Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 122
allein deshalb in nächster Zeit keine regulierenden
Auswirkungen haben, weil vor seiner Veröffentlichung bereits 30 Projekte
fertig gewidmet waren." Herr Kollege Neuhuber, wenn 30 Projekte
gewidmet sind, damit die Baubewilligung erreichen können und nicht gebaut
werden, wer ist dann schuld? Das Hochhauskonzept oder die Immobilienbranche,
die zurzeit selbst keine ausreichenden Investitionsmöglichkeiten hat, weil der
Markt zusammengebrochen ist? Hör mir doch auf mit der Polemik gegen das
Hochhauskonzept, die in diesem Punkt eindeutig falsch ist!
Kollegin Trammer, Sie haben - das war der einzige
Angriff bei der ganzen Debatte, den ich so nicht stehen lassen möchte - Herrn
Architekten Hollein, dem Vorsitzenden des Fachbeirats für Stadtplanung,
vorgeworfen, dass er dort seine eigenen Projekte genehmigt und dass die
Aufstockung des Hotels Hilton nur deswegen so leicht durchzubringen ist, weil
Architekt Hollein dort Vorsitzender ist. Ich halte das für eine bodenlose
Gemeinheit! Architekt Hollein ist einer der international renommiertesten
Architekten, den es überhaupt auf der Welt gibt. Ich bin froh, dass er sich
bereit findet, beinahe um Gottes Lohn, nämlich für eine kleine
Aufwandsentschädigung, die nicht einmal die Kosten einer Fernreise deckt, schon
die zweite Periode hindurch den Vorsitz im Fachbeirat für Stadtplanung zu führen
und dass wir einen so renommierten Wiener an dieser Position haben. Ich bin
sehr froh darüber, denn die Qualität, die dabei in der Wiener Architektur
herauskommt - das ist mittlerweile unbestritten -, wird überall und weltweit
gelobt, insbesondere in der Bundesrepublik Deutschland, wo man geradezu nach
österreichischen Absolventen von den Hochschulen giert. Zu sagen, Architekt
Hollein hätte es sich gerichtet, weil er dort den Vorsitz führt, ist so etwas
von bodenlos gemein, wo doch jeder nachlesen kann, dass der Fachbeirat für
Stadtplanung eine Geschäftsordnung hat. In dieser Geschäftsordnung ist klar
festgelegt, wenn jemand befangen ist, dann enthält er sich der Stimme und
diskutiert nicht einmal mit. Genau das - im Protokoll nachzulesen - hat der Professor
bei all seinen Projekten gemacht, alle anderen Mitglieder gleichfalls. (GRin
Heike Trammer: Ich habe auch nichts anderes behauptet!) Wenn Sie hier
sagen, dass es sich Architekt Hollein im Fachbeirat gerichtet hat, weil er
Vorsitzender der Fachbeirats ist, dann ist das schlichtweg falsch und gelogen! (Beifall
bei der SPÖ.)
Es gibt noch ein paar Punkte, die Sie erwähnt haben
und die nicht ganz so richtig waren, wie Sie geglaubt haben. Ich kann nur
darauf hinweisen, es ist nicht nur das Straßenbaubudget, sondern es ist auch
so, dass wir im U-Bahn-Bau nächstes Jahr deutlich mehr ausgeben werden als
heuer. Im Budget stehen Zahlen, die ungefähr gleich hoch sind in beiden Jahren.
Die Differenz ist nicht einmal 1 Prozent. Die tatsächlichen Ausgaben, die
heuer und nächstes Jahr stattfinden - mit Vorbelastungen geht das alles -,
werden um 50 Prozent höher sein als sie heuer waren.
Eine Kleinigkeit hätte ich ganz gerne auch beim
Kollegen Gerstl korrigiert. Die S 7 im 15-Minuten-Takt wäre wunderbar. Ich
bin sofort dafür zu haben. Aber wissen Sie, was der Preis dafür ist? - Auf der
Schnellbahnstammstrecke würde man vom 7,5-Minuten-Takt auf einen
15-Minuten-Takt verdünnen, weil die Bundesbahnen nicht in der Lage sind, die im
30-Milliarden-S-Paket schon fix vereinbarte Signalverbesserung auf der
Schnellbahnstammstrecke zu machen. Damit kann ich schlicht und einfach nicht
einverstanden sein, dass man auf der Schnellbahnstammstrecke den Takt verdünnt.
Zur Frage
der Offenlegung von Planungsgewinnen und des "Mehrwert Simmering":
Ich glaube, dass wir mit dieser Form, "Mehrwert Simmering", einen Weg
gefunden haben, wie wir noch größere Erfahrung mit der so genannten Abschöpfung
von Planungsgewinnen machen können. Es gibt beinahe keinen Großwohnbau, wo
nicht Kindergarten und Schule automatisch vom Bauträger mitzunehmen sind. Wenn
ich an das andere Masterplan-Projekt von Norman Foster mit den Aspang Gründen,
also dem "Eurogate"-Projekt denke, muss dort der Investor sogar dafür
sorgen, dass die Abfahrt von der Autobahn unterirdisch geführt und damit die
Straßenbahnlinie 18 vom Verkehr befreit wird.
Wir haben
mittlerweile eine Vielzahl von Möglichkeiten ausprobiert und entwickelt, auch
KDAG-Gründe, wenn du dich erinnerst. Ich denke, dass wir mit "Mehrwert
Simmering" erstmals eine Form finden, die auch die richtige Offenlegung
der Transaktionen ermöglicht und eine Nachprüfbarkeit gewährleistet, die bisher
nur dadurch gegeben war, dass im Akt des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans
die privatrechtlichen Erklärungen der Bauträger enthalten waren. Ich denke, wir
haben hier ein Stück mehr Sicherheit gewonnen. Ich denke, dass wir dieses
Projekt auch weiterentwickeln können.
Es gäbe
noch eine Reihe von Dingen zu sagen, zu erwidern, aber ich will Sie hier nicht
länger aufhalten. Ich möchte nur abschließend meinen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern in der Geschäftsgruppe dafür danken, dass wir dieses Jahr derart
weit vorankommen konnten. Ich bin davon überzeugt, dass die Arbeit für Sie
nicht weniger werden wird und wir im nächsten Jahr genau dieselben Leistungen
von Ihnen einfordern werden. - Herzlichen Dank dafür. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Danke, Herr Stadtrat, bezüglich der klaren
Aussagen zu wichtigen Projekten unserer Stadt, wie zum Beispiel der U 6.
Wir kommen
nun zur Beratung der Geschäftsgruppe Gesundheits- und Spitalswesen.
Ich
schlage vor, die Debatte zur Geschäftsgruppe mit Postnummer 4 (04691/2002-GGS),
das ist der Wirtschaftsplan der Unternehmung "Wiener
Krankenanstaltenverbund" für das Jahr 2003, gemeinsam durchzuführen, die
Abstimmung über den Voranschlag der Bundeshauptstadt und den Wirtschaftsplan
"Wiener Krankenanstaltenverbund" jedoch getrennt vorzunehmen.
Wird
dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich darf die Damen und
Herren des Gemeinderats ersuchen, so vorzugehen.
Wir kommen jetzt zur Beratung dieser Geschäftsgruppe. Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Dr Pilz.
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