Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 122
schaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen darstellen. Was
aber notwendig wäre, wäre ein rascher Tarifstopp und ein sorgsamer Umgang mit
dem Steuergeld. (Beifall bei der ÖVP. - Zwischenruf des GR Johann Driemer.)
Herr Kollege, schauen Sie sich das Wahlergebnis an!
Sie sehen, die Politik von Wolfgang Schüssel, der Sanierung dieses Landes ist
bestätigt worden. Und schauen Sie sich bitte die Zahlen von Wien an. Schauen
Sie sich die an. Dass die Zahl der unselbstständig Beschäftigten im Oktober
2002 im Vergleich zum Oktober 2001 um 1,2 Prozent von 769 836 auf
760 584 zurückgegangen ist. Damit hätten Sie sich zu beschäftigen! (Beifall
bei der ÖVP.)
Und
schauen Sie sich an, wie das im österreichischen Schnitt aussieht. Da ist es um
0,4 Prozent angestiegen. Oder die Arbeitslosenquote, die in Wien um
2 Prozent höher ist, als im Bundesdurchschnitt. Das sind Themen, mit denen
Sie sich auseinander setzen sollten! Jetzt und sofort!
Meine
Damen und Herren! Es gilt, den Stillstand in dieser Stadt der letzten eineinhalb
Jahre zu überwinden, den Stillstand, der sich darin erschöpft hat, auf eine
Bundesregierung hinzukeppeln und nicht mehr zu tun.
Herr
Vizebürgermeister! Mir fehlt beispielsweise ein Konzept für die Wiener
Stadtwerke. Der verdiente GenDior Skyba geht jetzt mit Jahresende in Pension.
Wo ist aber Ihr Konzept für den Energieversorger Stadtwerke, für den
Verkehrsdienstleister Stadtwerke unter schwierigeren Finanzierungsbedingungen?
Welche
Strategien verfolgen Sie in der Energieallianz? Geht’s zur Fusion oder zum
Zerfall? Eine dritte Möglichkeit werden wir langfristig nicht finden.
Wo ist
bitte das Konzept hinsichtlich der Situation von WIENSTROM? Die finanzielle
Situation hat sich da deutlich verschlechtert. Oder gibt es demnächst eine Strompreiserhöhung
in diesem Bereich?
Was ist
mit einem Multi-Utility-Konzept für die Stadtwerke? Warum gibt es nicht wie
etwa in Mannheim, in Bremen ein Angebot an jeden, der die Wohnung wechselt? Das
waren Stopshops. Dass Wasser, Strom, Gas, Telefon, Kabel-TV einfach mitgehen
und hier mitgegeben werden? Das fehlt.
Dieser
Stillstand zeigt sich aber auch in anderen Bereichen, ob das jetzt der Bildungsbereich
ist. Wo ist die Generalsanierung der Pflichtschulen?
Was ist
hinsichtlich des Energiecontractings an den Wiener Schulen?
Oder in
der Familienpolitik, mit den teuersten Kindergartenplätzen, die weiter noch
erhöht worden sind?
Wie sieht
es aus mit der Reduktion der Familienförderung um 1 Million EUR?
Wie sieht
es aus mit der Reduktion des Pflegekinderwesens um 5 Millionen EUR?
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Hier wären Sie gefordert, Visionen für diese Stadt
zu schaffen und hier die richtigen Schritte zu tun!
Meine
Damen und Herren! Was aber mit diesen Budgets geschieht, sind Signale in die
falsche Richtung. Zum Beispiel in Richtung Senkung der Bezirksmittel. Hier wird
die Bezirksautonomie eingeschränkt, hier werden kleinere Einheiten einfach in
ihren Möglichkeiten reduziert.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Ich lade Sie ein, konstruktiv für diese Stadt zu
arbeiten.
Und an die
GRÜNEN und an die SPÖ in diesem Haus gewendet, darf ich mit einem Leserbrief,
der heute in einer Tageszeitung veröffentlicht ist, schließen:
"Auch
wer sich jetzt beleidigt und wehleidig ins Trutzwinkerl zurückzieht, weil er
nicht alles durchsetzen kann, was er sich vorgenommen hat, beweist nicht sehr
viel von Demokratieverständnis. Schließlich können nicht alle, die bei einer
Wahl nicht Erste wurden, beleidigt das Handtuch werfen. Sonst gehen wir schon
bald wieder wählen. Und dann werden die Verweigerer schön schauen!"
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Das ist die Meinung eines Herrn Franz Weinpolter,
eines Wieners, die heute in einer Tageszeitung veröffentlicht wurde. Nehmen Sie
sich das mit und fangen Sie an, für diese Stadt zu arbeiten! (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster ist Herr Mag Kabas zum Wort
gemeldet. - Und für Frau StRin Rothauer gibt es eine Restredezeit von
22 Minuten.
GR Mag
Hilmar Kabas (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir haben
am letzten Sonntag, und da gibt’s nichts zu deuteln, eine schwere Niederlage
erlitten. Wir haben massiv verloren. Wobei ich hinzufügen möchte, dass es sich
doch schwerpunktmäßig in erster Linie um eine Verschiebung innerhalb der
Regierungskoalition gehandelt hat. Sehr zu unserem Leidwesen natürlich, aber -
das möchte ich doch auch herausstreichen - die Arbeit der Bundesregierung wurde
von der Mehrheit der Bevölkerung unterstützt.
Rot-Grün,
dieses angestrebte - etwa vom sozialistischen Spitzenkandidaten in Wien -
Modell hat nicht die Mehrheit gefunden, und ich glaube, das ist gut für Österreich,
weil das Beispiel der Bundesrepublik Deutschland zeigt, wie schnell bei so einer
Konstellation vor allem die Wirtschaft darunter leidet und letztlich das
ehemalige Zugpferd der EU an die letzte Stelle gerutscht ist.
Wir haben die
Rechnung vom Wähler präsentiert bekommen dafür, dass wir so gestritten haben,
dass eben die Wähler uns nicht mehr gefolgt sind.
Und
natürlich, das verstehe ich schon, dass alle die, die gewonnen haben, sich
freuen. Und wenn Herr Mag Chorherr gesagt hat, dass wir von den GRÜNEN überholt
wurden, dann ist das auch außer Streit gestellt. Allerdings, und das muss ich
wirklich mit Bedauern feststellen, nur durch unsere Mithilfe, und wir werden
selbstverständlich die Lehren daraus ziehen.
Die FPÖ,
meine sehr geehrten Damen und Herren, hat eineinhalb Jahrzehnte lang man kann
sagen jede Wahl gewonnen. Diesmal stehen wir auf der Verliererseite.
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