Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 106 von 106
gut aufgenommen wird.
An die ÖVP und die FPÖ richte ich nochmals die Aufforderung:
Kontert doch mit Inhalten! Unserer Ideenkampagne haben Sie einfach nichts
entgegenzusetzen, das ist die Wahrheit! (Beifall bei der SPÖ. - GR Walter
Strobl: Wir haben ein Programm und ihr habt Container!)
Weil ich wirklich glaube, dass dieses Thema viel zu
sehr im Vordergrund steht, auch in der Öffentlichkeit - aber das kann man ja
auch nicht 100-prozentig beeinflussen -, habe ich mir heute die Mühe gemacht,
im Computer nachzusehen, was in APA und OTS seit 15. September - ungefähr
zu diesem Zeitpunkt hat es angefangen - berichtet wurde. Bei der Eingabe
"Container" hat es 151 Nennungen gegeben - hauptsächlich von
Ihnen natürlich, aber auch von uns, wenn wir Falsches richtig stellen mussten.
151! - Das ist jetzt ganz ernst. - Bei "Gesundheitspolitik" gab es
nur 124, bei "Jugendarbeitslosigkeit" 111 (GR Dr Andreas Salcher:
Das war jetzt alles andere, aber nicht ernst!), bei "Konjunkturbelebung"
gar nur 46 und bei "Pensionserhöhung" oder auch alternativ
"Pensionserhöhungen" nur 40 Nennungen.
Also meine Partei und ich sind der Auffassung, wir
sollten uns mit den Pensionserhöhungen und mit der Konjunkturbelebung
beschäftigen, uns gegen die Jugendarbeitslosigkeit und für eine gute
Gesundheitspolitik aussprechen - und nicht auf Dauer irgendeine künstliche
Aufregung über den Container herbeiführen. (Beifall bei der SPÖ. - GR Walter
Strobl: Räumen Sie den Container weg ...!)
Herr
Kollege und Herr Klubobmann Matthias Tschirf! Ich hätte mir von dir erwartet,
dass du sagst: Okay, wir sind politisch verschiedener Meinung, aber eure Container-Idee,
die war einfach eine tolle Geschichte (Ironische Heiterkeit bei Gemeinderäten
der ÖVP. - GR Dr Matthias Tschirf: Da muss ich gegen einen Baum gerannt sein,
wenn ich das sage!), und wir werden uns bemühen, eine ähnlich tolle Idee zu
entwickeln! - Aber nein, das hast du nicht gesagt, sondern ihr habt einfach die
Vernaderung gewählt. Und das finde ich als Demokrat, der interessante Politik
in dieser Stadt gestalten will, schade!
Aber wir haben auch sehr viel sonstiges Interessantes.
Weil die Kultur angesprochen ist: Arik Brauer, Christian Ludwig Attersee, Esin
Turan, Mitra Shahmoradi-Strohmaier und Martin Brausewetter haben mit insgesamt
15 Werken dort für uns eine Ausstellung geliefert und diese Werke werden
nach Abbau des Containers unmittelbar nach den Wahlen der Aktion "Licht
ins Dunkel" zur Verfügung gestellt. (GR Dr Matthias Tschirf: Ich habe
geglaubt, damit die SPÖ saniert wird!)
Ich glaube, das ist etwas, was 100-mal mehr wert ist,
als Ihre ganze Polemik. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich meine, ich frage mich, wo der Herr Finz, der Herr
Parteivorsitzende der ÖVP, der ja selten hier ist, eigentlich lebt, wenn er
sagt, "an Ungeheuerlichkeit sei dieser Container wahrlich nicht zu
überbieten". (GR Dr Matthias Tschirf: Der Bürgermeister ist auch nicht
da! Ihr Parteivorsitzender ist auch nicht da!) "Ungeheuerlichkeit"
- ich meine, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, mit welchem Vokabular
hier gearbeitet wird. Sogar unseren Hernalser Container - ich bin ja Hernalser
Mandatar - hat er angegriffen, dagegen polemisiert und hat gesagt, die
VP-Bezirksräte seien nicht eingebunden gewesen. Also, sollen wir jetzt bei der
Form unserer Wahlwerbung, unserer Wahlkonzepte jeweils die VP-Bezirksräte um
Erlaubnis fragen? - So weit, meine Herren und Damen von der ÖVP, wird es nicht
kommen! (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)
Finz hat übrigens damals gesagt: Die Wiener
Schrammeln - denn dort am Elterleinplatz sind die Schrammeln, ihr wisst das
ohnedies -, "die Wiener Schrammeln, deren Denkmal den Elterleinplatz
ziert, hätten zu Lebzeiten mit Sicherheit eine dissonante rote Wahlkampfpolker
dazu komponiert." Also nicht nur, dass er sich bei der modernen Kunst
nicht auskennt, das weiß ich, aber dass er nicht einmal "Polka" und
"Polker" unterscheiden kann, ist ein Armutszeugnis für den Herrn
Finz. (Beifall bei der SPÖ. - GR Johannes Prochaska: Mein Gott! Da hat sich
jemand vertippt!)
Andererseits bin ich ja fast froh, dass sich der Herr
Finz auch über den Hernalser Container aufregt, denn sonst könnte ja noch der
Verdacht aufkommen, dass vielleicht manche, die sich für bürgerlich halten, glauben,
die Roten hätten da in der Innenstadt, in der noblen Innenstadt, nichts
verloren und deshalb dürfen sie das nicht. Da denke ich zum Beispiel an Herrn
Klubobmann Khol, für den ja die Roten grundsätzlich nur "rote Gfrießer"
sind. Und das ist keine politische Kultur, die wir in unserer Stadt wollen. (Beifall
bei der SPÖ. - GR Johannes Prochaska: Das ist geschmacklos!)
Im Gegensatz dazu eine kleine Anekdote, die mir mein
Freund und Kollege Ernst Woller erzählt hat. Er war gestern - er hat mir
erlaubt, das auch zu erzählen - beim Container, und da war es wirklich so, dass
ein Fremdenführer aus den Bundesländern mit einer Besuchergruppe dort war, und
das waren nicht SPÖ-Funktionäre, sondern ganz normale Touristen im Rahmen eines
Wien-Besuchs, und die waren wirklich beeindruckt, gesagt hat, "das ist der
viel diskutierte Container, und die Besuchergruppe war beeindruckt. Das ist
doch eine schöne Sa-che, wenn die Menschen aus den Bundesländern kommen und
beeindruckt sind. (Beifall bei der SPÖ. - Ironische Heiterkeit bei der FPÖ
und bei der ÖVP.)
Aber noch einmal zum Schluss: Der liebe Herr Dr Finz
hat sich auch an den Big Brother erinnert und hat gesagt, man wird sehen, wer
zum Schluss am 24. November den Container verlassen wird. Die klare
Antwort der SPÖ: Am Ende verlässt der Sieger den Container. Am 24. November
wird der künftige Bundeskanzler, Dr Alfred Gusenbauer, der Sieger sein, und das
wird gut sein für Österreich. (Lebhafter Beifall bei der SPÖ. - Zwischenrufe
bei der FPÖ und bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung dieser
dringlichen Anfrage, dieses Reizthema für die Opposition, ist somit beendet.
Die öffentliche Sitzung ist somit auch erledigt.
(Schluss um 20.05 Uhr.)
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