Gemeinderat,
22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 93
in eine Situation gebracht haben, dass der Rechtsextremismus
durch eine Regierungsbeteiligung der FPÖ wieder salonfähig wurde.
Zu guter Letzt noch zwei Punkte, weil es war eigentlich
eine unglaubliche Rede, die der Herr Herzog gehalten hat. Noch viel
unglaublicher ist es dann, dass Sie sich sozusagen auf die Seite zum Herrn
Herzog stellen. Vielleicht passt dazu am Besten das Sprichwort "Wer sich
mit Hunden ins Bett legt, muss sich nicht wundern, dass er mit Flöhen
aufwacht." Ihr Floh ist, dass Sie jetzt der rechtsextremistischen Szene
ein Geld hinüberschieben müssen. Das ist Ihr Floh. Sie sind lieber auf dieser
Seite. Sie wären es irgendwie nicht gerne, aber Sie sind es, wenn Sie heute
nicht zustimmen können, dass der Rechtsextremismus in Wien keine
Subventionierungen bekommen.
Aber zurück zur unglaublichen Rede, wo er gesagt hat,
es ist das erste Mal, dass der politische Konsens über Restitutionszahlungen
gebrochen wurde et cetera. Herr Herzog, das zeigt nur, dass Sie die gesamte Problematik
der Restitution überhaupt nicht verstanden haben (GR Dr Herbert Madejski:
Aber Sie!), denn es gibt einen gewaltigen Unterschied in der Frage der
Restitution für jüdische Opfer zu sonstigen Fragen der Restitution. Das ist die
eigentliche Dramatik dahinter. Sie haben auch noch von den Vertriebenen
gesprochen. Ich sage Ihnen jetzt nur ganz kurz, ich habe die Hälfte meiner
Verwandtschaft überhaupt nicht mehr kennen gelernt, sie wurde nämlich nicht
vertrieben, sondern gleich umgebracht. Und dann reden Sie, wenn Sie über die
Sudeten-Deutschen reden, dass es ein Tabubruch ist, wenn man prinzipiell die
Restitution Sudeten-Deutscher in Frage stellt. Ich gebe Ihnen Recht und ich
würde mich als Sudenten-Deutscher massivst dagegen verwehren, permanent von den
rechtsextremen Landsmannschaften vereinnahmt zu werden, aber das ist die Problematik
der vergangenen Jahre gewesen. Uns allen ist bewusst, dass es gerade unter den
Sudenten-Deutschen sehr viele Widerstandskämpfer gegeben hat. Uns allen ist
bewusst, dass es unter den Sudenten-Deutschen viele Menschen gegeben hat, die
sich nicht an Pogromen gegenüber der tschechischen Bevölkerung beteiligt haben,
aber die großen Reden im Namen der Sudeten-Deutschen schwingen seit Jahren die
rechtsextremen Sudenten-Deutschen, die es leider nach wie vor gibt. Ich als
Sudenten-Deutscher würde mich sofort dagegen verwehren, aber die geschichtliche
Entwicklung der letzten zehn Jahre hat dazu geführt, dass es de facto ein
Alleinvertretungsanspruch der rechtsextremen Sudenten-Deutschen ist. Diese
wollen Sie, sehr geehrte Mitglieder der Sozialdemokratie, mit Ihrer Subvention
fördern.
Ein Satz noch zu dem, was Sie mit dem politischen
Konsens gesagt haben. Sie unterscheiden nicht mehr. Sie unterscheiden im
Bereich der Sudeten-Deutschen nicht zwischen Tätern und Opfern. Während bei den
jüdischen Vertriebenen vollkommen klar ist, dass sie Opfer des
Nationalsozialismus sind, wird bei den Sudenten-Deutschen Ihrerseits überhaupt
keine Geschichtsaufarbeitung betrieben, die tatsächlich versucht, zwischen
Tätern und Opfern zu unterscheiden. Das Grausliche an dieser Geschichte ist,
dass eigentlich die Täter von damals jetzt diejenigen sind, die sich für die
Sudenten-Deutschen in die Bresche werfen. Das lehnen wir ab!
Sehr geehrte Damen und Herren der Sozialdemokratie,
ein letzter Appell an Sie! Frau Sonja Wehsely, mit Ihren gern zur Schau
getragenen antifaschistischen Gedanken, Herr Godwin Schuster, mit Ihren
antifaschistischen Gedanken, lehnen Sie weitere Subventionen an die
rechtsextreme Szene in Wien ab! Sie haben jetzt die Gelegenheit dazu! Oder
schweigen Sie in Hinkunft dazu! - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der
dringlichen Anfrage ist somit beendet.
Wir haben einen Antrag der GRÜNEN, betreffend keine
Subventionierung und Unterstützung für das Haus der Heimat.
Hier wird eine sofortige Abstimmung beantragt.
Wer diesem Antrag seine Zustimmung gibt, den darf ich
um ein Zeichen mit der Hand bitten. - Das ist nur die grüne Fraktion. Somit ist
der Antrag abgelehnt.
Wir kommen nun in der Tagesordnung weiter, wir kommen
wieder zur Postnummer 192 (05242/2002-GWS) zurück.
Hier ist Herr Kollege Dr Stürzenbecher der Verhandlungsleiter,
Entschuldigung, der Berichterstatter.
Darf ich dich bitten, lieber Genosse. Lieber Dr Stürzenbecher,
darf ich dich bitten.
Berichterstatter GR Dr Kurt Stürzenbecher:
Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Ich ersuche, die Debatte fortzusetzen.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik:
Entschuldigung. Es ist gar nicht so schlecht. Das ist kein schlechter Ausdruck,
aber ich entschuldige mich hiermit öffentlich bei allen. (Berichterstatter
GR Dr Kurt Stürzenbecher: Ich bin nicht beleidigt.) - Lieber Kurti
Stürzenbecher, ich weiß, dass du nicht beleidigt bist.
Wir kommen nun zum Herrn GR Fuchs. - Bitte.
GR Georg Fuchs (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine
Damen und Herren!
Herr Kollege Kenesei hätte heute viele Dinge noch
bringen können, aber ich glaube, er hat viele Fakten vergessen.
Ich möchte vorausschicken, dass es bei diesem Geschäftsstück
um eine Option mit einer nachfolgenden Widmung, eine Option für einen
Grunderwerb, geht. Dazu muss man natürlich das gesamte Geschäftsstück sehen.
Ich bin froh, dass auch der Pachtvertrag beigelegt wurde und einige Fakten zu
diesem vorliegenden Geschäftsstück und den Vorakten, vor allem des Pachtvertrags,
hier nennen, um das Warum zu verdeutlichen.
Der Verkauf ist - das wissen wir beide, Herr Kenesei
- Teil der Gesamtsanierung des Sportvereins Vienna. Das ist kein Geheimnis. Das
steht darin. Daran ist nichts zu rütteln.
Im Mai 2002, meine Damen und Herren, wurde dieser
Pachtvertrag zwischen der Stadt Wien - MA 51, dem
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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