Gemeinderat,
22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 93
Republikaner, einen Vortrag vor rund 200 Veteranen im
"Haus der Heimat". Schönhuber bezeichnete dabei die Waffen SS als
"eine militärische Elite", die "politisch verheizt" worden
sei. (APA 19.11.2002) Schönhuber wird vom deutschen Verfassungsschutz als
zentrale Figur der deutschen Rechtsextremistenszene bezeichnet.
Daneben trat auch Walter Lüftl im Zentrum auf, der
ein "Gutachten" verfasste, in dem die Existenz von Gaskammern während
des Nationalsozialismus geleugnet wird.
Das Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstandes, so die Stadtzeitung "Falter" (49/02), bezeichnet das
"Haus der Heimat" als "Veranstaltungsort für die rechtsextreme
Szene, wenngleich nicht jeder, der bei den Diskussionsveranstaltungen auftritt
oder sie besucht, als rechtsextrem bezeichnet werden kann."
Die unterfertigten GemeinderätInnen stellen gemäß
§ 16 WStV und § 36 GO-GR folgende dringliche Anfrage:
1. Warum subventioniert die Stadt Wien einen
Veranstaltungsort für die rechtsextreme Szene?
2. Wann wurden Sie erstmals davon informiert, dass im
"Haus der Heimat" Rechtsextremisten referiert haben?
3. Halten Sie es politisch für vertretbar, einen
Veranstaltungsort für Rechtsextreme durch öffentliche Gelder zu
subventionieren?
4. Warum soll das "Haus der Heimat"
ausgerechnet aus Mitteln der Kulturbudgets subventioniert werden?
5. Welche konkreten kulturpolitischen Ziele verfolgen
Sie mit der Subventionierung des "Haus der Heimat"?
6. Haben Sie vor, auch in den nächsten Jahren das
"Haus der Heimat" zu subventionieren? Und wenn ja, welche politischen
Ziele verfolgen Sie damit?
7. Haben Sie vor, auch in den nächsten Jahren die
rechtsextreme Szene zu subventionieren? Und wenn ja, welche politischen Ziele
verfolgen Sie damit?
8. SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer erklärt am
6.4.2000: "Wir leiten aus den historischen Erfahrungen die Verpflichtung
ab, alle Tendenzen zu Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und
Fremdenfeindlichkeit noch entschiedener zu bekämpfen und diese
Auseinandersetzung offen zu führen". - Können Sie sich mit dieser Aussage
identifizieren? Wenn ja, warum subventionieren Sie dann rechtsextreme
Veranstaltungen? Wenn nein, haben Sie vor, Konsequenzen zu ziehen?
9. Nach der umstrittenen - und nur von den Grünen abgelehnten Subvention - für den
rechtsradikalen Bildhauer Odin Wiesinger, wird nun offenbar vermehrt
"völkische Kultur" gefördert. Ist das die neue Kulturpolitik der
Stadt Wien?
10. Landtagspräsident Johann Hatzl erklärte
anlässlich der 15. Gemeinderatssitzung am 26.4.2002: "Und ich sage,
es bleibt dabei: Gegen Faschismus und Neonazismus muss man entschlossen
vorgehen. Das ist man dieser Heimatstadt Wien schuldig." Haben Sie mit
Johann Hatzl die Subvention für das "Haus der Heimat" abgesprochen?
11. Sie haben im Wiener Wahlkampf die antisemitischen
Aussagen von Jörg Haider zu Ariel Muzicant, neben grünen PolitikerInnen, scharf
verurteilt. Der Kurier vom 2.3.2001 zitiert Sie mit der Aussage, dass Sie
Haider "puren und blanken Antisemitismus" vorwarfen. Da wir davon
ausgehen, dass Sie noch immer zu dieser Aussage stehen, warum subventionieren
Sie dann eine Einrichtung, in der zahlreiche Veranstaltungen stattgefunden
haben, bei denen antisemitische Äußerungen der Vortragenden belegt sind, denen
nicht von Seiten der Veranstalter widersprochen wurde?
12. Haben Sie die Subventionsvergabe auch unter dem
Aspekt des "NS-Verbotsgesetzes" prüfen lassen? Wenn nein, warum
nicht? Wenn ja, was war das Ergebnis?
Gemäß § 37 GO-GR wird beantragt, dass die
Anfrage verlesen und mündlich begründet werden kann und hierauf eine Debatte über
den Gegenstand stattfindet.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. - Zur Begründung der dringlichen Anfrage sieht die
Geschäftsordnung eine Redezeit von 20 Minuten vor.
Frau GRin Mag Ringler, Sie haben sich gemeldet.
GRin Mag Marie Ringler (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Die dringliche Anfrage heute hat einen sehr, sehr
ernsten Hintergrund.
Der Akt, den wir im Kulturausschuss vor zwei Wochen vorgelegt
bekommen haben und der mit den Stimmen der ÖVP, der FPÖ und leider auch der SPÖ
beschlossen wurde, ist unfassbar. Er ist schlicht unfassbar. Und ich glaube,
dass mir viele Leute hier in diesem Raum zustimmen werden, denn hier soll ein
Fonds unterstützt werden, der insbesondere das "Haus der Heimat"
finanzieren soll.
Wenn man sich ein bisschen, nur ein bisschen damit
beschäftigt, was in diesem Land immer noch leider viel zu viel an
Rechtsextremismus vorhanden ist, dann wird man wissen, dass das "Haus der
Heimat" schon seit langem als einer der zentralen Orte für Veranstaltungen
von Rechtsextremisten bezeichnet wird.
In diesem Akt wird auf Basis eines Beschlusses der
Landeshauptleutekonferenz vom 6. März 2002 festgehalten, dass der Bund
etwa 4 Millionen EUR und die Länder etwa 3,2 Millionen EUR an den
Vertriebenenfonds zahlen sollen. Und es wird ganz explizit festgehalten, dass
insbesondere der Betrieb des Begegnungszentrums "Haus der Heimat" zu
finanzieren ist.
Was ist dieses "Haus der Heimat"? - Dieses
"Haus der Heimat" ist ein Haus, in dem zahlreiche unterschiedliche
Veranstaltungen stattfinden, unter anderem auch Veranstaltungen des "Neuen
Klubs". Und dieser "Neue Klub", sehr geehrte Damen und Herren,
gehört sicherlich zu den problematischsten rechtsextremen Vereinen in diesem
Land.
In den Siebzigerjahren hatte dieser Verein noch in den
Statuten, dass nur Mitglied werden kann, wer "Mann deutscher
Volkszugehörigkeit" ist. Ich glaube, das spricht für sich! Und was noch
viel mehr gegen diesen "Neuen Klub" spricht und gegen die
Finanzierung des "Haus der Heimat" und gegen die Finanzierung der
Veranstaltungen, ist die Liste der Referenten, die in den letzten
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular