Gemeinderat,
22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 93
Wer dafür ist, bitte ein Zeichen mit der Hand. - Es ist
mehrstimmig ohne die GRÜNEN so angenommen.
Postnummer 184 (05241/2002-GWS): Sie
betrifft die Änderung des mit der EKAZENT Realitätengesellschaft mbH
hinsichtlich Liegenschaft EZ 1588, KatG Oberlaa Stadt abgeschlossenen
Baurechtsvertrags.
Keine Wortmeldung.
Wer dafür ist, bitte ein Zeichen mit der Hand. - Das
ist mehrstimmig ohne die GRÜNEN so angenommen.
Postnummer 189 (05156/2002-GWS): Sie
betrifft die Änderung des Baurechtsvertrags zwischen der Stadt Wien und der
Konsum Österreich RegGenmbH über eine Liegenschaft in der KatG Aspern.
Hier liegt keine Wortmeldung vor.
Wer dafür ist, bitte ein Zeichen mit der Hand. - Das
ist mehrstimmig ohne die GRÜNEN so angenommen.
Postnummer 191 (05239/2002-GWS): Sie
betrifft die Ermächtigung zur Durchführung der Schenkung einer Teilfläche der
Liegenschaft EZ 695, KatG Inzersdorf an die Islamische
Glaubensgemeinschaft in Österreich.
Herr GR Stürzenbecher als Berichterstatter, ich bitte
schön.
Berichterstatter GR Dr Kurt Stürzenbecher:
Ich ersuche, die Debatte einzuleiten.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die
Debatte ist somit eröffnet. Herr StR DDr Schock.
StR DDr Eduard Schock: Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Die freiheitliche Fraktion wird, so wie schon im Ausschuss,
das vorliegende Geschäftsstück ablehnen. Wir werden dieses Geschäftsstück aus
ganz grundsätzlichen Erwägungen ablehnen. Wir werden es ablehnen, weil wir
grundsätzlich die Auffassung vertreten, dass wir eigentlich gegen die
Neuerrichtung konfessioneller Friedhöfe in Wien sind.
Wir sind gegen neue konfessionelle Friedhöfe und wir
folgen mit diesem Grundsatz einer sehr alten und sehr langen Tradition unserer
Fraktion, denn es hat sich unsere Gesinnungsgemeinschaft schon im
19. Jahrhundert immer auch für eine strikte Trennung zwischen Kirche und
Staat eingesetzt. Es hat sich das national-liberale Lager immer für eine Trennung
von Kirche und Staat und für die Trennung der Aufgaben der Kirche von den
Aufgaben des Staates, und damit für die Laisierung des Staates, eingesetzt und
wir haben diese Laisierung schließlich dann auch im 19. Jahrhundert
durchgesetzt, wir haben dieses Prinzip erkämpft.
Und wir haben damit gleichzeitig auch damals die
Gleichberechtigung aller Konfessionen durchgesetzt, wir haben aber gleichzeitig
auch damals erreicht, dass sich die Religionen tatsächlich auf ihr ureigenstes
Gebiet der Religion beschränken.
Und wir haben uns immer schon und auch damals schon
dagegen gewehrt, dass der Staat Aufgaben, staatliche Aufgaben, an irgendwelche
Religionen abtritt. Wir waren immer dafür, dass öffentliche Aufgaben,
staatliche Aufgaben, vom Staat oder auch eben von der Kommune wahrgenommen
werden.
Und, meine Damen und Herren, es haben ja alle Religionen
ein bisschen die Tendenz, ihre Gläubigen möglichst von der Geburt weg über alle
Lebensstufen, Lebensphasen, bis hin zum Tod durchgehend zu betreuen, ein
durchgehendes Angebot zu legen. Und es haben damit alle Religionen ein bisschen
auch die Tendenz, einen Staat im Staat bilden zu wollen. Und es sind ja im
alten Österreich etwa auch daher die Standesämter von der Kirche geführt
worden. Die Schulen waren damals selbstverständlich ein Vorrecht ausschließlich
der Kirche - heute völlig undenkbar -, Heiraten konnte man damals nur nach
kirchlichem Eherecht und auch die Friedhöfe waren in vorkonstitutioneller Zeit
immer eine Aufgabe der Kirche. Und es war unser Lager, es war das
national-liberale Lager, das dieses Staatskirchentum in Österreich von Beginn
an bekämpft hat und wir haben dieses Staatskirchentum dann auch schlussendlich
erfolgreich überwunden.
Und wir waren damals schon gegen einen kirchlichen
Staat im Staat und wir wenden uns daher jetzt, ganz logisch eigentlich, auch
gegen alle neuen Ansätze, die wieder in eine ähnliche Richtung gehen und wir
wollen daher auch heute keinen neuen Staat im Staat entstehen lassen, von
welcher Religionsgesellschaft auch immer.
Und, meine Damen und Herren, wir sind stolz darauf,
dass die freiheitliche Gesinnungsgemeinschaft diese Trennung von Staat und
Kirche durchgesetzt hat und wir haben im 19. Jahrhundert … (GR Heinz
Hufnagl: Wir sind im 20. Jahrhundert! - GR Dr Herbert Madejski: Du kannst
dich melden!) Herr Kollege, wir haben vor 150 Jahren, wir haben
bereits im 19. Jahrhundert, unsere Fraktion hat bereits im
19. Jahrhundert die Trennung von Staat und Kirche durchgesetzt. Es war die
liberale Bewegung, die national-liberale Bewegung, die die Standesämter
durchgesetzt hat, und wir haben auch in einem langen Kampf gegen das Konkordat
von 1855, jenes Konkordat ... (Unruhe bei der SPÖ.) Ich verstehe Ihre
Aufregung nicht, Herr Kollege. Es geht hier um Kirchengeschichte und staatliche
Geschichte und es ist interessant, in diesem Zusammenhang auch ein bisschen
einen Rückblick zu tun.
Und es waren unsere Vorgänger, die hier im Kampf
gegen das Konkordat die öffentlichen Schulen, das Öffentlichkeitsrecht der
Schulen erkämpft haben. Wir haben ein staatliches Eherecht geschaffen und wir
haben auch die Öffentlichkeit der Friedhöfe in Österreich und auch in dieser
Stadt durchgesetzt und, Herr Kollege, und meine Damen und Herren, es ist daher
auch kein Zufall etwa, wenn man in die Geschichte dieser Stadt zurückblickt,
dass der Wiener Zentralfriedhof unter einem national-liberalen Bürgermeister
errichtet worden ist.
Es war Bürgermeister Cajetan Felder, unter dem 1870
dieser Wiener Zentralfriedhof errichtet worden ist und dieser Zentralfriedhof,
dieser Zentralfriedhof, Herr Kollege - und daran sollten Sie sich wirklich ein
Beispiel nehmen -, dieser Zentralfriedhof ist unter einem liberalen
Bürgermeister als erster interkonfessioneller Friedhof in Wien errichtet
worden, also als erster Friedhof in Wien für alle Konfessionen. Und Sie sollten
sich daran ein Beispiel nehmen. (Beifall bei der FPÖ.)
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