Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 82
Presseaussendung gemacht, in der mehr oder weniger drinnen
steht: Eine Einigung ist da. (Amtsf StR
Dipl Ing Rudolf Schicker: Lies das vor! Da steht etwas anderes drinnen, als du
jetzt behauptest!) Ich kann deine Presseaussendung auch vorlesen. Rudi, ich
lese es dir vor. Okay, ich lese es dir vor. Da steht auch die Zeit:
13.30 Uhr. Die Verhandlungen waren meines Wissens spät am Abend aus. Da
steht: "Heute, Dienstag, finden abschließende Gespräche mit den Anrainern
statt. Nach Angaben des Stadtrats zeichnet sich dabei eine Einigung ab."
Woher weiß er das? Ist Wurscht. (Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Nein, du hast ein Wort
ausgelassen! Scheint sich eine Einigung abzuzeichnen!) Ich lese es noch
einmal vor, Rudi, okay? "Heute, Dienstag, finden abschließende Gespräche
mit den Anrainern statt. Nach Angaben des Stadtrats zeichnet sich dabei eine
Einigung ab." Punkt. Das steht drinnen. (Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Ja, zeichnet sich ab!)
Ich habe damals gesagt, es zeichnet sich keine
Einigung ab, und das hat auch gestimmt, nämlich für die andere Gruppe. Noch
einmal sage ich: Es ist ganz billig, herzugehen und zu differenzieren und zu
sagen, die einen, das sind die ÖVP und die Grünen,
und die anderen sind die Guten. Das Problem ist nur, dass die Guten herbe
Kritik an euch üben, ganz herbe Kritik.
Jetzt muss ich dazwischen auch einmal sagen, dass das
Ganze auch etwas Gutes hat, und zwar: Es war das erste Mal, dass BürgerInnen
oder eine Agenda-Gruppe durchgesetzt haben, bei diesen Dingen dabei zu sein und
einen, wenn auch kleinen, Erfolg zu haben, nämlich diesen Querdurchgang, wie
die Beteiligten sowieso wissen. Aber Faktum war, dass die Stadtverwaltung durch
die Öffentlichkeit, die da gegeben war, mehr oder weniger gezwungen war, Dinge
anders anzugehen.
Nur, jetzt haben alle Beteiligten Kopfweh. Stellen
Sie sich einmal vor, so anstrengend ist Bürgerbeteiligung, dass man am Schluss
fix und fertig sagt: Mit diesem Kompromiss – das war die Frage – kann ich leben. Dann hat eine sehr
wichtige Dame, die Christa Schmid in dem Fall, in einem Interview, das auch im
"Standard" zitiert worden ist, gesagt, mit diesem Kompromiss muss sie leben.
Jetzt denke ich mir, mit
diesem Kompromiss müssen alle sich dabei Engagierenden leben. Das heißt, es geht
um ein zentrales Gebiet mitten im Alsergrund, das – zugegeben – immer mit einer
dicken, hohen Bretterwand verbaut war und über das eigentlich im
Bezirksentwicklungsplan steht: Öffnung für die Bürger! Hinein mit den Menschen
in die Grünfläche! Benützen wir sie gemeinsam! Ich kann mich noch gut erinnern.
Im Bezirk war davon die Rede beim Bezirksentwicklungsplan. Auf einmal heißt es:
Zubauen! Eine Mordstrumm Garage mitten im Stadtzentrum. Das Verkehrskonzept der
SPÖ im Alsergrund war immer: Keine zentralen Garagen, nicht noch mehr Verkehr
in den Alsergrund! Plus 570 Autos! Oder sind es nur 540? Ein paar werden es
schon weniger sein.
Was für ein Kompromiss ist
das? Ein Kompromiss, bei dem zwei bis drei Prozent, also einfach nur ein
bisschen weniger Grünfläche verbaut wird. Außerdem kommt bei diesem Kompromiss
die ganze Zeit dann auch noch der unselige § 69 ins Spiel. Ich hoffe, dass
der Herr Stadtrat das reparieren wird.
Der Bezirksvorsteher verspricht da drinnen im
Gegenzug, dass die BIG den § 69 bekommt. Das kann er nicht versprechen,
denn er hat nicht die Mehrheit im Bezirk. Na gut.
Faktum ist – noch einmal –: Plus: Endlich konnten
BürgerInnen mitbestimmen. Minus: Baut die SPÖ alles zu im Alsergrund? Ein
Drittel vom ÖBB-Park, mehr oder weniger 80 Prozent der Grünfläche, der
Sportplatz zunächst einmal in schwindelnder Höhe im 2. Stock über einer
Mordstrumm Garage, obwohl alle wissen: Die braucht keiner im 9. Bezirk.
Jetzt zu den Kritikpunkten insgesamt. Ist es so, dass
die BIG in Wien die Planung bestimmt? Ja, schon. Das Gleiche droht uns ja im
3. Bezirk, deinem Heimatbezirk, Rudi. Der Erdberger Kellerberg gehört auch
der BIG. Stadtwildnis daneben, oder nicht? Schon. Gehört der BIG. Genau das
Gleiche wieder: Eine Mordstrumm Verbauung und ein kleiner Streifen bleibt
vielleicht grün.
Also wenn wir das immer so machen, dann, denke ich
mir, kann es so nicht weitergehen. Da habe ich große Hoffnungen in die
Agenda 21, dass man da vielleicht einiges besser machen kann und dass die
SPÖ sich endlich selber ernst nimmt. Deswegen fordere ich die SPÖ auf, in
Zukunft die Bürger vorher zu informieren (GRin
Martina Malyar: Das haben wir auch gemacht!) und nicht nachher dann
gemeinsam zu leiden und zu sagen: Leider war nicht mehr drinnen, weil die BIG
sich nicht bewegt hat. – Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr Ulm. Ich erteile es ihm.
GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter!
Sehr verehrte Damen und Herren!
Herr Kollege Maresch! Heute kann ich sagen, Sie haben
mir über weite Strecken aus der Seele gesprochen, und das kommt nicht oft vor,
wenn ein Grüner vor mir spricht.
Ich kann daher sofort auf den Punkt kommen und Sie,
meine sehr geehrten Damen und Herren von der Sozialdemokratie, ansprechen. Wenn
Sie heute dieser Umwidmung von Grünland in Bauland zustimmen, dieser Verbauung
der Sensengasse, dann handeln Sie erstens gegen die Interessen der Wiener
Bürger, zweitens zeigen Sie, dass für Sie Bürgerbeteiligung nur ein leeres Wort
ist, und drittens zeigen Sie, dass für die SPÖ absolute Mehrheit
gleichbedeutend ist mit absoluter Machtausübung. (Beifall bei der ÖVP.)
Der Herr Planungsstadtrat zieht sich jetzt etwas
zurück, er ahnt, dass ich nun auf das Wiener Planungsdesaster zu sprechen
komme. (Amtsf StR Dipl Ing Schicker: Ich
gehe nur weiter herauf, damit ich Sie besser sehen kann!) Danke, das freut
mich Herr Stadtrat.
Das Wiener Planungsdesaster kulminiert im
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