Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 89 von 122
das da angeblich herrscht: Ich war in den letzten Wochen und
Monaten nicht nur bei einer Diskussionsveranstaltung, sondern im Grunde war ich
faktisch jeden Tag bei einer Veranstaltung im Kulturbereich. Auch eine Woche
vorher war ich an dem nämlichen Ort, sozusagen wie durch wundersame Fügung sind
mir all die Klagen über dieses "furchtbare" Kulturklima nicht zu
Ohren gekommen. (StR Dr Peter Marboe: Na, na!)
Aber das ist auch nicht der Punkt. Ich glaube, es
geht darum, dass diese Zahlen sehr deutlich auf eines hinweisen: Es geht in der
Kulturpolitik im Grunde darum, auch langfristige Perspektiven zu entwickeln,
Visionen zu formulieren und diese auch anzugehen, in dieser Stadt
selbstverständlich eine Atmosphäre zu schaffen, in der ein gutes Kulturklima
herrscht, in dem die Kulturschaffenden gerne agieren, in dem das Publikum das
entsprechende Angebot hat und teilnehmen kann und in dem von Seiten der
Kulturpolitik natürlich auch Entscheidungen getroffen werden.
Was haben wir getan, was haben wir in den letzten
eineinhalb Jahren umzusetzen versucht? - Es wurde schon darauf hingewiesen,
dass wir einiges in Angriff genommen haben. Wir haben die großen Bereiche der
Kulturpolitik in Wien einmal hergenommen und analysiert, wir haben uns das
angeschaut und überlegt, wie wir es weiterentwickeln können, weil die Kultur
und die Kunst selbstverständlich nicht stehen bleiben, sondern weil sich da
etwas weiterentwickelt. Das müssen wir auch anpassen: an das geänderte Umfeld,
an die geänderte Nachfrage und an die geänderten Bedingungen.
Wir haben nicht mehr und nicht weniger begonnen, als
dass wir die Wiener Theaterlandschaft grundlegend erneuern und grundlegend
umstrukturieren. Wir haben nicht mehr und nicht weniger begonnen, als dass wir
auch die Museumslandschaft grundlegend erneuern und grundlegend
umstrukturieren. Wir haben nicht mehr und nicht weniger begonnen, als dass wir
überdies die Film- und Kinosituation in dieser Stadt, die sich ja sozusagen in
Katastrophen entwickelt hat, neu gestalten. Wir haben überhaupt Stadtteilkultur
neu definiert und neu belebt, und wir haben in Einzelbereichen, betreffend zum
Beispiel den Karlsplatz, eine intensive Diskussion darüber begonnen, was in
Bezug auf die Plätze in dieser Stadt, nämlich einen verkehrsreichen Platz, an
dem Kulturstätten liegen, überhaupt anzudenken ist. Die Wiener Kultur ist in
Bewegung, meine Damen und Herren, und das ist gut so, weil da jeder Stillstand
selbstverständlich auch Rückschritt bedeuten würde. Wir haben ganz große
Projekte in Angriff genommen und sind dabei, sie umzusetzen.
Die Theater: Da geht es natürlich um eine Ausdifferenzierung
des Angebots. Wir haben als Stadt Wien sozusagen im indirekten oder auch
direkten Eigentum die Vereinigten Bühnen Wien, und wir haben uns in der
Stadtregierung erstmals zusammengesetzt und überlegt, was wir damit machen
können und was sinnvoll ist. Wir haben eine Entscheidung, eine Weichenstellung
getroffen und haben ausgezeichnete und ausgewiesene Persönlichkeiten dafür
gewonnen, dass sie mit uns gemeinsam entsprechende Konzepte entwickeln, den
Prof Landesmann, die Kathi Zechner. Im Übrigen, weil Sie gesagt haben, es gibt
keine Frauen im künstlerischen Bereich und so weiter ... (StR Dr Peter
Marboe: Werkvertrag!) Werkvertrag - also Entschuldigung, dass wir auch Verträge
mit Frauen abschließen! Aber das müssen wir eben tun, und ich glaube auch, dass
das notwendig ist.
Wir haben jemanden wie Peter Sellers gewonnen, eine
international absolut anerkannte Regie- und Künstlerpersönlichkeit, die für uns
das Mozartjahr plant. Das heißt, wir haben auch neue, international angesehene
Persönlichkeiten für Wien gewonnen, die uns helfen, diese grundlegende
Neustrukturierung zu gestalten.
Die Museumslandschaft: Auch das Museum geht einer
neuen Zukunft entgegen. Wir haben das ausführlich diskutiert, und ich brauche
das nicht im Detail zu wiederholen. Da geht es natürlich auch darum, neben der
reinen Sammlungstätigkeit noch stärker eine präzisere Vermittlung der Fragen
des urbanen Lebens zu gestalten und anzusprechen.
Die Kinos: Meine Damen und Herren, das ist eine ganz
wichtige Geschichte, weil es letztlich eine politische Entscheidung war, weil
es ein politisches Vorgehen war, weil es eine Entscheidung gegen den
Marktmechanismus war, der ganz offensichtlich nicht beachtet wurde. Da hat es
auch keine Konsequenzen gegeben, als man schon bemerkt hatte, dass Wien so
viele Kinositzplätze wie das doppelt so große Berlin hat, man hat einfach
zugesehen, wie die Kinos zusperren. Wir haben uns in einem sehr mühevollen
Prozess hingesetzt und haben überlegt, was wir tun können und wie wir dem entgegenwirken
können, indem wir einen politischen Plan fassen. Wir haben die Finanzierung
sichergestellt, wir haben uns die Konzepte sehr genau angeschaut. Jedenfalls
ist damit sichergestellt, dass es auch eine Kinovielfalt in der Wiener
Innenstadt gibt; ganz abgesehen davon, dass wir auch für Institutionen wie das
Filmmuseum - und da geht es nicht nur einfach darum, Förderbriefe zu unterschreiben
oder einen Geldbetrag auszuschütten - gemeinsam mit der neuen Leitung Konzepte
entwickelt haben, weil wir in dieser Stadt kulturpolitisch perspektivisch
denken und uns überlegen, wie die Kinosituation - die Grundversorgung, ein anspruchsvolles
Kinoangebot - in dieser Stadt sichergestellt werden kann.
Das Kindertheater wurde erwähnt. Als letzter
Schlusspunkt in dem gesamten Museumsquartier-Komplex ist das eine wichtige
Geschichte: erstmals seriös angegangen, muss ich sagen, weil erstmals auch
seriös finanziert. Der Spatenstich hat stattgefunden, der Bau wird beginnen,
und wir werden in nicht allzu ferner Zukunft, mit Beginn des Jahres 2004,
endlich auch das Kindertheater in der Stadt haben.
Meine Damen und Herren, das sind einige wenige Beispiele.
Ich könnte noch eine lange Liste aufführen, die zeigt, wie insgesamt eine
Atmosphäre der Kultur, eine gute Atmosphäre, eine kreative Atmosphäre der
Kultur in dieser Stadt entstanden ist. Das sage nicht nur ich, sondern es gibt
dazu auch genügend internationale Äußerungen. Wenn ich mir allein anschaue, was
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