Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 122
Wir meinen, dass Integration auch mit Würde und
Chancengleichheit zu tun haben muss! (Beifall
bei der SPÖ.)
Wir SozialdemokratInnen wollen weiterhin ZuwanderInnen
bei der Wahrnehmung ihrer Lebenschancen unterstützen. (GR Gerhard Pfeiffer:
Lassen Sie sich eine Presserede schreiben! Das ist eine Zumutung!)
Ihr Integrationsvertrag hat nicht einmal einen Text.
Wo ist der Text des Integrationsvertrags? Was wissen wir, was passiert, wenn
die Leute die Deutschprüfung nicht bestehen? (GR Gerhard Pfeiffer: Ihre Zeit ist schon lange vorbei!) Ja, Ihre
Zeit wird auch kommen, ja. (GR Gerhard
Pfeiffer: Derartige Hetzreden sind eine Zumutung hier herinnen, wirklich wahr!)
Danke vielmals. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Frau StRin Mag Brauner hat das Wort.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Sehr geehrte Herren! Sehr geehrte Kollegen und
Kolleginnen von der Wiener ÖVP im Besonderen!
Liebe Kollegin Lakatha, du hast gemeint, wir sollen
demokratische Wahlergebnisse akzeptieren und hier keine Agitationen gegenüber
der Wiener ÖVP machen. Keine Sorge, wir akzeptieren demokratische Wahlergebnisse.
Wir wissen ganz sicher, Sie von der Wiener ÖVP haben mit diesem Wahlergebnis
sicher nichts zu tun! Keine Sorge, wir agitieren Sie deswegen ganz bestimmt
nicht an! (Beifall bei der SPÖ. - GR Gerhard Pfeiffer: Es sind ja ganz
offensichtlich Sie, die uns dazu verholfen haben!)
Zum Thema Integrationspolitik. Offensichtlich - und
das tut mir ein wenig Leid - ist da die Arbeit, die in der Vergangenheit
gemacht wurde und die wir in Zukunft vorhaben - wir reden über das Budget und
über zukünftige Ideen -, nicht zur Kenntnis genommen worden und manche sehen
die Realität nicht.
Beim Herrn Kollegen Strache wundert mich das nicht,
denn die FPÖ hat sich noch nie dafür interessiert, reale Probleme zu sehen und
zu versuchen, diese zu lösen. Im Gegenteil. Ihre Politik war dort, wo es Konflikte
gibt, Öl ins Feuer zu gießen und dort, wo es keine gibt, diese zu erfinden, um
zu schüren. Insofern ist es kein Wunder, dass er keine Ahnung von dem hat, was
wirklich in dieser Stadt passiert:
Dass, wenn man über die Anliegen von
Zuwanderer-Frauen spricht, wir eine der wenigen, wenn nicht sogar die einzige
europäische Stadt sind, in der es ein eigenes Frauengesundheitszentrum mit dem
speziellen Auftrag, sich um Zuwanderinnen-Frauen zu kümmern, gibt.
Dass 62 Prozent von denen, die unsere Sprachoffensive
besuchen, Frauen sind, weil wir ganz besonderen Wert darauf legen, Frauen zu
unterstützen, wie wir überhaupt als einen absoluten Arbeitsschwerpunkt die
Sprachoffensive haben. Der Integrationsfonds macht Politik für diesen
Spracherwerb mit den Geldern, die er von der Stadt Wien bekommt, wo es übrigens
früher nur eine einzige Partei gegeben hat, die da dagegen gestimmt hat,
nämlich genau die Freiheitlichen, die sich jetzt darüber aufregen. Mittlerweile
ist es auch die ÖVP, die hier dagegen stimmt. Das bedaure ich, aber ich weiß
wohl zu unterscheiden, dass die ÖVP grundsätzlich hinter diesen
Spracherwerbsmaßnahmen steht und die Freiheitlichen nicht. Insofern ist es kein
Wunder, dass Sie keine Ahnung haben.
Genauso wie Sie keine Ahnung von der Kindergarteninformationskampagne
haben, die wir zum Beispiel im Moment machen, um möglichst viele Kinder aus
Zuwandererfamilien möglichst früh in den Kindergarten zu bringen, weil wir
wissen, dass Integration und Spracherwerb, je kleiner die Kinder sind, desto
einfacher passiert. Das tun wir alles. Sie haben keine Ahnung davon, Sie ignorieren
es! Nun, Hauptsache, die Arbeit passiert. Mit der haben Sie ja noch nie etwas
zu tun gehabt.
Wogegen wir allerdings sehr, oder ich als zuständige
Stadträtin sehr heftig protestieren möchte und es in aller Schärfe zurückweisen
möchte, ist diese Unterstellung, die wir auch das letzte Mal schon gehört
haben, dass in dieser Stadt Menschen eingebürgert werden, die der deutschen
Sprache nicht mächtig sind. Das wäre nämlich nicht gesetzeskonform.
Ich sage Ihnen, ich lasse nicht zu, dass meinen Beamten
und Beamtinnen, von denen ich weiß, dass sie mit genauso großem Herzen, genauso
großem Sozialengagement und zumindest genauso großer Korrektheit und Wissen ob
der gesetzlichen Grundlagen die Gesetze vollziehen, unterstellt wird, dass sie
hier gegen die Gesetze handeln! Das ist eine Schweinerei, das zu behaupten! (Aufregung und Beifall bei der SPÖ.)
Wo wir allerdings wirklich sehr große Schwierigkeiten
bekommen werden beziehungsweise sie schon haben - und da geht es nicht um die
Einbürgerung, sondern da geht es um die zukünftigen Fragen des Aufenthaltrechts
-, unabhängig davon wie Wien, wie wir Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen
zu dem neuen Fremdenrecht stehen - Frau Kollegin Yilmaz hat die inhaltliche
Kritik daran schon formuliert, aber davon abgesehen -, ist, dieses Gesetz zu
vollziehen, denn offensichtlich war das Einzige, was den Bundesgesetzgeber
interessiert hat, ein Gesetz hinauszugeben, das sich durch Strafen, durch
Sanktionen und durch Drohungen gegenüber Zuwanderern auszeichnet. Aber was wir
noch nicht haben, sind Durchführungsbestimmungen. Was wir noch nicht haben, ist
die Niederlassungsverordnung für nächstes Jahr. Was wir noch nicht haben, sind
die Voraussetzungen für die Niederlassungsnachweise. Angeblich soll es
irgendeinen Ausweis in Scheckkartenformat geben, aber niemand weiß es. Das
Gesetz tritt in allerkürzester Zeit in Kraft! Das ist ein absolutes Versäumnis.
Ich bin sehr neugierig, wie man uns hier diese entsprechenden, auch
gesetzlichen und verordnungsmäßigen Grundlagen noch zukommen lassen wird.
Wenn es hier Schwierigkeiten gibt, dann gibt es eindeutig
einen einzigen Verantwortlichen dafür und das ist der zuständige Innenminister,
der hier Versäumnisse hat und der hier versagt hat!
Es wundert mich schon ein bisschen mehr, dass da auch
Kollege Ulm offensichtlich von Dingen spricht, mit denen er sich sehr, sehr
wenig befasst hat. Ich sehe
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular