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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 93 von 93

 

Obdachlosen. Und da schlage ich Ihnen vor, dass wir das in Hinkunft vermehrt und verstärkt tun. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet.

 

Frau Berichterstatterin, Sie haben das Wort. - Bitte.

 

Berichterstatterin GRin Erika Stubenvoll: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!

 

Frau Jerusalem, ich glaube, Sie brauchen sich nicht um das soziale Gewissen in dieser Stadt Sorgen zu machen. Wir alle wissen sehr genau, wie gut das Sozialsystem in unserer Stadt ist, und Sie wissen es auch, Frau Jerusalem! Wir haben ja in den letzten zehn Jahren sehr viel für wohnungslose Menschen in Wien getan. Wir haben ein System entwickelt, das von der Delogierungsprävention über die Notunterbringung, über das betreute Wohnen bis hin zur Zurückführung in die eigene Wohnung wirklich gegriffen hat, sodass es nur eine ganz geringe Anzahl von wirklich obdachlosen Menschen in Wien gibt. Darum beneiden uns alle europäischen Großstädte - schauen Sie bitte nach London, nach Brüssel, wo die Leute auf den Geschäftsstraßen in Kartons die Nacht verbringen! Das gibt es Gott sei Dank in Wien nicht, weil es eben Streetwork gibt, wobei versucht wird, die Menschen, die wirklich auf der Straße sind, besonders in der kalten Jahreszeit dorthin zu bringen, wo sie ein Bett zum Schlafen finden.

 

Das sind nicht nur Notquartiere; die gibt es auch. Sie kennen die "Gruft" sehr genau, die ja auch über die Stadt Wien gefördert wird, die von der Caritas nach einer schwierigen Situation übernommen wurde. Dort gibt es jetzt die Möglichkeit zu übernachten, aber die "Gruft" wirkt auch als Tageszentrum und ist somit das zweite Tageszentrum in Wien. Das andere Tageszentrum befindet sich in der Josefstädter Straße im Stadtbahnbogen. Dort wurde eine Erweiterung der Fläche vorgenommen, sodass es jetzt in diesem Tageszentrum die doppelte Fläche gibt, was auch mit einer Personalaufstockung verbunden war.

 

Es ist ja nicht so, dass die Pazmanitengasse geschlossen wird. Denn auch die Clearingstelle hat die Aufgabe, Menschen dort notzuversorgen und ihnen Dokumente zu besorgen. Es gibt dort auch die Möglichkeit, sich zu waschen oder die Wäsche zu waschen. Die Öffnungszeiten sind von 8 bis 23 Uhr, und nach 23 Uhr steht das Notquartier in Hernals zur Verfügung. Ich denke, dass damit auch wirklich eine gute Versorgung gewährleistet ist. Daneben gibt es eben Streetwork, die natürlich auch in der Nacht stattfindet. Es gibt auch eine Vernetzung aller Streetworker in Wien. Es ist sehr wichtig, dass es so einen Verbund aller Streetworker gibt, die sich auch absprechen, wenn sie irgendwo obdachlose Menschen finden und dann versuchen, einander zu verständigen und die beste Unterbringungsmöglichkeit zu finden.

 

Die Clearingstelle wird sehr modern ausgestattet sein. Sie wird sofort feststellen können, wo ein Bett frei ist und wo der obdachlose Mensch, der dorthin kommt, untergebracht werden kann. Es ist ja nicht das Ziel, dass wir versuchen, die Obdachlosen irgendwo sitzen zu lassen oder schlafen zu lassen, sondern das Ziel ist, dass jeder nicht auf der Straße übernachten muss und ein Bett in dieser Stadt finden kann. Ich glaube, das gelingt uns in hohem Ausmaß und auch sehr gut.

 

Es ist jetzt nicht die Zeit der Fragestunde, aber ich kann Ihnen ungefähr sagen, dass es auch für die psychiatrischen Fälle unter den obdachlosen Menschen eine Versorgung und eine Begleitung geben wird. Das ist notwendig, das wissen wir alle. Ich nehme an - wenn ich jetzt richtig informiert bin -, dass das über den Verein Pro Mente Infirmis laufen wird.

 

Wir haben das Personal aufgestockt. Wir haben die Qualität wesentlich verbessert. Wir haben jetzt auch für die sozusagen chronisch Obdachlosen, für die Seniorinnen und Senioren bereits das vierte Seniorenwohnhaus eröffnet, mit 50 Plätzen, und es sind noch zwei weitere in Planung. Auch das entlastet die Notquartiere und die anderen Betreuungsmöglichkeiten, sodass hier ein Durchfluss möglich ist.

 

Wir setzen auch sehr stark auf die Delogierungsprävention. Mir ist kein Fall bekannt, dass eine Familie mit kleinen Kindern wirklich delogiert wird, weil in diesem Fall schon das Jugendamt zum Einsatz kommt und versucht, für diese Familie eine andere Lösung zu finden.

 

In diesem Sinn, glaube ich, müssen unsere Bemühungen weitergehen. Da haben Sie Recht. Aber dazu, dass wir alles schlecht reden, was in dieser Stadt passiert, besteht meiner Ansicht nach kein Anlass. Denn Wien hat ein soziales Gewissen! - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Wir kommen zur Abstimmung.

 

Wer für die Postnummer 33 in der vorliegenden Fassung ist, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Danke, das ist einstimmig angenommen.

 

Somit ist die öffentliche Sitzung geschlossen.

 

(Schluss um 18.48 Uhr.)

 

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