Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 122
zerstrittenes Bild in der
Öffentlichkeit darstellt, so ist es nicht verwunderlich, dass man letztlich
auch eine Wahlniederlage zur Kenntnis zu nehmen hat. Wir haben diese auch zur
Kenntnis genommen und wir werden die Lehren daraus ziehen.
Entscheidend
ist aber, dass der Wähler am Wahlsonntag nicht wollte, dass es einen roten
Bundeskanzler namens Gusenbauer gibt, und dass er nicht wollte, dass es zu
einer rot-grünen Koalition in diesem Land kommt. Für diese Modelle hat er eine
klare Absage erteilt, aber keine inhaltliche Absage an die letzte und jetzige
Bundesregierung. Und das muss auch festgehalten werden. (Beifall bei der
FPÖ.)
Ich möchte
also zu besagtem Integrationsausschuss und den Inhalten festhalten, dass wir
jedes Jahr natürlich hier Wiederholungen vornehmen, und ich werde mich daher
auch kurz fassen.
Die
Kritikpunkte richten sich einerseits an den Integrationsfonds beziehungsweise
der Integrationsfonds hat ja selbst Kritik an der SPÖ-Stadtregierung geäußert.
Ich erinnere daran. Es hat ja eine Reduktion der Integrationsfondsaußenstellen
in dieser Stadt gegeben, von sieben auf fünf Stellen.
Ich frage
mich: Wo ist die soziale Betreuungsverantwortung in dieser Stadt in diesem
Bereich? Wo ist die Dezentralisierung in diesem Bereich? Man hat offensichtlich
hier nicht ganz so funktionierende Elemente, die halt zu eigenständig waren,
reduziert, um ja die Kontrolle auf diesen Bereich weiter von Seiten der
Stadtregierung aufrechtzuerhalten und zu haben. Das ist etwas, was nicht
unserer Intention entspricht.
Die
Asylbundesbetreuungsrichtlinien hat schon Kollege Ulm vor mir erwähnt. Das ist
also auch ein Zeichen, dass hier zwar immer in dieser Stadt fadenscheinig davon
gesprochen wird, dass man alles in diesem Bereich unternimmt, aber wenn es
darauf ankommt, dann merkt man, dass es ja doch nicht ganz so ist, wie das auch
in den letzten Monaten der Fall war, dass man die Betreuungsstellen einfach
nicht ausgeschöpft hat und hier letztlich Mitverursacher war an den Problemen,
die in der öffentlichen Debatte behandelt worden sind.
Wir alle
sollten eigentlich einfordern, dass die vielen Subventionen, die der
Integrationsfonds erhält, viel, viel zielgerichteter auch für Deutschkurse
letztlich aufzuwenden wären und zur Unterstützung von Sprachkursen einzubringen
wären, noch stärker in diese Richtung zielgerichtet vorzugehen. Vor allem
sollten auch in den Kindergärten und Schulen die Sprachkurse und die Spracherweiterung
durch Deutschunterrichte ausgebaut werden, weil, wie Kollegin Vassilakou auch
festgehalten hat, wir heute wissen, dass 40,4 Prozent aller Wiener
Zuwandererkinder im Schulbereich letztlich mit der deutschen Sprache immense
Schwierigkeiten haben, Lesedefizite auch da sind und wir wirklich schauen
sollten, schon im Kindergartenalter anzusetzen, hier Verbesserungen
herbeizuführen.
Der Integrationsvertrag der Bundesregierung hat hier
einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung getan. Auch hier sollten Sie
sich überlegen, ob Sie den Integrationsvertrag letztlich nur torpedieren oder
ob Sie nicht auch hier unterstützend eingreifen sollten und sich auch überlegen
sollten, von Seiten der Stadt Wien, die 50 Prozent Selbstanteile in
irgendeiner Art und Weise zu schmälern. Der Integrationsfonds bekommt ja
bekanntlicherweise sehr, sehr viele Subventionsgelder. Da könnte man ja vieles
zweckgebunden in diesem Bereich zwecks Unterstützung einführen und einbringen.
Der Bereich Frauen und Frauenrechte auch ganz kurz
angesprochen. Es gibt nach wie vor in dieser Stadt viele Zuwandererfrauen, die
natürlich in ihrer eigenen Familie sehr wohl unter Druck geraten, was
Selbstbestimmung und Emanzipationsrechte betrifft. Auch hier sollten wir uns
überlegen, wie wir diesen Frauen helfen können, dass sie zu ihren
Selbstbestimmungsrechten und zum Emanzipationsrecht geführt werden können und
aus einer Situation herausgerissen werden, die ihnen oftmals verbietet und
untersagt, in die Gesellschaft hinauszugehen, ja sogar Deutschkurse zu
besuchen, denn da könnten sie ja letztlich aus diesem Gefüge herausgerissen
werden.
Zum Abschluss zwei Punkte. Zunächst zur
Einbürgerungspolitik der Stadt Wien, die heute schon kurz angesprochen worden
ist. Zur Erinnerung: In den letzten zehn Jahren wurden allein in der Stadt Wien
über 102 000 Zuwanderer eingebürgert. Das ist eine sehr hohe Zahl. Wir
wissen aus persönlichen Beispielen und Erfahrungen, dass viele Eingebürgerte
der deutschen Sprache nicht wirklich mächtig waren. Das ist etwas, wo man sehr
wohl darüber nachdenken sollte, ob man in Zukunft nicht wirklich darauf achten
sollte, Staatsbürgerschaftsverleihungen erst dann vorzunehmen, wenn die
Kriterien auch wirklich erfüllt sind. Ich denke, nach zehn Jahren Aufenthalt
sollte die deutsche Sprache ja doch etwas sein, das man zu diesem Zeitpunkt
beherrschen sollte. Es kommt immer wieder vor an den österreichischen und
Wiener Gerichten, dass viele eingebürgte Staatsbürger vor Gericht einen Dolmetscher
verwenden, weil sie eben der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Und das
sollte uns zumindest zu denken geben, sehr wohl dafür Sorge zu tragen, dass wir
den Menschen wirklich sichern, dass sie die deutsche Sprache nach zehn Jahren
auch wirklich können, indem man ihnen ausreichend Unterstützung angedeihen
lässt.
Und zum Wahlrecht zum Abschluss. Es sollte ja am
13. Dezember soweit sein, dass im Wiener Landtag dieses Demokratiepaket
beschlossen wird. Ich nehme überrascht zur Kenntnis, dass es diesmal nicht in
der Tagesordnung aufscheint für den nächsten Integrationsausschuss, wie wir das
alle erwartet haben. Ich nehme daher an, dass es zu einer Nachdenkpause bei der
SPÖ gekommen ist, dass man hier doch noch einen Umdenkprozess stattfinden lässt
und in dieser wichtigen Frage, die die Staatsbürgerrechte betrifft, noch einmal
verfassungsrechtlich etwas überdenkt, auch vielleicht an eine Volksabstimmung
denkt und die Bevölkerung einbindet, nämlich die Staatbürger, die es ja auch
betrifft. Denn verfassungsrechtlich gibt es massive Bedenken gegen die
Einführung des Wahlrechts auf Bezirksebene für
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular