Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 93 von 122
einziges! Das hat natürlich überhaupt nichts mit der Arbeit
der GRÜNEN zu tun, obwohl Herr Faymann selbst gesagt hat, 30 bis
50 Objekte sollen weiter verkauft werden, obwohl letztes Jahr am
20. November an dieser Stelle Herr Gerstl bereits neue Adressen kundgetan
hat, die nach seiner Meinung verkauft werden sollen, nämlich im 8. Bezirk
die Schmidgasse 11, im 8. Bezirk die Albertgasse 30 und ebenfalls im
8. Bezirk die Auerspergstraße 19. Davon ist Herr Gerstl damals schon
informiert gewesen, dass der Verkauf ansteht, aber dazu ist es heuer nicht
gekommen. Es ist nicht passiert, weil die GRÜNEN das gemacht haben, was Opposition
in dem Haus leisten muss und was die GRÜNEN gut können: weil wir es
kontrolliert haben, weil wir Anfragen gestellt haben, weil wir dem nachgegangen
sind, weil wir Recherche gemacht haben und weil am Schluss das Kontrollamt der
Stadt Wien eingeschaltet wurde.
Was kommt
jetzt bei dem Bericht heraus? - Die meisten werden ihn hoffentlich schon
kennen. Da kommt unter anderem heraus, dass von den 36 städtischen Wohnhäusern,
die verkauft wurden, immerhin sieben ohne irgendeine Art der Bietersuche
verkauft worden sind: überhaupt niemand, kein Inserat, keine Ausschreibung, gar
nichts, sondern irgendjemand fragt an und bekommt ein Haus, sieben Mal, sieben
schöne Objekte! Damit man das auch im Protokoll nachlesen kann -
1. Bezirk: Bauernmarkt 1, noch einmal 1. Bezirk: Bauernmarkt 9, 4. Bezirk:
Mühlgasse 17, Mühlgasse 19, Mühlgasse 21-25, und noch einmal im 4. Bezirk
zwei Objekte: Margaretenstraße 34 und 37. Diese sieben Häuser sind laut
Kontrollamt - das sage nicht ich, sondern das sagt das Kontrollamt - ohne
Bietersuche abgewickelt worden, und es ist dem Kontrollamtsbericht zu
entnehmen, dass man vielleicht mehr Geld hätte einnehmen können, wenn man eine
Bietersuche gemacht hätte.
Ich frage Sie, was Sie glauben - überlegen Sie einmal
selbst: Wenn wir eine Bietersuche machen, kommt mehr heraus oder kommt weniger
heraus als bei denen, die jetzt gekauft haben? Ich weiß, das ist eine rhetorische
Frage. Es ist verschleudertes Geld der Wiener und Wienerinnen, verschenktes
Geld, und es ist eine Zumutung, dass irgendjemand in der Stadt glaubt, unter Ausschaltung
sämtlicher Gremien und ohne Ausschreibung sieben Objekte verkaufen zu können.
Das wird künftig nicht mehr passieren. Es wird nicht mehr passieren, weil die
Oppositionsarbeit der GRÜNEN in dem Fall erfolgreich war: weil Ihnen das
Kontrollamt geraten hat, dies in Zukunft so vorzunehmen, dass es eine
Bietersuche gibt. Herr Faymann hat gesagt, das ist überhaupt kein Problem. In
der Vergangenheit war es offensichtlich eines, sieben Mal war es eines. In
Zukunft wird es keines sein.
Das Kontrollamt hat aber auch gesagt: Problemfall
Turnergasse 33, Sanierungsverpflichtung. Wer sich erinnert: dort gibt es ein
Haus, das man verkauft hat, noch hier herinnen, das war damals, bevor Wiener Wohnen
ausgegliedert wurde. Da haben Sie noch ein bisschen mehr an Informationen
herauslassen müssen, weil Sie dazu verpflichtet waren, das hier durchzubringen.
Wir haben auch mitgestimmt, mit einer Sanierungsverpflichtung und einem
Rückkaufsrecht, falls es nicht passiert. Das ist natürlich nicht passiert, es
ist die alte Geschichte: Das Haus zerfällt, der Rückkauf wird nicht gemacht.
Das Kontrollamt schreibt, es ist schon problematisch, dass man sich zuerst das
Rückkaufsrecht sichert und es dann einfach verstreichen lässt. Wozu hat man es
sich dann gesichert? Wir wollten, dass das Haus saniert wird. Es ist jetzt
natürlich nicht saniert, im Gegenteil, es ist so baufällig, dass es vermutlich
abgerissen wird. Es ist auf jeden Fall in der Zwangsversteigerung gewesen.
Aber Sanierungen hat Wiener Wohnen des Öfteren nicht
vorgenommen, jedes Mal mit der Begründung, dass keine Kohle da ist: es ist kein
Geld da, es gibt nichts, wir können es uns nicht leisten. Dann sieht man im
Kontrollamtsbericht etwas, was wir vorher natürlich nicht gesagt bekommen
haben, weil wir es nicht dezidiert nachfragt haben. Information bekommt man ja
genauso viel, wie man fragt, und wenn man nicht dazuschreibt: wie viel beträgt
der zehnjährige Hauptmietzinssaldo?, dann erfährt man es nicht. Jetzt wissen
wir es aber, weil es das Kontrollamt gemacht hat.
Hetzgasse: Das Objekt in der Hetzgasse ist verkauft
worden. Es wurde von Wiener Wohnen nicht saniert, weil kein Geld da ist. Wie
viel beträgt der zehnjährige Hauptmietzinssaldo? 245 245 EUR - das
ist natürlich viel zu wenig Geld, damit kann man gar nichts machen! Es sind
aber in altem Geld über 3 Millionen S. Damit hat man nichts machen
können, sondern man hat das Geld dem neuen Eigentümer mitgegeben. Jetzt gibt es
wenigstens ein paar Verbesserungen.
Es wird so einfach nicht mehr gehen. Sie werden das
so einfach nicht mehr verkaufen können und es auch angeblich nicht mehr wollen.
Die nächsten Objekte, die Sie auf den Markt werfen, werden nicht verscherbelt,
sondern zumindest fair angeboten werden müssen.
Ein kleines Bonmot am Rande: Wer weiß, was ein
Anrainerstatus ist? - 20 Meter sind das normalerweise, und wenn die Straße
ein bisschen breit ist, sind Sie schon kein Anrainer mehr. Bei diesem Ansuchen,
bei dem man gesagt hat, wir verkaufen es ohne Bietersuche, aber irgendeinen
Trick, irgendeine Begründung muss man schon haben, hat man dann gesagt: Die
Begründung besteht darin, dass er ein Nachbar ist. Wir begründen es einfach
damit, dass er gesagt hat, er würde das gerne kaufen, weil es ihm gut gefällt
und weil er ein Nachbar ist. Aber er ist nicht 20 Meter oder
40 Meter, auch nicht 100 Meter oder 200 Meter, nein, er ist
250 Meter weit weg! Wenn ich mein Nachbargebiet rund um den Brunnenmarkt
250 Meter groß machen darf - wissen Sie, wie viele 100 Häuser das
sind? Diese Vorgangsweise ist ja absurd! Wenigstens die Begründung hätten Sie
uns ersparen können, das hätte uns schon gefreut.
Das Kontrollamt hat uns im Wesentlichen Recht gegeben. Der
Verkaufsstopp für heuer hat den WienerInnen einen Haufen Geld erspart, weil wir
die Objekte gewinnbringender veräußern können. Wir haben vielen MieterInnen
geholfen. Schade ist aber, dass das Recht
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