Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 122
et cetera eine Gesamtdarlehensumme
von, ich glaube, 130 Millionen EUR gegeben wird, welche 80 Prozent
des gesamten Investitionsvolumens entspricht. Das heißt, 130 Millionen EUR
Darlehen werden gegeben und zusätzlich fließen 30 Millionen EUR in die
Gesamtinvestitionen hinein. Und Sie alle wissen, wenn man 150 Millionen
EUR an Investitionszuschuss gibt, macht dies in der Art und Weise der
Verbuchung keinen Unterschied. Zumindest wird seitens des Herrn Finanzstadtrats
in seinem Vorwort kein Unterschied herausgearbeitet. Ich weiß schon, ein
Darlehen kommt wieder zurück. Aber in der Art und Weise, wie Sie die
Investitionsförderung darstellen, wird kein Unterschied herausgearbeitet. Da
ist es schon wichtig zu betonen, wenn ich 130 Milliarden EUR als
Investitionszuschuss gebe, schaffe ich in der Regel eine Investition in der
Höhe von 500, 600, 700, 800 Millionen EUR. Wenn ich es so mache wie hier,
ein Darlehen in der Größenordnung von 130 Millionen EUR gebe, schaffe ich
gerade zusätzlich 30 Millionen EUR. Das ist ein Unterschied zu der
Politik, wie wir sie uns vorstellen, weil nicht nur, gerade in diesen Bereichen
- damit kommen wir zum nächsten Punkt -, einmal darüber nachzudenken wäre, ob
es auch Aufgabe der Stadt Wien ist, de facto Bankangelegenheiten wahrzunehmen,
ohne wirklich eine Bank dafür zu haben.
Ich war
immer dafür, dass die Stadt Wien die Bank Austria nicht verkauft. Ich war auch
immer dagegen, dass die Stadt Wien die Bank Austria-Aktien letztendlich in
HypoVereinsbank-Aktien tauscht. Wir werden darauf heute noch einmal ganz kurz
zurückkommen. Aber wenn man als Stadt Wien der Meinung ist, es macht Sinn,
Bankangelegenheiten wahrzunehmen, dann, bitte, lassen wir das über eine eigene,
dafür zuständige Sparkasse laufen. Ich bin der Letzte, der sagt, die Stadt soll
sich aus Dienstleistungen, aus Finanzierungsmodellen, aus der Bereitstellung
kommunaler Dienstleistung zurückziehen. Ich glaube, es ist wichtig, aber
dokumentieren wir es nicht irgendwie untransparent, sondern machen wir es
öffentlich. Machen wir es öffentlich und sagen wir als Stadt Wien, wir stehen
dazu! Wir werden in den nächsten Tagen und Wochen noch genug Zeit dafür haben,
weil es wird notwendig sein, dass das Engagement bezüglich GATS über das
Expertenhearing, welches meines Erachtens sehr erfolgreich war, hinausgeht. Es
wird eine der größten Aufgaben der Stadt Wien sein, dazu beizutragen - da sage
ich, auch mit den Grünen dazu beizutragen
-, dass die Privatisierung öffentlicher und kommunaler Dienstleistungen
hintangehalten wird. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vielleicht ein letztes Wort zur HypoVereinsbank - der
zuständige Stadtrat ist noch im Saale: Gestern hatte ich ein Aha-Erlebnis im
Vergleich zur sonstigen Diskussion über die HypoVereinsbank, weil bislang wurde
mir immer erklärt, die Stadt Wien hat überhaupt kein Geld verloren und die
Stiftung hat auch kein Geld verloren, weil alles nur mit dem Nennwert
budgetiert ist. Gestern hat sogar Herr GenDior Randa in einer Presseaussendung
gesagt, es stimmt, im Vergleich zur Bank Austria-Aktie haben viele
Aktienanleger enorme Verluste gemacht. Er hat absichtlich das Wort
"Verluste" in den Mund genommen. Aber er rät ihnen, diese Aktie zu
halten, weil sie irgendwann wieder steigen wird. Hoffentlich steigt sie wieder.
Nichtsdestoweniger wurden durch dieses Stiftungsmodell der Stadt Wien
16 Milliarden S beziehungsweise 1,2 Milliarden EUR entzogen und
nicht mehr sinnvoll verwaltet. Es gibt jetzt keine Dividende mehr, das zeichnet
sich immer deutlicher ab. Das heißt, dieser ganz hochspekulative
Technologiefonds wird nicht dotiert werden und niemand ist bereit, dafür die
Verantwortung zu übernehmen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es sind schon
wegen viel geringeren Summen Menschen zurückgetreten. Bei
16 Milliarden S oder 1,2 Milliarden EUR geht es nicht mehr um
die Schuldfrage. Ich will niemanden beschuldigen, er hätte irgendetwas in
bösartiger Weise gemacht, aber es wurde gespielt und es wurde verloren. Daraus
ist, meines Erachtens nach, die Verantwortung zu ziehen. Der Vorsitzende des
Sparkassenrats, der zugestimmt hat, war der Herr Bürgermeister.
16 Milliarden S sind fort, die Dividende ist fort.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist zwar
ein Nebenkapitel, aber ein entscheidendes Kapitel der Wiener
Wirtschaftspolitik. Ich würde Sie schon ersuchen, Verantwortung ernst zu nehmen
und dementsprechend auch zu handeln! - Ich danke sehr. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich
wollte nur sagen, die Kollegin hat noch 7 Minuten 52 Sekunden. Der
Kollege hat mehr als 10 Minuten gesprochen.
Wir kommen nun zum Herrn GR Dkfm Dr Aichinger. Ich
erteile ihm das Wort.
GR Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter
Herr Vizebürgermeister! Meine Damen und Herren!
Ich darf zuerst auf eine Feststellung des Herrn Vizebürgermeisters
replizieren, die ich leider nicht ganz nachvollziehen kann. Herr
Vizebürgermeister, Sie haben uns vor wenigen Minuten erzählt, dass neben den Gebührenerhöhungen
Steuersenkungen durchgeführt worden sind. Wir wissen - ich darf das an zwei
Beispielen festmachen -, dass mit 1. Juli die Müllgebühren um
26 Prozent erhöht worden sind. Das können wir auch im Voranschlag nachvollziehen,
indem diese Position von 130 Millionen EUR auf 164 Millionen EUR
ansteigt. Das kann man nachrechnen, nachvollziehen, sieht man. Das ist eine
Erhöhung und die steht klar. Wenn man sich die Position der Vergnügungssteuer
anschaut, dann ist es zwar richtig, dass der Hebesatz gesenkt worden ist, Herr
Vizebürgermeister, aber dafür ist die Basis verbreitert worden. Das müsste
eigentlich auch in Ihren Berechnungen so stehen, weil der Ansatz der
Vergnügungssteuer im Gegenteil sogar um eine Minimalität gestiegen ist. Daher
sehe ich dort nicht, dass es zu einer Vergnügungssteuersenkung gekommen ist.
Sie ist nämlich von 47,9 Millionen EUR auf 48 Millionen EUR gestiegen.
Das, glaube ich, kann man nicht, meine Damen und Herren, als Gegenüberstellung
beziehungsweise als
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular