Gemeinderat,
22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 93
Staatssprache, die deutsche, so schnell wie möglich zu
erlernen ist.
Wir
denken, dass gute Integrationsarbeit sich nicht dadurch auszeichnet, dass in
Vereinen, die hohe Steuergelder kassieren, mit politischer Agitation reagiert
wird, dass man gegen Regierungsbeschlüsse agitiert, sondern letztlich die
Arbeit darin bestehen sollte, dass man den betroffenen Menschen in dieser Stadt
mit praktischen Hilfen zur Seite steht und ihnen dient. Wir denken, dass eine
gute Integrationsarbeit darin liegt, dass man die betroffenen Zuwanderer
aufklärt, aber auch vermittelt in den Spannungsfeldern, die in der Stadt in
kultureller, aber auch sozialer Hinsicht vorhanden sind, nämlich vermittelt
zwischen den Zuwanderern und Staatsbürgern. Wir denken, dass gute Integrationsarbeit
auch die Unterstützung sinnvoller Regierungsmaßnahmen bedeutet und eben nicht
eine Konterkarierung dieser, wie Sie das gerade angesprochen haben.
Ich glaube, Polarisierung hilft in
dem Bereich wenig. (GRin Mag Sonja Wehsely: Sagten Sie "wenig"?
Haben Sie einen Lernprozess durchgemacht?) Es hilft auch wenig in diesem
Bereich, dass man die Zuwanderer gegen die österreichischen Staatsbürger
aufwiegelt oder falsch informiert. Ich glaube, dass Integration, wenn man davon
spricht, eine ernst gemeinte sein sollte, die nicht letztlich eine Deintegration
zur Folge haben sollte, wie sie teilweise heute in dieser Stadt auch noch betrieben
wird.
Rote Parteibuchwirtschaft im
Integrationsfonds sollte beendet werden, und ich bin gespannt, ob bei der Bestellung
der zukünftigen Leitung jetzt endlich davon abgegangen wird. Ich habe irgendwie
den Eindruck, dass man hier wiederum versucht hat, einen Verein natürlich in
eine parteipolitische Umklammerung zu bringen, und dass man mit den
Subventionen, die auch hier zahlreich geflossen sind in den letzten Jahren - es
sind insgesamt 750 Millionen S, 54 Millionen EUR in den
Integrationsfonds geflossen -, auch über diesen Verein wieder versucht, eine
versteckte parteipolitische Werbung zu betreiben. Das ist von unserer Seite aus
nicht unterstützbar. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Dr Stürzenbecher gemeldet. Ich erteile ihm das
Wort.
GR Dr Kurt Stürzenbecher
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Die Debatte über den Wiener
Integrationsfonds wird ja heute relativ ruhig vor sich gehen. Die ÖVP ist gar
nicht gemeldet beziehungsweise kaum da. (GR Gerhard Pfeiffer: Aber auch von
Ihren Kollegen sind wenig da!) Ich hoffe, ich habe jetzt nicht provoziert,
dass man das alles noch verlängert. Auch von den Kollegen von den GRÜNEN und
der FPÖ sind die Dinge vorgebracht worden, die sie seit Jahren sagen also wenig
Neues.
Nur zur Glaubwürdigkeit vom
Kollegen Strache: Ich erinnere mich an die letzte Gemeinderatssitzung vor der
Nationalratswahl, wo Sie sinngemäß gesagt haben, dass die größte
Wählerrückholaktion zugunsten der FPÖ bevorsteht und dass der Wahlerfolg der
FPÖ Recht geben wird. Also, wenn Sie immer so Recht haben wie mit dieser
Aussage, dann, würde ich sagen, stimmen auch Ihre Aussagen zur Integrationspolitik
in diesem Ausmaß. Und das muss einmal deutlich gesagt werden. (Beifall bei
der SPÖ.)
Zur Kollegin Jerusalem, die heute
leider auch nicht besonders sachlich war: Das, was Sie beim letzten Mal zur
Auswahl des Geschäftsführers Seitner gesagt haben, dass da irgendetwas
parteipolitisch gewesen wäre, das kann ich in das Reich der Fabel zurückweisen.
Wahr ist vielmehr, dass der Geschäftsführer Seitner auf Basis einer externen
Personalberatungsfirma in diesen Job gekommen ist und dass es ein objektives
Verfahren gegeben hat, und in diesem objektiven Verfahren ist der
Geschäftsführer Seitner als Bestqualifizierter herausgekommen. Das ist die Wahrheit,
und das soll auch den GRÜNEN und den Blauen, die hier gleich unsinnig argumentieren,
einmal gesagt werden. (Beifall bei der SPÖ.)
Dann noch zu dem, was Kollegin
Jerusalem zur Subventionsvergabepraxis gesagt hat: Es gibt im Integrationsfonds
einen Subventionsausschuss. Das sind unabhängige externe Experten und die
vergeben Subventionen. Die Politik hat darauf sinnvollerweise keinen direkten
Einfluss, sondern wir vertrauen darauf, dass diese unabhängigen externen Experten
die Subventionen fair und gerecht und im Sinne einer konstruktiven Integrationspolitik
verteilen.
Jetzt aber zum Sachlichen. Ich
möchte schon erwähnen, dass heute ein Ereignis stattfindet - vermutlich wird
Geschäftsführer Seitner gerade jetzt in Kürze bei Bundesministerin Gehrer sein,
weshalb er nicht hier sein kann -: Eine unabhängige Jury hat den Wiener
Integrationsfonds mit dem "Europasiegel für innovative Sprachprojekte
2002" ausgezeichnet und dafür kriegt der Integrationsfonds heute von
Ministerin Gehrer - was ich irgendwie für leicht amüsant halte, aber es ist so,
sie ist jetzt Ministerin - diesen Preis. Geschäftsführer Seitner übernimmt
diesen Preis, und ich kann dem Integrationsfonds und allen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern herzlich dazu gratulieren, dass sie diesen Preis bekommen haben. (Beifall
bei der SPÖ.)
Wenn
man natürlich bedenkt, was die Bundesregierung zu ihrer Sprachpolitik gemacht
hat - deshalb habe ich gemeint, ist es schon recht interessant, dass Ministerin
Gehrer heute diesen Preis übergibt -, so weiß man, dass die Sprachoffensive des
Wiener Integrationsfonds doch ganz anders ist, als eben die
"Sprachbeibringpraxispolitik" der Bundesregierung. Ich darf
vielleicht daran erinnern, was bei der Sprachoffensive des Wiener Integrationsfonds
im Vordergrund steht. Im Vordergrund steht: Maximal 20 Prozent der Kosten
werden von den Teilnehmern getragen - also 10 bis 20 Prozent in der Regel
-, mindestens 80 Prozent bezahlt die öffentliche Hand, und das ist doch
ein sehr wohl tuender Unterschied zu den Plänen der Bundesregierung.
Seit 1998 hat es 15 000 Migrantinnen und Migranten
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