
auch ein wesentlicher Unterschied! (Beifall bei der SPÖ. – GR Dr Matthias
Tschirf: Und wie viel haben die Stadtwerke ausgebildet?)
Tatsache ist... Die Stadtwerke bilden... Informieren Sie
sich doch, bevor Sie sprechen! Die Stadtwerke bilden mehr aus! Auf Grund der
Situation, die am Lehrlingsmarkt herrscht, bilden sie um 50 Lehrlinge mehr
aus als ursprünglich geplant war. (GR Dr Matthias Tschirf: Bleiben Sie doch
bei der Wahrheit! – Aufregung bei der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular