Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 122
einen geburtshilflichen Plan in
Wien. Machen Sie einen Plan, in dem klar ist, wer wofür steht, wer welche
Angebote in dieser Stadt hat, wo sanfte, frauenorientierte, hebammenorientierte
Geburt und wo Spitzenmedizin geboten wird, aber erwürgen Sie nicht ein gutes
Haus auf Kosten aller Beteiligten!
Das Letzte, und das will ich nicht mehr sehr weit
ausführen, denn meine Zeit neigt sich dem Ende zu und Martin Margulies soll
auch noch Gelegenheit haben, zu sprechen, ist das Pflegeheimgesetz. Das
Pflegeheimgesetz, das wir noch ausführlich debattieren werden, ist uns in einem
ersten Entwurf vorgelegt worden. Ich will nur auf den Punkt, der die
Wirtschaftlichkeit betrifft, eingehen. Hinten steht nämlich, was es kostet, es
umzusetzen. Es handelt sich um eine kleine Summe von irgendwelchen
44 000 EUR pro Jahr. Ich habe versucht, die wirklichen Zahlen zu
finden und habe das Ganze vier Mal durchgeblättert. Die wirklichen Zahlen
kommen gar nicht vor. Die wirklichen Zahlen würden nämlich bedeuten, dass man
Geld in die Hand nimmt - davon müsste sich etwas bereits im kommenden Jahr im
Wirtschaftplan finden -, um die skandalösen Zustände in den Pflegeheimen zu
beenden, indem man bauliche Maßnahmen vorsieht, die die Misere der
Achtbettzimmer endlich beseitigen, die für die Menschen, die dort hochbetagt
leben, Tagesräume, Rückzugsmöglichkeiten, Lebensqualität und Ausstattung zur
Verfügung stellen.
Frau StRin Pittermann, da werden Sie sehr viel Geld
in die Hand nehmen müssen! Nichts davon steht im Entwurf. Alles wurde uns für
die Verordnung, die erlassen wird, versprochen, aber gleichzeitig erklären Sie,
Frau Stadträtin, immer wieder, die Menschen brauchen Anregung. Wie Recht Sie
haben, Frau Stadträtin, alle Menschen, auch demente Menschen, brauchen
Anregung! Aber Achtbettzimmer sind keine Anregung, sondern eine Zumutung für
alle Menschen, die sozusagen noch im Vollbesitz ihrer Lebenskräfte sind und
umso mehr eine Zumutung für schwache, für demente Personen!
Fazit unter dem Wirtschaftsplan für 2003: Es werden
die wichtigen Steueraufgaben nicht wahrgenommen. Es ist ein Flickwerk. Es ist
kein Planungsvorhaben, das über den konkreten Handlungsbedarf, der sich
aufdrängt, hinausgeht. Und es ist hoch an der Zeit, Frau Stadträtin, dass Sie
Perspektiven, Politik und Entscheidungskompetenz entwickeln! - Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Entschuldigen Sie, meinen Antrag, die Spitze meiner
Aussagen, hätte ich fast vergessen. Ich habe zum Wirtschaftsplan natürlich
einen Beschluss- und Resolutionsantrag einzubringen, der sich damit
beschäftigt, dass wir es nicht hinnehmen wollen, dass die Krankenanstalten im
Wirtschaftsplan so total und allgemein ausgewiesen sind. Wir wollen
Häuserbudgets, Budgets, die durchrechnen, welche Personal-, Infrastruktur- und
Investitionsausgaben wir pro Haus in Wien ausgeben. Wir ersuchen sehr um
Zustimmung, denn nur durch Klarheit und Analyse wissen wir, wohin wir steuern
sollen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
2 Minuten und 30 Sekunden bleiben dann noch. (GR Dipl Ing Martin
Margulies: Vielleicht verwende ich sie gar nicht!)
Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Dr Hahn.
GR Dr Johannes Hahn (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin!
Das Budget 2003 ist, in Zahlen gegossen, eine
trostlose Fortschreibung einer trostlosen, weil einfallslosen, auf
Entwicklungen eigentlich nicht reagierenden Gesundheitspolitik. Meine
Vorgängerin hat das, glaube ich, in etwas charmanteren Worten gesagt. Ich komme
da gleich auf den Punkt. Diese Trost- und Einfallslosigkeit gipfelt etwa in
folgender Aussage, die ich heute mit - ich muss sagen - Heiterkeit aufnehmen
habe müssen. Ich saß im Klub und habe Frau Präsidentin Stubenvoll gehört, wie
sie unter anderem gesagt hat, dass die objektiv vorhandene Zunahme der
Lebenserwartung in den Achtzigerjahren praktisch ein Verdienst des SPÖ-Kanzlers
und der SPÖ-Regierung gewesen sein sollte. Also, das bringt zum Ausdruck und
auf den Punkt, wo offensichtlich heute die Gesundheitspolitik der SPÖ schon
ist, nämlich nirgends, dass sie zu so skurrilen Vergleichen greifen muss. Da
könnte man auch sagen, Schüssel ist dafür verantwortlich, dass jeden Tag die
Sonne aufgeht (Beifall und Bravo-Rufe bei der ÖVP.), was ja gegenwärtig
auch der Fall ist. (GR Godwin Schuster: Drum ist es so diesig! - GR
Christian Oxonitsch: Der Nebel geht gar nicht mehr weg!) Aber es hat eines
bewirkt: Ihr seid alle aufgewacht. (GRin Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch:
Aber die Entwicklung der Lebenserwartung ist kein Naturgesetz, sondern eine
soziale Errungenschaft! Und das ist ein Unterschied!) Ja, aber die soziale
Errungenschaft ist nicht auf das gnädige Wirken der SPÖ-Kanzler zurückzuführen,
sondern dieses Phänomen gibt es in anderen Ländern der Welt Gott sei Dank auch,
und ich würde sagen, das ist eine allgemeine Entwicklung. (GR Franz Ekkamp:
Aber der Vergleich war gut!)
Die einzige Dynamik in diesem Budget, die ich
allerdings feststellen konnte, war - das ist bezeichnend für das
Gesundheitsbudget der Stadt Wien -, dass die Druckkostenbeiträge relativ
dramatisch zunehmen. Umgekehrt - und das ist der negative Aspekt schlechthin -
ist der Umstand festzustellen, dass es zu einer deutlichen Reduktion der
Abgangsdeckungsmittel für die Ordensspitäler kommt, nämlich um nahezu
20 Prozent.
Ich weiß schon, Frau Stadträtin, Sie könnten sich
jetzt auf den formalen Standpunkt zurückziehen und sagen, das ist nicht Ihre
Geschäftsgruppe. Das ist formal in der Tat richtig, das ist das Ressort Rieder,
aber in einer gesamthaften Schau gehört es insgesamt ja wohl doch zu der Frage
der gesundheitspolitischen Situation der Stadt Wien. Hiefür haben Sie nun
einmal primär die politische Verantwortung, und es kann nicht im Sinne der
Stadt sein, wenn Einrichtungen, die ganz objektiv eine hervorragende
Performance liefern, damit bestraft werden, dass ihre Abgangsdeckung um nahezu
20 Prozent reduziert wird, was zweifellos à la longue Auswirkungen auf
ihre wirtschaftliche Existenz haben wird.
Es gibt auch in diesem Budget wiederum keine wie
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