Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 122
Rezeptgebühr um 26 Prozent, zwölf höhere Selbstbehalte
bei Heilbehelfen, höhere Pensionsversicherungsbeiträge der kleinen
Gewerbetreibenden, Einführung von Ambulanzgebühren, höhere
Einkommenssteuervorauszahlungen, Besteuerung und Kürzung von Unfallrenten und
Invaliditätspensionen, Kürzungen beim Arbeitslosengeld und bei der
Arbeitsmarktförderung, Einführung von Studiengebühren und last but not least -
das alles wissen auch Sie ganz genau - die höchste Steuer- und Abgabenquote,
die es in der Geschichte dieser Republik je gegeben hat.
So geht es nicht, meine sehr geehrten Damen und
Herren! Wien schaut hier ganz anders aus, und diesem Wettbewerb, in dem es um
Budget-, Steuern- und Abgabenpolitik geht, stellen wir uns gerne. Denn wir können
auf Daten und Fakten zurückgreifen, die zeigen, dass Wien im Wiener Budget in
den Standort Wien, in die Arbeitsplätze und in die Wirtschaft Wiens investiert.
(Beifall bei der SPÖ.)
Wenn Herr Dr Aichinger seitens der ÖVP hier herauskommt
und sich über die Gebühren und Abgaben Gedanken macht (GR Dr Matthias
Tschirf: Zu Recht!), dann ist das selbstverständlich sein gutes Recht. Aber
Herr Dr Aichinger, der in seiner Funktion auch der Spartenobmann des Handels in
Wien ist, weiß ganz genau, wovon ich jetzt gesprochen habe. Denn es ist noch
nicht so lange her, da hat es eine Meldung gegeben, dass es dem Handel gerade
im heurigen Jahr sehr schlecht geht und dass die Aussichten, was eine
Verbesserung betrifft, nicht sehr rosig sind. Ich kann das nur bestätigen. Wir
müssen auf das Weihnachtsgeschäft hoffen, da sind wir uns einig. Aber warum ist
das so? Was sind denn die Ursachen? - Weil ganz einfach Kaufkraft fehlt, weil
die Leute belastet wurden! Aber nicht, weil sie von der Stadt Wien belastet
wurden, sondern weil es diesbezüglich massive Belastungen auf Bundesebene
gegeben hat!
Da hier von Rednern der Opposition, vor allem von ÖVP
und FPÖ, davon gesprochen worden ist, dass es auf Bundesebene ein
Konjunkturpaket gibt, ja schon zwei Konjunkturpakete gegeben hat, kann ich
Ihnen auch dazu etwas sagen. Hier ist eine Umfrage unter Klein- und
Mittelbetrieben darüber, was diese Konjunkturpakete der Bundesregierung bei den
Klein- und Mittelbetrieben bewirkt haben oder ob es überhaupt Auswirkungen
gegeben hat, diese Umfrage ist eine Woche alt. Wir haben sie also nicht
zwischen den Konjunkturpaketen durchgeführt, sondern sehr wohl abgewartet, dass
auch das zweite - wie man so schön sagt - "greifen" könnte. Diese
Zahl ist heute, vielleicht zu Ihrer Überraschung, schon einmal genannt worden:
88 Prozent der Klein- und Mittelbetriebe sehen keine Auswirkungen des
Konjunkturpakets!
Das hat auch Gründe, das ist ganz klar: weil die
meisten Ankündigungen in diesem Konjunkturpaket eben nichts anderes als
Ankündigungen sind und in Wirklichkeit nichts dahinter ist! Wenn Sie davon
sprechen, dass man die Konjunktur ankurbeln muss, dann sage ich Ihnen: Wir
brauchen in Wien grundsätzlich keine zusätzlichen Konjunkturpakete, weil wir
eine Konjunkturankurbelung im Budgetvoranschlag berücksichtigen. Das machen wir
im Budgetvoranschlag 2003, und das haben wir in der Vergangenheit auch für das
heurige Jahr so gemacht. (Beifall bei der SPÖ.)
Wenn Sie über den Wirtschaftsstandort Wien oder auch
über den Wirtschaftsstandort Österreich sprechen, wenn Sie hier vor allem den
Wirtschaftsstandort Wien und die Maßnahmen der Wiener Stadtregierung ständig
kritisieren, dann muss ich Ihnen auch dazu etwas sagen. Das gilt genauso in
Wien wie auf Bundesebene, wo Herr Dr Schüssel ständig davon gesprochen hat, dass
man doch nicht den Standort schlecht machen soll, weil das schlecht für die
Wirtschaft ist. Was diesbezüglich auf Bundesebene gilt, das gilt auch auf
Wiener Ebene: Machen Sie den Wirtschaftsstandort Wien nicht schlecht! Reden Sie
nicht davon, dass es in Wien keine Betriebsansiedlungen gibt! Reden Sie nicht
davon, dass keine internationalen Betriebe nach Wien kommen! Das stimmt ganz
einfach nicht, und Sie alle wissen das, weil Sie auch die Unterlagen durchlesen
können; ich nehme doch an, dass Sie das hin und wieder tun. Da werden Sie
feststellen, dass gerade bei den internationalen Betriebsansiedlungen die Stadt
Wien führend in Österreich ist. Mehr als doppelt so viele internationale
Betriebe haben sich, im Vergleich zu ganz Österreich, in Wien angesiedelt. Wien
hat überhaupt die höchste Neugründungsrate in Österreich. Das ist auch ein
Erfolg sozialdemokratischer Wirtschaftspolitik, und darauf sind wir, glaube
ich, zu Recht stolz! (Beifall bei der SPÖ.)
Lassen Sie mich ganz kurz auf meine Vorredner eingehen,
im Besonderen auf Herrn Dr Schock, der in seinen Ausführungen davon gesprochen
hat, dass das Ziel Nulldefizit auf Grund der Hochwasserhilfe nicht ganz
erreicht wurde. (StR DDr Eduard Schock: Und der Rezession!) Herr Dr
Schock, ich kenne Sie jetzt schon einige Jahre und weiß, dass Sie sich sehr
intensiv mit den Unterlagen beschäftigen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass
Sie das irgendwie übersehen haben. Wenn wir davon sprechen, dass es 1,3, 1,5,
1,8 Prozent oder vielleicht sogar ein noch höheres Defizit gibt, dann hat
das nichts mit dem Hochwasser zu tun. Der Anteil, der auf das Hochwasser
entfällt, beträgt in etwa 0,25 Prozent. Da müssen wir schon bei der
Wahrheit bleiben. (StR DDr Eduard Schock: Und die Rezession, habe ich
gesagt! - GR Dr Matthias Tschirf: Und Deutschland? Herbeigeführte Rezession!)
Wenn Sie immer wieder Deutschland nennen - und das wurde
auch in der Vergangenheit ständig getan -, dann sage ich Ihnen auch etwas dazu.
(GR Dr Matthias Tschirf: Ja! Das ist sehr peinlich!) In Deutschland hat
man, glaube ich, eine wesentlich niedrigere Steuer- und Abgabenquote als bei
uns. Diese ist wesentlich niedriger. (GR Dr Matthias Tschirf: Dass Sie das
deutsche Beispiel noch lobend erwähnen, ist unglaublich! Da wissen Sie, dass es
anders ist!) Ich sage es noch einmal, hören Sie mir zu, vielleicht können
Sie dabei noch etwas lernen. Wenn Sie es sich anschauen und wenn Sie die Arbeitslosenrate
vergleichen, die es in Deutschland gegeben hat ... (GR Dr Matthias Tschirf:
Ein Desaster haben die
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