Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 122
(Beginn um 9.01 Uhr.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf Sie zur heutigen Sitzung recht
herzlich begrüßen. Ich hoffe, Sie sind zwischenzeitlich alle ausgeschlafen. Der
Tag wird lang, die Nacht wird kurz.
Ich darf
bekannt geben, dass für die heutige Sitzung entschuldigt sind: Frau GRin Klier
und Frau GRin Dr Vana sowie zeitweilig Frau GRin Mag Schmalenberg.
Bevor wir zur Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß
§ 15 Abs. 2 bekannt, dass an schriftlichen Anfragen einmal grün,
dreimal ÖVP eingelangt sind, und weiters sind eingelangt einmal grün, einmal
ÖVP an Anträgen. Den Fraktionen wurden die Anträge schriftlich bekannt gegeben
und die Zuweisungen erfolgen wie beantragt.
Die Postnummer 1 (04780/2002-MDALTG) der
Tagesordnung betrifft den Entwurf des Voranschlags der Bundeshauptstadt Wien
für das Jahr 2003 und die Postnummer 2 (04781/2002-MDALTG) die
Überprüfung von Gebühren und tarifmäßigen Entgelten durch den Gemeinderat.
Ich schlage vor, die Beratung dieser zwei
Geschäftsstücke zusammenzuziehen und die Verhandlung nicht nach den zehn
Gruppen des Entwurfs, sondern nach Geschäftsgruppen zu gliedern. Nach einem
einleitenden Referat des Berichterstatters zu diesen Geschäftsstücken, Herrn
VBgm Dr Rieder, erfolgen die allgemeine Beratung und die Spezialdebatte über
die Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke.
Nach dem Schlusswort des Herrn amtsführenden
Stadtrats wird über die Anträge zu den zwei Geschäftsstücken abgestimmt. Ich
nehme an, Sie sind damit einverstanden.
Darf ich nur ersuchen, ich verstehe, dass man einige
Tage nach einer Wahl gegenseitig das Wahlergebnis noch einmal bemurmeln muss,
aber ich würde bitten, dass man das um eine Spur leiser tätigt, obwohl ich
verstehen kann, dass vielleicht die eine oder andere Partei etwas lauter mit
sich selbst beschäftigt sein muss.
Weiters möchte ich bekannt geben, dass wir für diese
Sitzung und nur für diese Sitzung eine Redezeitregelung getroffen haben. Diese
Redezeitregelung darf ich noch einmal in Erinnerung rufen: Maximal
30 Minuten für das Einleitungsreferat für den Herrn Vizebürgermeister, bei
der Generaldebatte zu diesem Einleitungsreferat je Klub 30 Minuten und für
die Diskussionsbeiträge in der Spezialdebatte je Klub 20 Minuten. Die
amtsführenden Stadträte und Stadträtinnen haben in der Spezialdebatte
20 Minuten, und der Berichterstatter hat dann nach der Generaldebatte
15 Minuten und beim Schlusswort 10 Minuten Redezeit.
Ich ersuche, dass wir das einhalten. Ich sage dazu:
Wenn wir das jeweils aufs Maximum ausnützen, endet die heutige Sitzung um
2.30 Uhr morgen Früh. Das ist die Deadline. Um 2.30 Uhr müssen wir
fertig sein, dann hat die Vereinbarung gehalten. Sind wir früher fertig, dann
ist es auch okay.
Ich darf nun den Herrn Vizebürgermeister bitten, die
Verhandlung über die Postnummern 1 und 2 einzuleiten. Wie gesagt:
30 Minuten - maximal.
Berichterstatter VBgm Dr Sepp Rieder:
Herr Vorsitzender! Herr Bürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die wiederholte Feststellung des Herrn Vorsitzenden,
dass 30 Minuten zur Erklärung des Budgetvoranschlags ausreichen, spricht
dafür, dass eben dieses Budget für sich spricht, so würde ich das also interpretieren.
Das Zweite, was ich vorweg sagen möchte: Ich habe
einer Aussendung des ÖVP-Gemeinderatsklubs entnommen, dass der Klubobmann und
der Klub der heutigen Budgetdebatte "geradezu freudig entgegensehen"
- wörtliches Zitat: -, "weil da die Gelegenheit besteht" - weiter
wörtlich zitiert -, "dass wir unseren Erfolg kommunizieren können."
Nun möchte ich drei Bemerkungen dazu machen: Ich habe
volles Verständnis, dass man wenige Tage nach dem 24. November, der in der
Tat die politische Landschaft in Österreich verändert hat, sozusagen
Wahlerfolge feiern will. Es sollten - Klammer auf - vielleicht die eigenen
Wahlerfolge sein und nicht die abgetretenen Erfolge. (Zwischenruf des GR Dr
Matthias Tschirf.) Aber ich denke, Herr Klubobmann, was der 24. November
nicht verändert hat, ist die tatsächlich sehr schwierige, triste
Wirtschaftssituation in Österreich und sind die beklemmenden Aussichten am
österreichischen Arbeitsmarkt. Und daher schlage ich vor, dass wir weniger
Wahlerfolge zelebrieren, als über diese Probleme reden, über die
Zukunftsperspektiven reden und darüber, welche Programme vorliegen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Und, Herr Klubobmann Tschirf, vielleicht noch einige
Bemerkungen dazu. Jede österreichische Bundesregierung, in welcher
parteipolitischen Zusammensetzung immer, wird nicht herumkommen, sich mit den
zum Teil sehr ernüchternden und zum Teil auch sehr kritischen Feststellungen
der Europäischen Union, der Kommission, zur Wirtschaftslage, zum
Wirtschaftswachstum in Österreich und zur Beschäftigungspolitik der
österreichischen Bundesregierung auseinander zu setzen. Und weder die Tatsache,
dass die Reallohnsteigerungen in Österreich heute das Schlusslicht in der
Europäischen Union sind, noch die Prognose der Europäischen Kommission, dass
wir im Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr unter den Durchschnitt der
Europäischen Union zurückfallen werden, sind eigentlich Anlass zur Beruhigung,
sondern sollte im Gegenteil Anlass sein, sich energisch mit dieser Frage
auseinander zu setzen.
Und zweite Bemerkung dazu: Der Kassasturz der
rot-grünen Regierung in Deutschland, die ja bekanntlich im österreichischen
Wahlkampf eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat, steht der
österreichischen Regierung erst bevor, uns allen steht sie erst bevor, und wir
werden erst dann wissen, ob es nicht zu diesem Stück in Deutschland ein
Gegenstück in Österreich gibt. (GR Gerhard Pfeiffer: Würden Sie mit Ihrer
Budgetrede beginnen? Der Wahlkampf ist vorbei!)
Die am 15. Oktober veröffentlichte Kritik des
Rechnungshofpräsidenten Fiedler zum Bundesrechnungsab-
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