Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 122
Modell nichts zu bemerken. Es ist in den Zahlen des
Voranschlags nicht nachzuvollziehen, ganz im Gegenteil, es wird im Voranschlag
2003 dieses Wiener Belastungspaket budgetwirksam. Die freiheitliche Fraktion
wird schon deswegen diesen Voranschlag ablehnen. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Es ist für einen Freiheitlichen
in dieser Stunde nicht leicht, diesem Wahlergebnis auch einen positiven Aspekt
abzugewinnen. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Das ist schwer!) Es ist
wirklich nicht leicht. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Das kann man nicht!) Positiv
für Österreich ist aber zweifelsohne, dass Rot-Grün in diesem Land verhindert
werden konnte. Positiv für Österreich ist, dass unserem Land das Schicksal
unserer deutschen Nachbarn erspart bleiben wird. Positiv ist vor allem, dass
Österreich hoffentlich auch ein sozialistischer Finanzminister erspart werden
kann, ein sozialistischer Finanzminister, der die Belastungspolitik von
Vranitzky und Klima fortsetzt, jene Belastungen, die ja auch im "Netzwerk
Innovation" der Sozialdemokratie vorgezeichnet waren. Es sind jene
Belastungen, die die sozialistischen Wirtschaftssprecher - Frau Kubitschek,
Herr Marterbauer - vorgezeichnet haben ("Grasser!"-Zwischenrufe
bei den GRÜNEN.), diese alten Ideen wie die Besteuerung von Weihnachts- und
Urlaubsgeld, die Besteuerung der Abfertigung und Überstunden, die Erhöhung der
Grundsteuer und die Erhöhung der Erbschaftssteuer, also jene Belastungen, die
etwa auch - und das sollten wir nicht vergessen - der wirtschaftspolitische
Berater der Sozialdemokratie, der neue alte Berater Androsch, zwei oder drei
Tage vor der Wahl bestätigt hat. Er hat ja bestätigt, dass, sollte es wieder
einen sozialistischen Finanzminister in diesem Land geben, drastische
Einschnitte und drastische Maßnahmen kommen werden. Androsch will das Pensionsalter
erhöhen, er will die Wohnbauförderung für die Länder - damit auch für Wien -
kürzen und er will die Leistungen an die Familien aus dem
Familienlastenausgleichsfonds kürzen.
Meine
Damen und Herren! Es ist dieser Tage, vor einer Woche, von der Europäischen
Kommission ein Verfahren gegen unser Nachbarland Deutschland eingeleitet
worden, der so genannte "blaue Brief". Die rot-grüne Koalition in
Deutschland und ein sozialistischer Finanzminister haben Deutschland zum
Schlusslicht gemacht. Österreich profitiert davon: Fast
100 Betriebsansiedlungen aus Deutschland laufen derzeit bei uns, weil die
deutschen Firmen vor diesem rot-grünen Belastungspaket ins Ausland absiedeln.
In Österreich werden dadurch hoffentlich 3 000 neue Arbeitsplätze
geschaffen werden können.
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner
(unterbrechend): Entschuldigung, ich muss kurz unterbrechen: Die
Redezeit ist um.
StR DDr Eduard Schock (fortsetzend):
Ich komme daher zum Ende.
Herr Vizebürgermeister! Wir brauchen uns vor dem
Kassensturz, den Sie gefordert haben, nicht zu fürchten. Die bleibenden
Verdienste dieser Bundesregierung sind gesunde Staatsfinanzen und ein wieder
attraktiver Wirtschaftsstandort Österreich. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Strobl gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Friedrich Strobl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich habe Verständnis dafür, dass die Oppositionsparteien
den Budgetvoranschlag kritisieren. Das haben wir alle nicht anders erwartet.
Ich habe auch Verständnis dafür, dass die Oppositionsparteien ihre Regierungsparteien
auf Bundesebene loben. Auch da war nicht schwer zu erraten, dass das kommen
wird. Aber ich würde sagen, der Gerechtigkeit halber müssen Sie dann akzeptieren,
dass auch wir, wenn wir zum Budgetvoranschlag in Wien sprechen und Sie ständig
über die Bundesregierung und die Erfolge Ihrer Bundesregierung sprechen, hier
den einen oder anderen Kritikpunkt aufzeigen. (Zwischenruf des GR Dr
Matthias Tschirf.) Ich werde mir erlauben, das auch so zu tun. Ich habe
kein Verständnis dafür, wenn Frau Dr Rothauer herauskommt und sagt: Nein, wir
sollten uns nur über das Wiener Budget unterhalten, und hier ausschließlich
davon spricht, dass es in Wien ständig Abgaben- und Gebührenerhöhungen gibt.
Daher lasse ich mir kein Redeverbot erteilen, wenn es um die Budgetsituation
auf Bundesebene geht.
Das habe ich schon vor einiger Zeit einmal von dieser
Stelle aus ganz klar gesagt, und ich wiederhole es heute: Wenn Sie hier einen
Wettbewerb darüber veranstalten wollen, wie es mit den Gebührenerhöhungen
aussieht - ich habe mir das sehr genau angeschaut! Ich habe mir die
Presseaussendungen angeschaut, von Herrn Dr Schock, von Frau Dr Rothauer und so
weiter und so fort, auch von Ihnen, Herr Klubobmann, worin Sie sich immer
darüber beklagen, welche Gebührenerhöhungen es in Wien gibt. (GR Dr Matthias
Tschirf: Ja!) Ich habe nachgesehen, habe das zusammengezählt und bin bei
Ihnen, Herr Dr Tschirf, auf vier, und bei Ihnen, Herr Dr Schock, auf fünf
gekommen. Dann habe ich mir die Mühe gemacht, mir die Gebühren-, Abgaben- und
Steuererhöhungen auf Bundesebene anzuschauen. Wenn wir davon sprechen, dass
dies Auswirkungen auf Kaufkraft, Wirtschaftsstandort und so weiter hat, dann
müssen wir diese vier oder fünf Erhöhungen, über die Sie sich so mokieren, dem
gegenüberstellen, was auf Bundesebene über die Österreicherinnen und Österreicher
und natürlich auch über die Wienerinnen und Wiener hereingebrochen ist.
Ich werde jetzt nicht alle 31 Punkte, die ich hier stehen
habe, vorlesen, aber ein paar müssen Sie sich schon gefallen lassen: Erhöhung
der motorbezogenen Versicherungssteuer um 51,4 Prozent, zweimalige Erhöhung
der Tabaksteuer um zirka 0,36 EUR pro Packung, Erhöhung der Biersteuer,
deutliche Erhöhung diverser Gebühren, zum Beispiel Pass und Personalausweis
werden doppelt so teuer, Gerichts- und Grundbuchgebühren wurden erhöht, eine
dreimalige Erhöhung der
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