Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 122
Was lernen wir daraus abschließend? - Noch viel stärker
politische Inhalte in den Vordergrund stellen. Und gerade in Wien Druck machen,
dass zu politischen Inhalten auch gestanden wird.
Ich nenne jetzt einfach ein Detail. Das ist ein
Detail, aber es ist auch eine Haltung Richtung SPÖ. Wir bemühen uns seit vielen
Jahren mit einigen von Ihnen, das Thema Solidarität weltweit zum Beispiel über
die gesamte Fair-Trade-Geschichte umzusetzen. Es gab einen Antrag von uns, der
auch angenommen wurde, dass in Pensionistenheimen Fair-Trade-Kaffee eingesetzt
wird. Reden Sie mit den Fair-Trade-Menschen, was faktisch weitergegangen ist.
Nahezu gar nichts! Aus mir unverständlichen Gründen! Ob es Ihnen jetzt nicht so
wichtig ist, ob das in der Bürokratie versandet, ob ... Also, ich habe das
Gefühl: Es ist nicht wirklich wichtig, denn wenn man das nicht umsetzen kann,
dann verstehe ich es nicht.
Jetzt gestehe ich der Frau Kato zu, dass sie sich
hier bemüht. Aber wissend, wie empört die Leute von Fair-Trade sind, dass
nichts weitergeht, trotz eines von Ihnen abgeschwächten Antrags, lade ich Sie,
liebe Gemeinderäte im SPÖ-Klub, ein: Es gibt die "fairen Wochen",
verkosten Sie bitte mit uns Fair-Trade-Kaffee. Es ist okay, und vielleicht
kommt auch der eine oder andere Fair-Trade-Kaffee verkosten. Aber Ihre Aufgabe,
wenn man an ein politisches Projekt glaubt, wäre nicht, dass Sie Fair-Trade
verkosten, das kann eine Bürgerinitiative auch. Sie können so etwas umsetzen!
Und so viele Leute sind zornig, und ich bin auch zornig, dass diese politischen
Projekte dort, wo Sie die Möglichkeit haben, nicht umgesetzt werden!
Und das ist ein Grund, warum viele nicht glauben,
dass es die SPÖ wirklich ernst meint, große schwierige Reformen umzusetzen. Ich
möchte das nicht gering reden jetzt, das Fair-Trade. Aber wenn es nicht einmal
gelingt, Fair-Trade-Kaffee in Pensionistenheimen, wo Sie so viel Einfluss
haben, wie wahrscheinlich nirgendwo jemand auf der Welt, umzusetzen, wie wollen
Sie glaubhaft machen, dass Sie bereit sind, schwierige grundsätzliche Reformen
im Sozialbereich, im Bereich der atypischen Beschäftigungsverhältnisse, im
Bereich der Pensionsfinanzierung, im Bereich der Ökologisierung des
Steuersystems umzusetzen? - Da ist kein politisches Projekt spürbar!
Und noch einmal festgemacht: Das politische Projekt
"Dann fressen wir halt auch die greane Krot", ich glaube, dass das
der Kernpunkt ist. Wir werden uns bei der Nase nehmen und das verstärken, was
wir in den letzten Jahren begonnen haben und durchaus im Wiener Bereich auch
umgesetzt haben, inhaltliche Visionen entwickeln im sozialen Bereich, im
ökologischen Bereich, diese Visionen realitätstüchtig auf die Füße stellen, um
Leute zu überzeugen, dass wir imstande sind, sie umzusetzen. Ich erhoffe mir,
dass eine breite Debatte auch in der SPÖ läuft, woran es gescheitert ist. Meine
Kernthese ist: Ohne politisch inhaltliches Projekt, für das man auch kämpft,
kann man keine Wahlen gewinnen! - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster ist Herr Klubobmann Dr Tschirf zum Wort gemeldet. Eine Sekunde noch.
Jetzt geht es. - Und der Kollege Margulies hat eine Restzeit von
13 Minuten. - Bitte, Herr Klubobmann.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Zunächst einmal weise ich es auf
das Entschiedenste zurück, und es ist unglaublich, dass hier in diesem Haus
dauernd von Lüge gesprochen worden ist. Das ist ein Skandal, wie Sie sich hier
aufführen, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Es
gehört einfach dazu, Wahlergebnisse zu akzeptieren! Das ist ein Teil der
westlichen Demokratie und ich lade Sie ein, sich nicht von der westlichen
Demokratie zu entfernen! (Erneuter Beifall bei der ÖVP.)
Was das Wahlergebnis des 24. November 2002
erbracht hat, ist klar: Die Wähler haben Wolfgang Schüssel, unseren
Bundeskanzler, einen Wiener, bestätigt. Sie haben klar ein Ja gesagt zur
Sanierung der Staatsfinanzen, ein Ja zur sozialen Marktwirtschaft und zur
Generationengerechtigkeit, ein Ja zu Europa.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es war ein Ja
zu einer berechenbaren Politik Österreichs nach innen und nach außen, und diese
Politik hat daher nicht zufällig den Zuspruch der Jungen und der Frauen in
dieser Republik und auch in Wien gefunden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es waren
sicherlich keine Gemeinderatswahlen, die stattgefunden haben, aber es tut gut,
zu sehen, welchen Zuspruch die Volkspartei in dieser Stadt gefunden hat. (Beifall
bei der ÖVP.)
Und auch an die Adresse der SPÖ gesagt: Das Ergebnis
der Zusammensetzung dieses Hauses ist das punktuelle Ereignis des März 2001 und
nicht mehr. (GR Godwin Schuster: Umgekehrt!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die politische
Diskussion sollten wir eigentlich über die Themen führen, die die Zukunft
dieser Stadt betreffen. Und daher appelliere ich an die SPÖ: Hören Sie erstens
auf, die Stadt als Ihr Eigentum zu bezeichnen. Der Container ist Gott sei Dank
schon abgebaut. (GR Godwin Schuster: Und das Zelt?)
Meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ!
Gehen Sie lieber über zur Arbeit. Die Wahlkampfzeit mit den schrillen Tönen
sollte endlich vorbei sein. Das gilt auch für den Bürgermeister und den
Vizebürgermeister. Das, was notwendig wäre, wäre endlich Visionen zu entwickeln
für diese Stadt, wie diese Stadt in den nächsten 10, 15 Jahren aussieht,
wie sich diese Stadt weiterentwickelt, wie mit den Verkehrsströmen umgegangen wird,
wie der Übergang von der Industriestadt zur Wissensstadt gelingt. Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Davon hören wir nichts!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Was hören wir und was
lesen wir aus diesem Budget heraus? - Wir lesen heraus, dass Tariferhöhungen
stattgefunden haben, Tariferhöhungen, die eine Gefährdung der wirt-
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